Robert Kraft beim Super Bowl:Der mächtigste Patriot

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Schmiede des Patriots-Erfolgs: Besitzer Robert Kraft (r.) und Quarterback Tom Brady. (Foto: imago/ZUMA Press)
  • Robert Kraft ist einer der reichsten Männer der USA - und der Besitzer der New England Patriots.
  • Vor 25 Jahren riskierte er alles, um seinen Lieblingsklub zu kaufen und zum Erfolg zu führen.
  • Beim Super Bowl am Sonntag wird er sich auf die Leistung seiner kongenialen Partner Brady und Belichick verlassen müssen.

Von Felix Meininghaus, Atlanta

Mitte Januar ist Robert Kraft einmal mehr ins Rampenlicht getreten: Der schwerreiche Geschäftsmann aus Massachusetts wurde mit dem Genesis-Preis ausgezeichnet, der auch als "jüdischer Nobelpreis" bezeichnet wird. Umgehend kündigte Kraft an, den ausgelobten Scheck über eine Million Dollar einzusetzen, "um den zunehmenden Antisemitismus zu bekämpfen". Der 77-Jährige benötigt das Geld nicht, er hat mehr als genug davon. Als junger Heranwachsender sollte Kraft nach dem Willen seines Vaters Rabbi werden, er entschied sich aber für eine Laufbahn in der Papier- und Verpackungsbranche und wurde zum Milliardär.

Berühmtheit erlangte Kraft allerdings vor allem dadurch, dass er die New England Patriots übernahm und zum mit Abstand erfolgreichsten Footballteam der Gegenwart formte. In einem Alter, in dem die meisten Menschen längst ihren Ruhestand genießen, gefällt sich dieser Geschäftsmann immer noch in seiner Lieblingsrolle als Macher. Bei der Eröffnungsveranstaltung des Super Bowl am Montag präsentierte sich Kraft in jugendlichem Outfit: hellblaues Sakko und Sneakers, so tritt niemand auf, der daran denkt, in Kürze abzudanken.

Von der Dauerkarte zum Besitzer

Doch der Reihe nach: 25 Jahre ist es her, dass Robert Kraft bei den Patriots das Zepter übernahm. Seitdem gibt es für diesen Klub nur eine Richtung: bergauf. Kraft war seit Kindheitstagen ein glühender Fan der Patriots, 1971 kaufte er seine erste Dauerkarte. Als die Geschäfte anfingen, gut zu laufen, orderte er sechs Saisonkarten, um die gesamte Familie zu versorgen. Was ihm Ärger mit seiner 2011 verstorbenen Ehefrau Myra einbrachte, die schimpfte, der Gatte möge das mühsam erarbeitete Geld nicht zum Fenster rauswerfen.

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Aus heutiger Sicht ist das eine Anekdote zum Schmunzeln, denn schnell häufte Kraft Millionen an, mit denen er sich zunächst die Rechte an den Parkplätzen am Stadion und danach an der alten Spielstätte sicherte. Es war sein Faustpfand, mit dem vehementen Pochen auf bestehende Mietverträge verhinderte der bekennende Lokalpatriot den Umzug des chronisch erfolglosen Teams nach Jacksonville.

Die jahrelangen Streitigkeiten endeten damit, dass die Eigner der Patriots 1994 entnervt aufgaben und Kraft die Möglichkeit bekam, das Team zu kaufen. Der damalige Kaufpreis von 172 Millionen Dollar war der höchste, der bis dato in der NFL gezahlt worden war. Ein enormes Wagnis, aber auch eine schlaue Investition. Heute listet das Wirtschaftsmagazins Forbes die Patriots mit 3,8 Milliarden Dollar. Er habe für die Erfüllung seines Traums "sämtliche persönliche Regeln außer Kraft gesetzt", berichtete Kraft Jahre später.

Es begann der wundersame Aufstieg eines Teams, das in der Szene zuvor traditionell als Verlierertruppe wahrgenommen wurde. Kraft holte Bill Belichick und stattete den Trainer in der Teamführung und der Kaderzusammenstellung mit weitreichenden Kompetenzen aus. Kurz darauf gesellte sich Quarterback Tom Brady zum Mastermind Belichick. Um dieses kongeniale Duo herum wurde eine Mannschaft aufgebaut, die in diesem Jahrtausend bisher neun Mal den Super Bowl erreicht hat. Es ist eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, die so gut funktioniert, weil die Alphatiere Kraft, Belichick und Brady eine perfekte Symbiose eingegangen sind. Die drei Protagonisten ergänzen sich, rasseln jedoch mit ihren ausgeprägten Egos erstaunlich selten aneinander. Als Kraft vor 19 Jahren Brady holte, der bei den Patriots zum größten Spielmacher der NFL-Geschichte werden sollte, sagte der Quarterback bei seiner Einführung beim Klubchef: "Das war die beste Entscheidung Ihres Lebens."

Robert Kraft hat auch mit dieser Personalie alles richtig gemacht. Längst gilt der Erfolgsmensch als einer der charismatischsten Persönlichkeiten, die das Football-Geschäft zu bieten hat. Er lenke seinen Klub mit "großer Führungsqualität, der Hingabe eines Fans und mit einer Weltklasse-Organisation", sagte NFL-Commissioner Roger Goodell während seiner Pressekonferenz am Mittwochnachmittag. Mehr Lob als das des mächtigsten Mannes im American Football geht kaum. Kraft besitzt in der Szene einen untadeligen Ruf, 2011 wurde er als Vermittler im Tarifstreit zwischen den Spielern und den Klubs von allen Seiten als Stimme der Vernunft gerühmt.

Trumps Freund, aber nicht Trumps Meinung

Kraft gilt zwar als Freund von Donald Trump, ist mit ihm aber nicht immer einer Meinung. Er stellt sich auch öffentlich gegen den US-Präsidenten, wenn er bei einem Thema anderer Ansicht ist. So wie in der Kontroverse um Colin Kaepernick, der sich aus Protest gegen Rassismus in seinem Land weigerte, bei der Nationalhymne aufzustehen. Als Trump den Quarterback daraufhin mit beleidigenden Worten attackierte, ergriff Kraft die Partei des Spielers und maßregelte Trump für dessen unangemessene Diktion.

Mit Brady weiß der Klubbesitzer einen Bruder im Geiste an seiner Seite. Der Quarterback, der sich mit dem Präsidenten beim Golfspielen ablichten ließ und eine Kappe mit dem Trump-Slogan "Make America great again" präsentierte, ging auf Distanz. Nach dem Gewinn des Super Bowl 2017 weigerte er sich, den traditionellen Besuch im Weißen Haus anzutreten. Mittlerweile scheinen sich die Parteien wieder einander anzunähern. Als Brady und sein Team Atlanta für das Super-Bowl-Wochenende erreicht hatten, übermittelte Trump via Twitter Glückwünsche. Beim Gegner Los Angeles Rams blieb der in den sozialen Netzwerken sonst so mitteilsame Politiker dagegen stumm. Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, welchem Team Trump am Sonntag die Daumen drücken wird.

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