Freiburgs Trainer Christian Streich:"Aufstehen, ganz klare Kante, nichts anderes"

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Hat sich politisch klar positioniert: Freiburgs Trainer Christian Streich. (Foto: Tom Weller/dpa)

Freiburgs Trainer Christian Streich und andere Kollegen aus der Fußball-Bundesliga rufen auf, die bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus und die AfD zu unterstützen.

Das Video seiner knapp vierminütigen Rede geht längst viral und wird von Handy zu Handy durch das ganze Land verschickt: Darin hat Freiburgs Trainer Christian Streich den Profifußball sowie seine Fans dazu aufgerufen, sich bei den bundesweiten Demonstrationen gegen Rechtsextremismus zu beteiligen. "Wer jetzt nicht aufsteht, der hat nichts verstanden. Es ist fünf Minuten vor zwölf", sagte Streich auf die Frage, wie er die Rolle des Fußballs und seiner Fans beim Protest gegen Rechtsextremismus sehe.

"Jeder in diesem Land ist dazu aufgerufen, aufzustehen und im Familienkreis, in der Arbeit oder sonst wo, sich ganz klar zu positionieren", sagte Streich weiter und forderte: "Aufstehen, unmissverständlich, ganz klare Kante. Nichts anderes."

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Zehntausende strömen am Freitag Richtung Binnenalster, um gegen rechts zu protestieren. Es sind so viele Menschen, dass die Veranstaltung um 16.40 Uhr abgebrochen werden muss.

Von Oliver Klasen und Jana Stegemann

Streich selbst hatte am Mittwoch in Freiburg an einer Kundgebung gegen rechts teilgenommen. Nun erklärte er, Fußballfans seien Bürger, aber auch Fußballtrainer oder Wirtschaftsbosse. Wer jetzt sitzen bleibe, habe nichts verstanden. Es solle "keiner rumjammern hinterher, wenn er von einer autoritären, rechtsnationalistischen Gruppierung regiert wird", bei der die freiheitlichen Grundrechte "über den Bach rübergehen".

Jeder in Deutschland müsse Verantwortung übernehmen. "Seit 58 Jahren lebe ich in einer Demokratie als freier Mensch", erklärte der 1965 in Südbaden geborene Streich: "Das ist ein unglaubliches Glück." Es gebe nur wenige Menschen in diesem Alter auf der Welt, die so frei leben könnten. Daher sei es unglaublich, welches Vokabular derzeit auch aus der "sogenannten Mitte" verwendet werde. Hintergrund der Diskussionen ist ein vom Medienhaus Correctiv publik gemachtes Treffen von Rechtsradikalen mit Politikern von AfD und einzelnen CDU-Mitgliedern in einer Potsdamer Villa.

Auch Tuchel und Hoeneß äußern sich

Auch andere prominente Köpfe aus der Bundesliga äußerten sich, darunter Bayern-Trainer Thomas Tuchel. Bei diesem Thema müsse man "natürlich ganz klar sagen, dass da nicht genug aufstehen können. Da stehen wir 1000 Prozent dagegen auf. Da gibt es keine Zweifel gegen jede Art von Extremismus - insbesondere aktuell in der Diskussion und bei unserer Geschichte. Da kann es keine Stimme zu viel geben", sagte Tuchel vor dem Bundesligaspiel am Sonntag gegen Werder Bremen. Werder-Trainer Ole Werner erklärte ebenfalls: "Das Zeichen sollte man am Wochenende setzen - das ist in diesen Zeiten wichtiger denn je."

Auch Bayern Münchens Ehrenpräsident Uli Hoeneß hatte am Freitag bei der Gedenkfeier für Franz Beckenbauer klar Position bezogen. Der Kaiser habe durch die WM 2006 in Deutschland "einen Prozess angestoßen". Dieser sei auch in Zukunft wünschenswert, "die AfD möchte ich aber nicht dabei haben", betonte Hoeneß.

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