Statistiken zu Deutschland vs. Ghana:Lahm überzeugt doch

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Zweikampfsicher gegen Ghana: Kapitän Philipp Lahm (links). (Foto: AFP)

Katastrophenpässe, mangelde Präsenz im Mittelfeld: Nach der Partie gegen Ghana sieht sich DFB-Kapitän Philipp Lahm mit Kritik an seiner Leistung konfrontiert. Dabei zeigt er in vielerlei Hinsicht eine sehr ordentliche Partie, wie die WM-Analyse des Tages beweist.

Von Matthias Schmid

Als die Vorführung im doppelten Sinne vorüber war, stand Philipp Lahm noch eine ganze Weile auf dem Rasen von Fortaleza. Müde, leer, irgendwie mitgenommen wirkte der 30-Jährige nach dem 2:2 gegen Ghana. Er trank aus der Pulle und blickte immer wieder nach oben, wo auf der Videoleinwand die Höhepunkte des Spieles zu sehen waren. Er konnte wahrscheinlich selbst am wenigsten verstehen, was in den mehr als 90 wilden Minuten geschehen war.

Einer der ghanaischen Höhepunkte war sein persönlicher Tiefpunkt gewesen. Beim Gegentor zum 1:2 hatte er den Fehlpass gespielt. "Ballverlust, schnell umgeschaltet, Pass in die Tiefe, Gegentor", beschrieb der Kapitän im Stakkato die ärgerliche Situation. "Philipp hat heute einen rabenschwarzen Tag erwischt", hat auch TV-Experte und Europameister Mehmet Scholl erkannt. Doch bevor sich Medien und Experten nun an dem Auftritt des Mittelfeldmanns abarbeiten können: Lahm zeigte ansonsten in vielerlei Hinsicht eine ziemlich überzeugende Partie, wie ein Blick in die Statistiken beweist ( Daten von unserem Kooperationspartner Opta).

Lahm spielte zwar zwei, drei fürchterliche Pässe, verlor jedoch als einziger Nationalspieler keinen einzigen Zweikampf. Auch seine Passquote von 88,2 Prozent lag über dem Mannschaftswert (86,2). 97-mal hatte er zudem bis zum Schlusspfiff den Ball, das ist der zweitbeste Wert hinter Toni Kroos (125).

Anders Sami Khedira, Lahms Nebenmann auf der Sechserposition. Er kam mit 78,2 Prozent auf eine deutlich geringere Passquote als Lahm, in der gegnerischen Hälfte gelangen ihm mit 70,3 Prozent noch weniger erfolgreiche Zuspiele. Bis zur 70. Minute brachte es der Profi von Real Madrid zudem nur auf 64 Ballkontakte. Besonders frappierend: Laut Opta gewann Khedira nur 30 Prozent seiner Zweikämpfe. Hier agierte Lahm in einer anderen Liga.

Khediras Zweikampfschwäche und Lahms Aussetzer blieben nicht folgenlos. Immer wieder entstanden große Lücken zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen, die Afrikaner nutzten jede Gelegenheit und kombinierten sich ansehnlich durch den freien Raum. In der zweiten Hälfte, als die Ordnung im deutschen Spiel verloren ging, kamen 35,8 Prozent der ghanaischen Angriffe durch die Zentrale, die eigentlich Lahm und Khedira (später Schweinsteiger) absichern sollten. Ein viel zu hoher Wert.

An der Grundausrichtung will Löw nichts ändern, das hatte auch sein Assistent Hansi Flick schon angekündigt, Lahm wird auch gegen die USA im Mittelfeld spielen. Der Bundestrainer ist niemand, der seine grundsätzlichen Entscheidungen gerne revidiert, zumal weder Sami Khedira noch Bastian Schweinsteiger wegen ihrer Vorgeschichte in der brasilianischen Hitze 90 Minuten durchspielen können. Lahm ist bei dieser WM als denfensiver Mittelfeldspieler eingeplant, daran soll sich nichts ändern. Er hat ja teilweise auch überzeugt gegen Ghana.

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