Start der NBA-Playoffs
Eigenheiten der Playoffs
Was unterscheidet den Basketball in den Playoffs von der regulären Saison? Wer sind die Favoriten im Osten und im Westen? Wie stehen Dirk Nowitzkis Chancen auf die Titelverteidigung mit den Dallas Mavericks und vor allem: Wie lässt sich die entscheidende Phase der NBA trotz der Absenz deutscher TV-Übertragungen bequem verfolgen? Zehn Dinge, die Sie zum Start der Playoffs wissen müssen. Text: Jonas Beckenkamp Wenn es im amerikanischen Sport in die sogenannte "Postseason" geht, verändert sich der Charakter des Geschehens auf drastische Weise. Auch der Playoffbasketball unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht vom herkömmlichen Geplänkel in der NBA. Bei normalerweise 82 Spielen (in dieser verkürzten Saison waren es 66) lassen es die Mannschaften mitunter auch mal etwas ruhiger angehen, Verteidigungen agieren lasch und wer in hohen Rückstand gerät, schenkt Partien ab, um sich zu schonen. Das ist in den Playoffs anders: Ruhig geht es dann allenfalls im Training zu, wo hauptsächlich an der Taktik gefeilt wird. Das Spiel verlangsamt sich zusehends, die Abwehrreihen rücken enger zusammen und die Intensiät auf dem Parkett erhöht sich. Viele Trainer verkleinern ihre Rotation und vertrauen nur noch ihren sieben bis acht besten Akteuren. All das hat zur Folge, dass weniger Punkte fallen und deutlich mehr Ellbogen fliegen.
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NBA im deutschen TV?
Mit NBA-Basketball im deutschen Fernsehen ist es wieder einmal die alte Leier: Es gibt keine TV-Übertragung eines deutschen Senders. Seit der damalige Bezahlkanal Premiere sich vor einigen Jahren zurückgezogen hat, flimmert das Spektakel von Übersee ausschließlich im Internet in deutsche Wohnzimmer - und dort bittet die NBA den Zuschauer zur Kasse. Für 53 Euro können Interessierte auf der Homepage der Liga den sogenannten League Pass für die Playoffs erstehen. Die Registrierung ist unkompliziert und das Produkt herausragend: Ohne Ruckeln und ständiges Neu-Laden ermöglicht der Pass eine freie Auswahl aus allen Spielen auf dem heimischen Computer, in HD und mit amerikanischem Kommentar. Wer sich nicht lange Nächte mit amerikanischer Westküstenzeit um die Ohren schlagen will, kann die Begegnungen sogar am Tag danach als Aufzeichnung ansehen. Warum sich in Deutschland, anders als in hunderten anderen Ländern, kein Fernsehsender um die Rechte bemüht, bleibt das Geheimnis der TV-Macher hierzulande.
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Angeschlagene Schlüsselspieler
Playoff-Zeit heißt auch Durchhalte-Zeit: Während viele Spieler unter der Saison gerne mal im Schongang übers Parkett schleichen, quälen sich die Berühmtheiten des Basketballs in der Ausscheidungsrunde auch mit Wehwehchen in die Hallen. Angeschlagene oder soeben wieder genesene Spitzenkräfte gibt es derzeit genug: Lakers-Shooting-Guard Kobe Bryant (Bild) erlitt im Februar eine gebrochene Nase und setzte zu Saisonende wegen einer Nackenverletzung aus - in den Playoffs hofft er aber, fit zu sein. Gleiches gilt für Chicagos Derrick Rose, den besten Akteur der vergangenen Saison. Ihn zwickte es in dieser verkürzten Spielzeit schon beinahe in jeder Körperregion, weshalb er fast die Hälfte der Partien verpasste. Jetzt, wo es um alles geht, soll er endlich zurückkehren. Auch in New York erwartet man einen Dauerpatienten sehnlichst zurück: Brillenträger Amar'e Stoudemire kehrte erst gegen Ende dieser Saison zurück, nachdem er wegen einer Rückenverletzung einen Monat ausgesetzt hatte - für die Playoffs ist er dennoch optimistisch: "Ich werde zweifelsohne zu 100 Prozent fit sein", sagt der lange Mann der Knicks. Ob er ...
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Jeremy Lin und die Knicks
... den Außenseitern aus dem Big Apple wirklich helfen kann, wird sich zeigen. Mit einem starken Schlussspurt sicherten sich die Knicks nach zwischenzeitlichem Niederlagenfrust zumindest die Teilnahme an der Ausscheidungsrunde. Angeführt von ihrem Klassenbesten, dem vielseitigen Flügelspieler Carmelo Anthony, hievte sich das Team bis auf Platz sieben der Eastern Conference und bekommt es somit zu Playoffbeginn mit Topfavorit Miami zu tun. Die Zuschauer im Madison Square Garden dürfen nun also wenigstens eine Runde der Post-Season miterleben - auch wenn sich die Experten sicher sind: Gegen LeBron James und seine Heat dürfte kaum was zu holen sein für New York. Das liegt auch am Ausfall des verletzten Hype-Wunders Jeremy Lin (Meniskusriss). Der Aufbauspieler taiwanesischer Abstammung avancierte Mitte der Saison zum weltweiten Medienphänomen, ehe er Anfang April operiert werden musste - die "Lin-Sanity" setzt sich in Manhatten also erst kommende Saison fort.
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Dwight Howards Verletzung
Eine zwischenzeitliche Pause mit Comeback pünktlich zur Saison-Endphase würde Orlandos "Superman" Dwight Howard wohl gerne gegen seinen Komplett-Ausfall eintauschen. Der Koloss mit den bemerkenswerten Muskelbergen fällt wegen einer Rücken-Operation für die kommenden vier Monate aus - er verpasst damit nicht nur die Playoffs in der NBA, sondern auch die Olympischen Spiele mit dem amerikanischen "Dream Team". Dabei hatte der 2,11-Meter-Riese sich Mitte der Saison gerade erst für einen Verbleib bei seiner Mannschaft entschieden, um mit den Magic endlich einmal um die Meisterschaft mitzuspielen. "Das tut sehr weh - vor allem emotional", sagte Howard in der vergangenen Woche enttäuscht. "Ich habe die ganze Saison über versucht, mich trotz Schmerzen durchzubeißen, aber es geht einfach nicht." Damit fehlt der Mannschaft aus Florida der mit Abstand dominanteste und kraftvollste Center der Liga - ohne ihn dürfte es in den Playoffs früh heißen: ab in den Urlaub.
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Favoriten im Westen: Thunder, Spurs, Lakers
Schon seit vielen Jahren gelten in der NBA die Teams aus dem Westen insgesamt als stärker als jene aus dem Osten. Mitunter schafften es dort sogar Klubs mit negativen Siegesbilanzen in die Playoffs - das ist derzeit zwar nicht der Fall, doch noch immer scheint im Westen die Konkurrenz enger. Oberster Favorit sind die Oklahoma City Thunder um den erneuten NBA-Topscorer Kevin Durant (Bild). Sie hatten zwar hinter den San Antonio Spurs nur die zweitbeste Erfolgsqoute in der regulären Saison, aber ihre Kombination aus jugendlichem Elan, Athletik und Effizienz könnte den Weg ins Finale ebnen. Für die Spurs spricht ihre Erfahrung. Eingespielter als die Veteranen Tim Duncan, Tony Parker und Manu Ginobili kann man kaum antreten - dazu bauen die Texaner auf die bestbesetzte Bank der Liga. Dritte Kraft im Westen sind zweifelsohne die LA Lakers, die mit Kobe Bryant über den immer noch besessensten Spieleentscheider des Weltbasketballs verfügen - vor allem, wenn er nach seiner Pause zu Saisonende in den Heldenmodus umschaltet. Von den restlichen Westteams besitzen allenfalls die Mavericks und die LA Clippers Außenseiterchancen.
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Favoriten im Osten: Heat, Bulls, Celtics
Auf der anderen Küstenseite blickt erneut alles auf Lebron James (Bild), Dwyane Wade und ihre Miami Heat. Das Team hat sich nach der Finalpleite gegen Dallas im vergangenen Jahr geschworen, noch einmal anzugreifen - und brennt auf eine weitere Chance auf den Titel. James schraubte an seinem Spiel und agiert neuerdings effektiver, weil er endlich auch am Zonenrand mit einem Arsenal an geschickten Bewegungen punktet. Bei den Chicago Bulls kommt alles auf die Fitness von Spielmacher Derrick Rose an. Der wertvollste NBA-Spieler des Jahres 2011 musste zuletzt häufig aussetzen - ist er bei Kräften, könnte er die defensivstarken Bulls Miami durchaus ärgern. Gut verteidigen können auch die Boston Celtics, die zudem die erfahrenste Einheit des Ostens bilden. Kevin Garnett ist mit seinem unbändigen Einsatz am Brett nicht kleinzukriegen, dazu bringen Paul Pierce und Rajon Rondo echte Leader-Qualitäten mit. Und noch eins spricht für die Veteranentruppe: Playoff-Spiele sind Abwehrschlachten. Kaum ein Team verteidigt intensiver als Boston.
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Geheimtipp Indiana Pacers
Klammheimlich hat sich in der Eastern Conference der Liga noch ein weiteres Team in den Fokus gespielt. Die Indiana Pacers galten bereits vergangenes Jahr als interessante Auswahl mit reichlich Talent, doch erst in dieser Spielzeit erreichte der Traditionsklub auch die entsprechenden Ergebnisse: Mit der drittbesten Bilanz des Ostens schlossen die Pacers die reguläre Saison ab und konnten schweren Gegnern in der ersten Playoffrunde so aus dem Weg gehen. Mit Flügelspieler Danny Granger (Bild) verfügt der Verein über einen ausgezeichneten Scorer, dazu macht Center Roy Hibbert mit solidem Spiel am Brett die Mitte dicht. Dazu gesellt sich ein Haufen fähiger Rollenspieler: Der geschickte Zocker George Hill, Dunkingkünstler Paul George sowie der flinke Regisseur Darren Collison ergänzen das Team. Damit dürfte Indiana das sein, was die Amerikaner "Sleeper" nennen - ein gefährlicher Geheimtipp.
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Nowitzki und die Dallas Mavericks
Um es kurz zu machen: Die Chancen des amtierenden Meisters auf die Titelverteidigung stehen schlecht. Dirk Nowitzki und seine Mavericks blicken auf eine wechselhafte Saison zurück, die sie am Ende nur auf Platz sieben im Westen abschlossen. Immerhin steigerte sich Deutschlands bester Basketballer nach mäßigem Start und erreichte spätestens im April seine beste Form. An Nowitzki wird es nicht scheitern, so viel ist klar. Das Problem ist vielmehr der Kader seines Klubs: Das Experiment mit Lamar Odom scheiterte, weil der Flügelspieler bei den "Mavs" nicht klarkam, dazu fehlt wieder einmal ein schlagkräftiger langer Mann unter dem Korb. Den Weggang von Center Tyson Chandler schmerzt das Team immer noch. Ein Ersatz ist nicht in Sicht. In der ersten Runde steht gegen Oklahoma eine schwere Schlacht an, in der sich vor allem die Frage stellt, welcher Maverick Kevin Durant und Aufbauwirbler Russell Westbrook stoppen soll. Mit Jason Kidd, Jason Terry oder Vince Carter verfügt Dallas zwar über erfahrene Kräfte, doch in der Verteidigung haben alle ihre Schwächen. Dennoch schaut man hoffnungsvoll voraus. "Wir wollen allen zeigen, dass der Titel im letzten Jahr kein Zufall war," sagte Nowitzki.
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Metta World Peace
Metta World Peace heißt eigentlich Ron Artest (im Bild hinten) und spielt als Abwehrarbeiter für die LA Lakers. Normalerweise. Doch die ersten Runde der Playoffs wird er wohl fast komplett fehlen, nachdem ihn die Liga für sieben Partien sperrte. Was war passiert? Der als schwierig geltende 32-Jährige rammte kurz vor Saisonende Oklahomas James Harden seinen Ellbogen ins Gesicht - eine Szene, die für riesige Schlagzeilen sorgte, denn: Metta World Peace ist kein Ausnahmetäter. Bereits 2004 erhielt er nach einer legendären Schlägerei gegen die Detroit Pistons eine Sperre von 86 (!!) Spielen. Nun schlug der Mann mit dem Hang zum Wahnsinn wieder zu und schwächte sein Team somit gewaltig. Zwar ist er kein guter Angreifer mehr, aber sein Biss in der Verteidigung wird den Lakers fehlen. Sollte LA gegen das Überraschungsteam aus Denver die zweite Runde erreichen, wäre der "Bad Boy" wieder dabei.