Stadtduell in der 2. Bundesliga:Hertha siegt im Berliner Derby

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Hertha BSC Berlin feiert den ersten Erfolg in der "Alten Försterei" seit 78 Jahren. HSV-Sportdirektor Arnesen wehrt sich gegen Kritik, Bjarne Riis gerät wegen den Armstrong-Enthüllungen unter Druck, Olympiasieger Andy Murray scheitert bei den US-Open - Roger Federer sorgt sich derweil um einen Kollegen. Cristiano Ronaldo fühlt sich bei Real nicht mehr wohl.

in Kürze

Hertha BSC Berlin besiegt im Lokalderby den 1. FC Union Berlin. Es ist der erste Pflichtspielsieg in der Alten Försterei seit 78 Jahren. (Foto: dpa)

Fußball, 2. Bundesliga: Mit dem ersten Derby-Sieg auf Platz sechs: Absteiger Hertha BSC hat zum Abschluss des vierten Spieltages durch ein 2:1 (1:0) im Hauptstadt-Duell bei Union Berlin den zweiten Sieg in Folge gefeiert und darf seinen Blick wieder Richtung Spitzengruppe wenden. Hertha hat damit erstmals ein Zweitliga-Derby gegen Union für sich entschieden. Der Erstliga-Absteiger revanchierte sich am vierten Spieltag der neuen Saison für die Niederlage um die Berliner Stadtmeisterschaft vor zwei Jahren und stürzte mit dem 2:1 (1:0) den 1. FC Union in große Not. Die "Eisernen" stecken mit einem Zähler im Keller (16.) fest. Hertha kletterte mit sieben Punkten auf Tabellenplatz sechs.

Vor 16.750 Zuschauern, darunter 1400 Hertha-Fans, erzielten Sandro Wagner (30. Minute) und Ronny (73.) am Montag die Gäste-Treffer. Für Union hatte Christopher Quiring zwischenzeitlich ausgeglichen (69.). "Ich freue mich für unsere Fans, aber vor allem für unsere Mannschaft. Wichtig ist, dass die Mannschaft eine breitere Brust bekommt", sagte Hertha-Trainer Jos Luhukay. "Wir sind in der Tabelle von 13 auf sechs gesprungen, das ist auch nicht unwichtig", betonte er. "Wir haben den Anschluss nach oben hergestellt", erklärte Manager Michael Preetz. Für Hertha war es der erste Pflichtspielsieg in der Alten Försterei seit 78 Jahren.

Radsport, Doping: Im Zuge der Doping-Vorwürfe gegen Lance Armstrong gerät auch der dänische Rennstallchef Bjarne Riis immer mehr unter Druck. Der 2004 bei Riis beschäftigte deutsche Ex-Radprofi Jörg Jaksche sagte am Dienstag der Kopenhagener Zeitung Ekstra Bladet, nach seiner Kenntnis habe das frühere Riis-Team CSC Fahrer "ab einem bestimmten Niveau" automatisch zu dem mutmaßlichen Dopingarzt Eufemiano Fuentes nach Spanien geschickt. Riis hatte erst am Wochenende ähnliche Angaben seines früheren Fahrers Tyler Hamilton (USA) bestritten. Am Mittwoch erscheint in den USA ein Buch von Hamilton mit detaillierten Doping-Vorwürfen gegen den siebenfachen Tour-de-France-Sieger Armstrong. Die neuen Angaben von Jaksche wollte Riis nach Angaben von Ekstra Bladet nicht kommentieren. Der in Österreich lebende Ansbacher hatte Fuentes unmittelbar nach seinem Wechsel von CSC zum spanischen Team Liberty Seguros 2005 aufgesucht. Der Mediziner habe sich wegen häufiger Besuche von CSC-Fahrern gewundert, dass Jaksche nicht schon früher gekommen war. Der deutsche Ex-Profi, der Blutdoping 2007 zugegeben hatte, meinte zur Fuentes-Aussage: "Mein klarer Eindruck war, dass diverse CSC-Fahrer zu ihm nach Madrid geschickt wurden. Das waren keine Einzelfälle, sondern eine organisierte Sache mit einer gewissen Automatik."

FSV Mainz, Transfer: Ivan Klasnic kehrt in die Fußball-Bundesliga zurück: Der kroatische Angreifer unterschrieb beim FSV Mainz 05 einen Einjahres-Vertrag bis zum Saisonende. Bereits am Montag hatte Klasnic bei den Rheinhessen den Medizincheck absolviert. Die Verpflichtung des 32-Jährigen war auch nach dem Ende der Transferperiode noch möglich, da Klasnic vertragslos war. "Ich hatte eine ganze Reihe von Anfragen, aber die Möglichkeit, bei Mainz 05 und in der Bundesliga zu spielen, hat mich am meisten gereizt", sagte Klasnic. Der Vertrag des ehemaligen Profis von Werder Bremen beim englischen Premier-League-Absteiger Bolton Wanderers war nach dem Ende der vergangenen Saison nicht verlängert worden. "Ivan Klasnic war von Anfang an unser Plan B, den wir nach dem Scheitern des Wechsels von Adrian Ramos umgehend umsetzen wollten. Wir suchten zu unserer jungen Offensivabteilung einen erfahrenen Stürmer, der die Bundesliga kennt", sagte Manager Christian Heidel. Klasnic stand in Deutschland von 1997 bis 2001 beim FC St. Pauli und von 2001 bis 2008 bei Werder Bremen unter Vertrag. Mit Werder feierte er 2004 das Double.

Bundesliga, HSV: Sportdirektor Frank Arnesen hat sich gegen Kritik an seiner Arbeit beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV zur Wehr gesetzt. "Ich bin kein Superman. Aber ich bin der Sportchef und treffe die sportlichen Entscheidungen, was neue Spieler betrifft. Alle Spieler, die kommen, kommen von mir", sagte der Däne und versuchte den Eindruck zu widerlegen, er sei an den Transfers von Rafael van der Vaart (Tottenham Hotspur) und Petr Jiracek (VfL Wolfsburg) nicht beteiligt gewesen: "Ich kann nur darüber lachen, wenn jetzt Leute daraus ein Problem machen, dass bei uns am Ende jemand anderes als ich die Vertragsverhandlungen gemacht hat. Ich lache, wenn ich höre, ich hätte mit dem Transfer von van der Vaart nichts mehr zu tun gehabt. Das machen nur Leute, die wollen, dass es bei uns Probleme gibt." Zuletzt hatte auch intern die Kritik an dem 55 Jahre alten Arnesen zugenommen. Vorstands-Chef Carl Edgar Jarchow meinte, die Zusammenstellung der Mannschaft sei zu hinterfragen. Außerdem seien die Neuzugänge erst sehr spät verpflichtet worden. Zudem hatten Jarchow bei Jiracek und Marketing-Vorstand Joachim Hilke im Falle van der Vaarts die finalen Verhandlungen geführt, weil Arnesen ein schlechtes Verhältnis zu Felix Magath (Wolfsburg) und Daniel Levy (Tottenham) nachgesagt wird.

Tennis, US-Open: Tennis-Olympiasieger Andy Murray hat bei den US Open das Viertelfinale erreicht. Der 25 Jahre alte Brite bezwang am Montag (Ortszeit) Milos Raonic aus Kanada mit 6:4, 6:4, 6:2. Beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres in New York trifft Murray jetzt auf den an Nummer zwölf gesetzten Kroaten Marin Cilic. Die Tennis-Weltranglisten-Zweite Agnieszka Radwanska ist unterdessen überraschend schon im Achtelfinale ausgeschieden. Die 23 Jahre alte Polin verlor gegen die Italienerin Roberta Vinci mit 1:6, 4:6. Damit kommt es im Viertelfinale zu einem italienischen Duell zwischen Vinci und Sara Errani. Die Weltranglisten-Zehnte Errani hatte sich zuvor gegen Angelique Kerber aus Kiel durchgesetzt.

Eine Runde weiter ist auch Roger Federer - seine Gedanken waren aber bei Sorgenkind Mardy Fish. Der Smerikaner musste das Viertrundenspiel gegen den Schweizer mehrere Stunde vor dem Match am Montag auf Anraten der Ärzte absagen. In Flushing Meadows herrschte nach dem Verzicht des Lokalmatadors große Besorgnis. Der 30-jährige Fish hatte in dieser Saison wegen Herzproblemen bereits mehrere Wochen pausieren müssen. "Ich bedaure meine Absage, aber ich folge dem medizinischen Rat. Ich hatte einen guten Sommer und schaue jetzt auf die Turniere im Herbst", sagte Fish. Im März hatte der Sympathieträger aus Los Angeles sogar um sein Leben gebangt. "Ich bin in der Nacht mit Herzrasen von ungefähr 170 bis 180 Schlägen pro Minute aufgewacht. Ich bin komplett in Panik geraten, ich dachte, dass ich sterben werde", berichtete der Weltranglisten-25. über den Vorfall.

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Fußball, Cristiano Ronaldo: Die Nachricht sorgte für Alarmstimmung und dominiert die Schlagzeilen der spanischen Presse: Cristiano Ronaldo möchte Real Madrid verlassen. Angeblich. "Ich bin traurig, und der Verein weiß es schon. Es geht nicht um persönliche Dinge, sondern um professionelle", verkündete der mit einer Ablöse von 94 Millionen Euro teuerste Spieler der Fußball-Geschichte nach dem 3:0 der "Königlichen" am Sonntagabend beim FC Granada. Ronaldo hatte in diesem Spiel zwei Treffer erzielt, verzog nach seinen Toren aber demonstrativ keine Miene. Laut spanischer Medien soll der Portugiese bereits mit Real-Präsident Florentino Perez gesprochen und diesen gebeten haben, ihn gehen zu lassen. Er fühle sich angeblich nicht mehr wohl im Kader. Darüber hinaus verlautete aus dem Umfeld des Superstars, Ronaldo vermisse in Madrid die angemessene Wertschätzung für seine Leistungen. "Er hält es nicht mehr aus!", titelte die große Sporttageszeitung Marca am Montag in Riesenlettern und schrieb: "CR7 bringt Real durcheinander und lässt die Alarmglocken schrillen."

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Ronaldo, der bei Real 10 Millionen Euro netto pro Saison verdienen soll, erzielte seit seinem Wechsel 2009 von Manchester United nach Madrid in 144 Pflichtspielen 146 Tore, davon 112 Tore in 101 Ligaspielen. Real-Coach Jose Mourinho indes war mit der Vorstellung seiner Mannschaft gegen Granada nicht zufrieden. "Wir haben die Punkte, aber das ist nicht genug. Das Spiel hat mir nicht gefallen. Wir hatten wenig Rhythmus und waren langsam. Wir müssen besser spielen", sagte der Portugiese, der Ronaldo gegen Granada nach gut einer Stunde wegen eines Schlags auf den Oberschenkel ausgewechselt hatte.

Hannover 96, Fans: Die Koordinationsstelle der Fanprojekte in Deutschland (KOS) hat die Reaktion von Hannovers Clubchef Martin Kind auf die Schmähgesänge Hunderter 96-Anhänger im Spiel beim VfL Wolfsburg kritisiert. "Präsidenten, Trainer oder Manager haben auf diesem Feld eine wahnsinnig große Verantwortung. Wir glauben, dass es besser ist, mit den Fans zu sprechen, als über sie zu sprechen", sagte der Leiter der KOS, Michael Gabriel, am Montag in Frankfurt am Main. Kind hatte am Sonntag nach dem 4:0-Sieg seiner Mannschaft ungewohnt deutlich formuliert: "Ein Teil unserer Fans sind Arschlöcher." Ein Teil der 96-Anhänger hatten zuvor während des Niedersachsen-Derbys der Fußball-Bundesliga den von Hannover nach Wolfsburg gewechselten Emanuel Pogatetz unflätig beschimpft. Gabriel räumt vor dem Hintergrund der Fälle Pogatetz und Pezzoni ein, dass "der Respekt von Teilen der Zuschauerschaft gegenüber den Spielern geringer geworden ist" und dass sich auch "die Schwelle von Äußerungen bis hin zu körperlicher Gewalt negativ verschoben habe". Die Fanprojekte in Deutschland sind aber der Meinung, dass solche Probleme nur zu lösen sind, wenn die Vereine einen intensiven Kontakt zu ihren Anhängern pflegen. "Ich denke, dass sich Vereine vielerorts scheuen, in Konfliktgespräche zu gehen", meinte Gabriel.

Bundesliga, Sperre: Stürmer Vedad Ibisevic fehlt dem Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart nach seiner Roten Karte beim 1:6 bei Bayern München in den nächsten beiden Meisterschaftsspielen. Das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) sperrte den Bosnier wegen "einer Tätlichkeit gegen den Gegner nach einer zuvor an ihm begangenen sportwidrigen Handlung" für diesen Zeitraum. Ibisevic war am Sonntag in der 74. Minute von Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer (Herne) des Feldes verwiesen worden, nachdem er den Münchner Jerome Boateng attackiert hatte. Das Urteil ist rechtskräftig.

© Süddeutsche.de/dpa/sid/dapd/ebc/mahu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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