SSV Jahn Regensburg:Abhängig von Albers

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Ermutigende Begleiter: Jahn-Fans sagen der Mannschaft in Sandhausen klatschend Unterstützung zu, die Polizei sorgt für Abstand. (Foto: Michael Bermel/Eibner-Pressefoto/imago)

Vorne zu leicht auszurechnen, hinten plötzlich anfällig: In Sandhausen treten Regensburgs Schwächen im Kampf gegen den Abstieg zutage.

Von Linus Freymark, Sandhausen

Im Abstiegskampf spielen sich die ermutigenden Szenen oft außerhalb des Spielfelds ab. Auf dem Platz läuft es für die Mannschaften im Tabellenkeller ja nicht gut, nicht umsonst müssen sie zum Saisonfinale um den Klassenverbleib zittern. Mut machen dann nur noch die Fans, die in normalen Zeiten von der Tribüne aus ihrem Team die Treue halten und die mangelhaften Leistungen auf dem Rasen verzeihen.

Bekanntlich ist die Unterstützung von den Rängen derzeit nicht möglich - dennoch kann sich der SSV Jahn Regensburg im für die Oberpfälzer ungewollt spannend gewordenen Saisonfinale auf seine Anhänger verlassen. Etwa 30 Jahn-Fans begleiteten das Team am Sonntag ins Badische, wo sich die Mannschaft von Trainer Mersad Selimbegovic eine 0:2-Auswärtsniederlage beim SV Sandhausen einhandelte; so kann sie am letzten Spieltag noch auf den Relegationsplatz rutschen.

Mit Trommeln und Sprechchören begleiteten die Fans vom Stadiontor aus die Partie gegen den direkten Konkurrenten im Abstiegskampf und durchbrachen so die Nachmittagsidylle des Sandhäuser Hardtwalds. Nach der Partie begaben sich die niedergeschlagenen Jahn-Spieler zu ihren Fans - und ernteten statt Häme für die mal wieder mangelhafte Leistung Zuspruch ihrer Anhängerschaft. "Zusammen!", hallte es durch die leere Arena, begleitet von aufmunterndem Klatschen.

Auf ihre Fans können sich die Regensburger also verlassen - das ist die positive Erkenntnis, die der Jahn aus seinem misslungenen Sonntagsausflug in die badische Provinz mitnehmen kann. Die schlechte ist, dass die Partie gegen den Tabellen-15. Sandhausen die Schwachstellen im Spiel der Regensburger (Platz 14) noch deutlicher hat werden lassen, als sie es bereits zuvor waren. Erst 34 Tore hat die Offensivabteilung des Jahn in dieser Saison zustande gebracht - zwei Treffer weniger als die bereits sicher abgestiegenen Würzburger Kickers.

Zwölf davon gehen allein auf das Konto von Stürmer Andreas Albers, was einerseits für die individuelle Stärke des Dänen spricht. Andererseits bringt diese Beobachtung sowohl für Albers als auch für seine Teamkollegen das Problem mit sich, dass der Gegner nur den Regensburger Offensiv-Alleinunterhalter aus dem Spiel zu nehmen braucht, um die Angriffsbemühungen des Jahn erheblich zu erschweren. Die Sandhäuser wandten diese einfache Formel erfolgreich an, Albers war am Sonntagnachmittag weitgehend abgemeldet, genau wie der Rest des Jahn-Angriffs. Folgerichtig kritisierte sein Trainer nach der Partie die fehlenden Tormöglichkeiten. "Wir waren zu harmlos", konstatierte Mersad Selimbegovic. Zu oft hätten seine Spieler vorne die falschen Entscheidungen getroffen, zu selten hätten seine Stürmer den Abschluss gesucht.

Doch auch das zweite Problem seiner Mannschaft, das sich in den vergangenen Wochen eingeschlichen hat, blieb Selimbegovic natürlich nicht verborgen. Denn auch wenn in den zurückliegenden Partien vorne oft nur wenig zustande kam, stand die Verteidigung des Jahn weitgehend stabil, die letzten beiden Siege im Februar gegen Osnabrück und Paderborn gelangen jeweils mit 1:0. Zum Ende der Saison dagegen ging die defensive Stabilität weitgehend verloren, die Folge: 14 Gegentore in den vergangenen fünf Spielen. Auch gegen Sandhausen fing sich der Jahn zwei vermeidbare Treffer ein, die Selimbegovic ärgerten. Sicher, sagte der Coach, man habe einen spielstarken Gegner erwartet, gegen den es schwer werden würde: "Aber was wir nicht erwartet haben, war, dass wir nach der ersten Flanke von der Mittellinie in Rückstand gehen und nach einer Ecke für uns den zweiten fressen."

Trotzdem bleibe es natürlich das erklärte Ziel, den Klassenverbleib gegen St. Pauli aus eigener Kraft zu schaffen - aller Voraussicht nach reicht dafür ein Remis. Ausschlaggebend sei in Sandhausen auch gewesen, dass die Kräfte schwanden nach den anstrengenden vergangenen Wochen, in denen die Regensburger nach der corona-bedingten Zwangspause zu den fälligen Nachholspielen antreten mussten. So hatten sie deutlich weniger Regenerationszeit als die Konkurrenten im Tabellenkeller. Trotzdem zeigte sich Selimbegovic zuversichtlich: "Wir brauchen einen Sieg, und das werden wir auch schaffen." Dafür muss der Jahn aber auch sportlich endlich wieder mehr zeigen - die bloße Unterstützung der Fans dürfte kaum reichen.

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