SpVgg Greuther Fürth:Weite Schläge

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Neue Qualitäten: Jetro Willems (links) und Nick Viergever versuchen, Wolfsburgs Maxence Lacroix zu stoppen. (Foto: Darius Simka/imago)

Beim 0:2 gegen Wolfsburg zeigt sich, dass das Fürther Spiel pragmatischer werden soll.

Von Sebastian Leisgang

Mark van Bommel ist ein weitgereister Mann. Bevor er Trainer wurde, hat er als Spieler alle Ecken und Enden der Fußballwelt gesehen, in Mailand hat er sogar einmal erlebt, wie Zlatan Ibrahimovic Gennaro Gattuso in der Kabine kopfüber in einen Wäschewagen gesteckt hat. Van Bommel hat schon eine Menge mitgemacht, alleine deshalb ist ihm ein fundiertes Urteil zuzutrauen. Es war also durchaus bemerkenswert, dass der Trainer des VfL Wolfsburg am frühen Samstagabend im Medienraum des Fürther Stadions sagte: "Ich denke, dass nicht viele Mannschaften hier gewinnen."

Van Bommel, 44, ist ein humorvollerer Mensch, als man auf den ersten Blick vielleicht meint. Es könnte also durchaus sein, dass er mit seiner Aussage auch die SpVgg Greuther Fürth gemeint hat - nach dem 0:2 am Samstag wartet der Bundesliga-Rückkehrer ja auch nach seinem 19. Heimspiel noch auf seinen ersten Sieg im Ronhof. Andererseits: Van Bommel ist schon so lange dabei, dass er natürlich weiß, was sich gehört im Fußball. Auch wenn ihn früher der Ball meistens weniger interessierte als der Fuß seines Gegenspielers, so würde er öffentlich niemals behaupten, dass es für seine Mannschaft ein Leichtes sei, mit dem Gegner das anzustellen, was Ibrahimovic mit Gattuso angestellt hat. Es war aber, davon kann man ausgehen, ein ernst gemeintes und ebenso ernst zu nehmendes Kompliment, das van Bommel den Fürthern am Samstagabend gemacht hat.

Trainer Leitl beruft alle vier Spieler in seine Startelf, die erst kurz vor Transferschluss zur Mannschaft gestoßen waren

In Nick Viergever, Jetro Willems, Sebastian Griesbeck und Cedric Itten hatte Stefan Leitl nicht nur alle vier Spieler in seine Startelf berufen, die erst kurz vor Transferschluss zur Mannschaft gestoßen waren - Fürths Trainer hatte auch eine Spielidee in Auftrag gegeben, die dem widersteht, was das Kleeblatt in den vergangenen Jahren ausgezeichnet hat. "Wir haben unsere Art ein bisschen verlassen und mit vielen langen Bällen agiert", erklärte Leitl später und sagte mit Blick auf die Neuen: "Wir haben jetzt die Spieler, um so zu spielen."

Die 90 Minuten dokumentierten also mehr als nur die neue Wettbewerbsschärfe, die die Fürther auf den Rasen brachten - sie veranschaulichten auch, dass Leitl und seine Elf ihren Anspruch in der Länderspielpause runtergeschraubt haben. In der zweiten Liga sollte das Fürther Spiel nicht nur erfolgreich, sondern auch schön sein, jetzt darf's ruhig auch mal pragmatisch zugehen. Klar, auf der anderen Seite stehen mittlerweile ja auch Gegner wie der VfL Wolfsburg und Mark van Bommel.

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