Sport kompakt:Klinsmann verliert - und rügt Lahm

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Jürgen Klinsmann hat mit der US-Nationalmannschaft die erste Niederlage kassiert - und kritisiert im Vorbeigehen Philipp Lahm, Joachim Löw nominiert Lars Bender, Inter Mailand hat bei der Verpflichtung von Diego Forlan ein Eigentor geschossen.

Sport kompakt

Der ehemalige Bayern-Coach und Bundestrainer Jürgen Klinsmann hat Passagen aus dem Buch von Nationalmannschaftskapitän Philipp Lahm als "absolut unqualifiziert und nicht angebracht" kritisiert. "Für einen Spieler gibt es nie den perfekten Trainer. Als Spieler hat man immer gerne irgendwo etwas auszusetzen und würde es gerne anders machen", sagte der heutige US-Nationalcoach am Samstagabend im ZDF. Erst wenn man die Spielerkarriere beendet habe, bekomme man den größeren Blick für Dinge und wisse, was ein Trainer alles machen muss, betonte der frühere Fußball-Nationalspieler Klinsmann.

Jürgen Klinsmann muss als Coach der US-Nationalmannschaft weiter auf seinen ersten Sieg warten. (Foto: AFP)

Lahm hatte in seinem Buch "Der feine Unterschied" die Arbeitsmethoden einiger seiner Trainer teilweise infrage gestellt - und dabei auch Klinsmanns Wirken als Bayern-Coach kritisiert, sich jedoch nicht auf dessen Zeit als Bundestrainer bezogen. Klinsmann, der die DFB-Elf 2006 zum dritten Platz bei der WM in Deutschland geführt hatte, scheiterte bei den Bayern nach nur zehnmonatiger Amtszeit im April 2009. Als Trainer der US-Nationalmannschaft muss Klinsmann weiter auf seinen ersten Sieg warten. Nach dem 1:1 in seinem ersten Spiel als Nationalcoach gegen Mexiko im August in Philadelphia verloren die Amerikaner nun am Samstagabend gegen Costa Rica im südkalifornischen Carson mit 0:1. Rodney Wallace erzielte in der 65. Minute per Kopfball den entscheidenden Treffer.

Mario Götze rückt im Testländerspiel gegen Polen als Spielmacher für den mit Sonderurlaub belohnten Real-Star Mesut Özil in die deutsche Startelf. Joachim Löw wird am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Danzig außerdem mit Tim Wiese im Tor und Abwehrchef Per Mertesacker im Abwehrzentrum beginnen, wie der Bundestrainer am Sonntag ankündigen ließ. Löw verzichtet in dem Testspiel auf die drei Stammkräfte Özil, Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer, die am Freitagabend beim 6:2-Heimsieg im EM-Qualifikationsspiel gegen Österreich 90 Minuten zum Einsatz gekommen waren. Das Trio erhält eine Verschnaufpause. Löw nominierte Nationalmannschafts-Neuling Lars Bender für das Testspiel in Danzig nach. Mit dem 22 Jahre alten Mittelfeldspieler vom Bundesligisten Bayer Leverkusen umfasst der Kader für Polen 17 Feldspieler und zwei Torhüter. Der 29-jährige Bremer Wiese stand zuletzt am 29. März diesen Jahres beim 1:2 im Testspiel gegen Australien im deutschen Tor. Auf Mertesacker hatte Löw nach dessen kurzfristigem Wechsel zum FC Arsenal gegen Österreich verzichtet. "Die EM-Quali ist geschafft. Aber Länderspiel ist Länderspiel. Wenn wir spielen, wollen wir gewinnen, egal, in welcher Formation", sagte Bayern-Profi Toni Kroos am Sonntag. Mit der Nachnominierung von Lars Bender reagiert Löw auch auf den drohenden Ausfall von Abwehrspieler Benedikt Höwedes. Der Schalker Kapitän musste gegen Österreich zur Pause wegen muskulärer Probleme ausgewechselt werden. Der 23-Jährige fehlte auch am Sonntag beim Teamtraining. Er konnte lediglich eine individuelle Einheit im Hotel absolvieren. Am Training im Paul-Janes-Stadion konnte am Sonntagvormittag auch Lars Bender nicht teilnehmen. Er war zu dieser Zeit erst auf der Anreise aus seiner bayerischen Heimat.

Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies schwärmt inzwischen in den höchsten Tönen von Fußball-Nationalspieler Mesut Özil. Als Özil bis Januar 2008 noch beim FC Schalke 04 spielte, sah Tönnies diese Entwicklung nicht voraus. "Damals hat Özils Vater zur mir gesagt, in drei Jahren spielt mein Sohn bei Real Madrid", sagte Tönnies am Sonntag in der Sendung "Doppelpass" beim TV-Sender Sport 1: "Ich hab' mir an den Kopf gefasst. Heute kann ich nur sagen: Chapeau vor Özils Leistung." Özil spielt seit Juli 2010 für Real. Den derzeitigen zweiten Tabellenplatz will der Aufsichtsratschef nicht überbewerten: "Wir sind schlecht damit gefahren, immer die Meisterschale als Ziel anzugeben. Das hat sich als Klotz am Bein erwiesen."

Der ehemalige Champions-League-Sieger Inter Mailand hat bei der Verpflichtung von Uruguays WM-Star Diego Forlan ein Eigentor geschossen: Erst bei der Mannschaftsmeldung für die Gruppenphase der europäischen Königsklasse fiel dem Titelträger von 2010 auf, dass der beste Spieler der WM-Endrunde gar nicht spielberechtigt ist. Forlan war bereits für seinen Ex-Klub Atletico Madrid in der dritten Europa-League-Vorrunde gegen den norwegischen Verein Str msgodset TF zum Einsatz gekommen. Inter hatte den 32-Jährigen als Ersatz für den abgewanderten Samuel Eto'o vor allem als Verstärkung für die Champions League verpflichtet. Dort wäre er nun erst in der K.o.-Phase nach der Jahreswende einsetzbar. Inters Aufgaben in der Vorrunden-Gruppe B gegen ZSKA Moskau, OSC Lille und Trabzonspor scheinen jedoch lösbar. "Inter hat einen großen Imageschaden erlitten. Normalerweise unterlaufen einen Weltklub nicht derartige Leichtsinnigkeiten. Der finanzielle Schaden ist enorm", urteilte die italienische Sporttageszeitung Gazzetta dello Sport und berichtete, der wütende Klubpräsident Massimo Moratti plane interne Strafen für seine Manager. Inter hatte fünf Millionen Euro für Forlan bezahlt, so viel wie für keinen anderen Neuzugang in diesem Sommer.

Golfer Martin Kaymer hat seinen zweiten Saisonsieg beim European Masters in Crans-Montana verpasst. Knapp acht Monate nach dem Titel zum Saisonauftakt in Abu Dhabi belegte der Weltranglisten-Fünfte nach 268 Schlägen (65+70+68+65) und einer furiosen Aufholjagd in den Schweizer Alpen am Sonntag Rang zwei hinter Thomas Björn (264-68+68+66+62). Der Ratinger Marcel Siem (272-72+67+68+65) rundete auf Rang 12 den starken deutschen Auftritt ab. Der Däne Björn kassierte für seinen 13. Europa-Tour-Sieg 333 330 Euro.

Saisonstart im Handball
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Die Bundesliga debattiert über eine kuriose Regeländerung, Aron Pálmarsson könnte Kiels stärkste Waffe im Titel-Duell mit Meister HSV Hamburg werden, die Rhein-Neckar Löwen bleiben der tragischste Klub der Liga: zehn Dinge, die Sie vor dem Start der neuen Handball-Saison wissen sollten.

Carsten Eberts

Meister HSV Hamburg ist beim Start in die Handball-Bundesliga an einer Blamage vorbeigeschrammt. Die Hanseaten kamen am Samstag in heimischer Halle erst im Schlussspurt zu einem 28:22 (12:14) gegen TuS N-Lübbecke. Der Zwölfte der Vorsaison führte beim haushohen Favoriten in der 39. Minute noch mit 17:16 und hatte sieben Minuten vor Spielschluss nur ein Tor Rückstand. Als die Kräfte der Ostwestfalen jedoch schwanden, hatten die Hamburger leichtes Spiel.

Champions-League-Debütant Füchse Berlin eröffnete die Saison mit einem Zittersieg. Beim TSV Hannover-Burgdorf kam der Vorjahresdritte zu einem knappen 31:28 (14:15)-Erfolg. Nationalspieler Sven-Sören Christophersen (8) warf die meisten Tore für die Berliner, die sich für das Duell beim SC Magdeburg am Dienstag noch steigern müssen. Die Magdeburger feierten einen 25:22 (12:10)-Prestigesieg gegen EHF-Pokalsieger Frisch Auf Göppingen. Torhüter Gerrie Eijlers war bester Magdeburger Akteur. Andreas Rojewski, Neuzugang Ales Pajovic und Stian Tönnesen warfen je vier Tore für den Gastgeber. Einen glatten Fehlstart erwischte hingegen der VfL Gummersbach. Der Europacupgewinner im Pokalsieger-Wettbewerb kassierte beim Favoritenschreck HBW Balingen-Weilstetten eine herbe 28:36 (13:16)-Pleite, die auch die sechsfachen Torschützen Adrian Pfahl, Vedran Zrnic und Igor Anic nicht verhindern konnten. Einen mühevollen Heimsieg verbuchte die HSG Wetzlar. Erst in den letzten Minuten kamen die Hessen nach dem 26:26 (51.) noch zu einem 30:28 (14:13)-Erfolg gegen Aufsteiger Eintracht Hildesheim. Unterdessen haben sich die Rhein-Neckar Löwen beim Wildcard-Turnier im polnischen Kielce die Chance auf die Champions League erhalten. Die Mannheimer gewannen ihr Halbfinale gegen Dünkirchen HB mit 36:30 (28:28, 15:17) nach Verlängerung. Im Finale an diesem Sonntag ist der Gastgeber KS Vive Kielce Kontrahent um den einzigen freien Platz.

Griechenland hat sich am dritten Vorrundenspieltag der Basketball-EM in Litauen einen Ausrutscher geleistet. Der zweimalige Europameister unterlag Mazedonien unerwartet mit 58:72 (29:30), bleibt trotz seiner ersten Niederlage aber Tabellenführer der Gruppe C. Auch an der Spitze der Gruppe D hat sich nichts verändert. Russland liegt nach einem 79:58 (37:32) gegen Belgien weiter vorn. Die Russen haben alle Gruppenspiele gewonnen und führen vor Slowenien, das durch ein 87:75 (40:40) gegen Georgien ebenfalls seine weiße Weste wahrte. Den ersten Sieg feierten die vom ehemaligen Bundestrainer Henrik Dettmann betreuten Finnen beim 92:64 (42:38) gegen Bosnien-Herzegowina. Beim Erfolg über die favorisierten Griechen schaffte Mazedonien bereits die zweite Überraschung im laufenden Turnier. Am zweiten Spieltag war dem Team um Pero Antic ein 78:76-Erfolg gegen Kroatien gelungen. Bester Werfer beim Außenseiter war der gebürtige Amerikaner Bo McCalebb mit 27 Punkten. In der letzten Woche der EM-Vorbereitung hatte Mazedonien zwei Länderspiele in Deutschland absolviert und beide verloren.

Die deutsche Ruder-Flotte ist am Schlusstag der Weltmeisterschaften im slowenischen Bled in den olympischen Klassen ohne Medaille geblieben. Pech hatten Linus Lichtschlag/Lars Hartig (Berlin/Friedrichstadt), die im Leichtgewichts-Doppelzweier als Vierte nur knapp am Bronzerang vorbeifuhren. Der Vierer ohne Steuermann wurde Fünfter, Annekatrin Thiele (Leipzig) belegte im Einer-Finale der Frauen den sechsten Rang. Mit zwei Gold- und zwei Silbermedaillen hat der Deutsche Ruderverband (DRV) seine Erwartungen in den 14 olympischen Klassen aber erfüllt. Elf Boote lösten zudem schon das Ticket für die Olympischen Spiele 2012 in London. In den nicht-olympischen Klassen holte der DRV eine Silber- und zwei Bronzemedaillen.

Stefan Bradl hat die Spitzenposition in der Moto2-Klasse der Motorrad-Weltmeisterschaft verteidigt. Der Zahlinger kam am Sonntag beim Grand Prix von San Marino in Misano auf Platz zwei, musste aber erneut seinem schärfsten Rivalen Marc Marquez aus Spanien zum sechsten Mal in dieser Saison den Sieg überlassen. Bradls Vorsprung im Gesamtklassement beträgt nun noch 23 Punkte. Dritter wurde der Italiener Andrea Ianone. Max Neukirchner aus Stollberg schied nach 13 Runden aus.

Die deutsche Kanuten haben einen erfolgreichen Testwettkampf für die Olympischen Spiele 2012 hingelegt. Ein Jahr vor den Wettkämpfen in London erpaddelte sich das Team des Deutschen Kanu-Verbandes am Wochenende auf dem Olympia-Kurs in zehn Disziplinen vier Siege, einen zweiten und einen dritten Platz. Als Gewinner verließen Max Hoff im Kajak-Einer sowie Tomasz Wylenzek/Stefan Holtz im Canadier-Zweier jeweils über 1000 Meter die Strecke in Eton. Im Kajak-Zweier waren Ronald Rauhe/Jonas Ems über 200 Meter sowie Franziska Weber/Tina Dietze über 500 Meter zu stark für die Konkurrenz. Der DKV war damit die beste Nation.

Kein WM-Gastgeber hat in der 28-jährigen Geschichte der Leichtathletik-Weltmeisterschaften schlechter abgeschnitten als Südkorea. Ein sechster und ein siebter Rang durch die Geher Kim Hyun Sub and Park Chil Sung waren die besten Platzierungen bis zum WM-Ende am Sonntag. Schweden (Göteborg 1995) und Kanada (Edmonton 2001) konnten immerhin fünfte Plätze vorweisen. Pech hatte Asienmeister Kim Deok Hyeon, der sich für das WM-Finale der Weitspringer qualifiziert hatte. Er konnte aber nicht antreten, weil er sich vorher im Dreisprung-Vorkampf verletzt hatte. Daegus Bürgermeister Kim Bum Il, der auch Vizepräsident des WM-Organisationskomitees ist, glaubt dennoch, dass die Welttitelkämpfe der Leichtathletik in Südkorea einen Schub gegeben haben: "Ich glaube, dass die WM eine perfekte Plattform für die zukünftige Entwicklung der koreanischen Sportler ist", sagte er.

Martin Tomczyk ist in seinem Audi beim siebten Lauf zur Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft am Sonntag im englischen Brands Hatch zum dritten Saisonsieg gefahren. Auf Platz zwei landete Tomczyks Markenkollege Mattias Ekström (Schweden). Dritter wurde der Italiener Edoardo Mortara, ebenfalls in einem Audi. In der Gesamtwertung hat Tomczyk (50 Punkte) den bisherigen Spitzenreiter Bruno Spengler abgelöst. Durch den siebten Platz des Kanadiers hat Tomczyk drei Rennen vor Saisonende nun einen Zähler Vorsprung vor Spengler.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/segi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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