Sport kompakt:Berater prüft Klage gegen Boateng

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Ballack will indessen "nicht nachkarten", Mailand reist frühzeitig zum Finale der Champions League, Daum steht unter Polizeischutz. Kurzmeldungen im Überblick

Nach dem folgenschweren Foul von Kevin-Prince Boateng an Michael Ballack prüft dessen Berater Michael Becker ein juristisches Vorgehen. Der deutsche Kapitän hält sich weiter mit Vorwürfen zurück. "Ich bin nicht der Sportler, der nachkartet", sagte der verletzte Ballack am Dienstag im DFB-Trainingslager in Sizilien. Becker warf dem Nationalspieler von Ghana vor: "Das Brutal-Foul von Boateng war nicht nur feige und hinterlistig, sondern offensichtlich auch vorsätzlich." Der Ballack-Berater reagierte auf Aussagen des Boateng-Vaters. "Wenn sein Vater öffentlich mitteilt, dass Boateng mit Ballack noch eine Rechnung offen hatte, dann bestätigt das die Vermutung, dass hier mit Verletzungsabsicht vorgegangen wurde", sagte Becker. Und fügte an: "Wir überprüfen dieses Verhalten unter allen juristischen Aspekten." Der Fußballplatz sei "kein rechtsfreier Raum, auch wenn Boateng das offensichtlich annimmt". Auch Ballack reagierte auf die Aussage von Boatengs Vater, "die diese Aktion noch zuspitzt". Das sei für ihn völlig unverständlich und unbegreiflich: "Ich habe keine Beziehung zu dem Spieler und weiß gar nicht, was in dessen Kopf vorgeht." Boateng, der zum erweiterten Aufgebot von Deutschlands WM-Gruppengegner Ghana gehört, hatte Ballack im englischen Pokalfinale durch ein rüdes Foul schwer am Fuß verletzt. Der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft musste seine WM-Teilnahme absagen.

Der verletzte Michael Ballack will "nicht nachkarten". (Foto: Foto: dpa)

Inter Mailand reist bereits am Mittwochabend zum Fußball-Champions League-Finale gegen Bayern München nach Madrid. Damit wollen die Italiener möglichen Problemen durch neue Aschewolken des isländischen Vulkans aus dem Weg gehen. Wie die Gazzetta dello Sport am Dienstag berichtete, habe die Europäische Fußball-Union (UEFA) beide Finalisten zu einer frühzeitigen Anreise nach Spanien gedrängt. Der italienische Meister und Pokalsieger werde bis zum Endspiel am Samstagabend auf dem Trainingsgelände von Real Madrid in Valdebebas trainieren. Das Team von Trainer José Mourinho hätte eine kurzfristige Anreise bevorzugt. Zu ihren Champions League-Spielen bei Chelsea London und beim FC Barcelona waren die Mailänder erst am Vortag der Partien geflogen.

Der Präsident von Inter Mailand rechnet nicht damit, das Mourinho über das Saisonende hinaus Trainer bleibt. "Es würde mich wundern, wenn er bliebe", sagte Massimo Moratti. Mourinho wird seit Tagen mit Real Madrid in Verbindung gebracht. Bayern-Trainer Louis van Gaal hat derweil bekräftigt, dass er den Münchnern auch im Falle des Champions-League-Sieges erhalten bleibt. "Nein, ich werde nicht gehen. Ich habe einen Vertrag", sagte der Niederländer. Van Gaal hatte zuletzt bei einem möglichen Triple-Gewinn mit einem Abschied vom FC Bayern kokettiert. "Wir haben noch nicht unser ganzes Potenzial abgerufen. Diese Mannschaft kann noch besser werden", sagte der 58-Jährige, der mit dem FC Bayern in dieser Saison bereits das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal gewonnen hat.

Nach dem Abstieg von Hansa Rostock in die 3. Fußball-Liga ist es vor dem Stadion zu den ersten befürchteten Krawallen gekommen. Mehrere Feuerwerkskörper wurden von Randalierern gezündet, insbesondere der VIP-Parkplatz geriet dabei zur Zielscheibe. Außerdem blockierten die Hansa-Fans die Ausfahrt. Der Fußball-Traditionsklub hatte am Montag auch das zweite Relegationsspiel gegen den FC Ingolstadt 0:2 verloren und muss erstmals in der Vereinsgeschichte den Gang in die dritte Liga antreten. Es ist für Hansa der zweite zweite Abstieg innerhalb von zwei Jahren.

Nach dem verpassten Fußball-Meistertitel steht Trainer Christoph Daum bei Fenerbahce Istanbul offenbar vor dem Aus. "Wer die Mannschaft nicht zum Meister macht, muss gehen", zitierte die Zeitung Hürriyet am Montag Clubchef Aziz Yildirim. Fenerbahce hatte tags zuvor durch ein 1:1 gegen Trabzonspor das sicher geglaubte Championat noch an Bursaspor (2:1 gegen Besiktas Istanbul) verloren. Daum musste zweieinhalb Stunden nach dem Spiel von der Zivilpolizei aus dem Stadion in Sicherheit gebracht werden. Auch die Spieler sollen vor den enttäuschten Fans geschützt werden, bis sich die Gemüter beruhigt haben.

David Triesman ist nach seinen umstrittenen Äußerungen sowohl von seinen Ämtern als Präsident des englischen Fußball-Verbandes FA und als Chef der englischen WM-Bewerbung für 2018 zurückgetreten. Nach einem Bericht der Zeitung Mail on Sunday verdächtigt Triesman die Bewerber-Konkurrenten Spanien und Russland der Manipulation sowie einer möglichen Schiedsrichter-Bestechung bei der WM-Endrunde in Südafrika. Das englische WM-Bewerbungskomitee hat Entschuldigungsschreiben an den russischen und den spanischen Verband sowie an den Weltverband Fifa geschickt. Der ehemalige FA-Präsident Geoff Thompson wird neuer Chef des englischen WM-Bewerbungskomitees und soll den entstandenen Schaden auf ein Minimum reduzieren. Fifa-Generalsekretär Jerome Valcke hat unterdessen bestätigt, dass der Fall an die Fifa-Ethikkommission weitergeleitet wurde.

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