DFL gegen Innenminister:"Wir wehren uns gegen die Politik"

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Wegen des großen Bedarfs an Polizisten am 1. Mai 2011 wollen Politiker offenbar den drittletzten Bundesligaspieltag verlegen. Die DFL um Liga-Präsident Reinhard Rauball lehnt ab: Die Verlegung eines ganzen Spieltags sei "inakzeptabel".

Moritz Kielbassa

Ihren Urlaub umzubuchen, weil die Saison eine Woche länger dauert als vorgesehen, das würden Profifußballer gewiss verkraften. Doch das wäre nur ein klitzekleines vieler logistischer Probleme, die ein möglicher Kompromiss zwischen der Deutschen Fußball- Liga (DFL) und den Innenministern der Länder verursachen könnte.

Überstrapazierte Polizisten: Die Krawalle am 1. Mai und ein kompletter Bundesligaspieltag sind nicht zu bewältigen, sagen Landespolitiker. Dagegen wehrt sich die DFL. (Foto: ddp)

In der aktuellen Debatte um überstrapazierte Polizisten (Castor, Stuttgart 21) fordern Landespolitiker erneut, den drittletzten Bundesliga-Spieltag dieser Saison zu verlegen, um die Einsatzkräfte wegen der üblichen Krawalle in deutschen Großstädten am 1. Mai 2011, einem Sonntag, zu entlasten.

Eine Überlegung ist nach SZ-Informationen, das DFB-Pokalfinale in Berlin vom 21. Mai auf 30. April vorzuziehen. So würde am Problemwochenende nur ein Spiel stattfinden statt 18 Partien in der ersten und zweiten Liga. Deren Saison, die am 14./15. Mai endet, könnte dafür eine Woche verlängert werden. Ausgeschlossen sei das Szenario nicht, heißt es bei der DFL - allerdings: so gut wie.

Beim Ligaverband ist man irritiert über neue Vorstöße des nordrhein-westfälischen Innenministers Jäger und Berliner Innensenators Körting (beide SPD), die bei der Herbsttagung der Innenminister am Donnerstag in Hamburg die DFL zur Verlegung des 32. Spieltags auffordern wollen. "Wir wehren uns gegen die Politik, die uns mit neuen Forderungen überzieht, ohne mit uns zu sprechen", sagte Ligapräsident Reinhard Rauball.

Die DFL pocht auf den im April 2010 im Bundesinnenministerium vereinbarten Kompromiss. Demnach verzichtet die erste Liga am 1. Mai auf Sonntagsspiele. Eine Verlegung des kompletten Spieltags nennt Rauball "inakzeptabel", dies wäre "auch eine Kapitulation vor möglichen Mai-Krawallen".

Der Vorschlag des vorgezogenen Pokalfinals klingt zwar plausibel und würde die Situation für die Polizei entspannen. Doch ein neuer Terminplan wäre mit nur sechs Monaten Vorlauf schwer zu stemmen. Fernseh- und Sponsorenverträge sowie Terminvereinbarungen für das Pokalendspiel in Berlin, für das ganze Hotels geblockt sind, stellen nur einige Hürden dar.

Einfach den 32. Spieltag mit dem Pokalfinale zu tauschen wäre ausgeschlossen, die Saison würde dann für fast alle Klubs mit zwei Heim- oder Auswärtsspielen enden, eine klare Wettbewerbsverzerrung. 14 Tage Ligapause im Saisonendspurt wären ohnehin unschön, die Alternative eines eingeschobenen Dienstag/Mittwoch-Spieltags würde die Pokalfinalisten benachteiligen.

Eine weitere Möglichkeit, die Spieltage 32 bis 34 im Block um je eine Woche nach hinten zu rücken, würde eine Neuansetzung von 58 Spielen erfordern, inklusive Relegation. Und dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass auch Spiele der vom DFB organisierten Dritten Liga auf Bundesligatermine abgestimmt sind, um Polizeieinsätze regional zu entzerren. Rauball und DFB-Präsident Theo Zwanziger streben daher ein klärendes Gespräch mit den Innenministern an.

© SZ vom 18.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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