Vierschanzentournee:Kubacki springt vom Trittbrett

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Der Pole Dawid Kubacki war der beste Springer in Innsbruck. (Foto: Lisi Niesner/Reuters)

Der Pole verkürzt vor der vierten Tourneestation den Abstand auf die Spitze, verhindert einen Grand Slam des Norwegers Granerud - und sorgt vor dem dem abschließenden Springen in Bischofshofen wenigstens für ein bisschen Spannung.

Von Volker Kreisl, Innsbruck

Die alte Ordnung war zurück, jedenfalls für den Moment. Das Quartett, das über Wochen bis zum Ende des soeben vergangenen Jahres an der Spitze stand, war wieder vollständig versammelt: Dawid Kubacki, der seit den Anfängen der Saison überragende Pole, der Norweger Halvor Egner Granerud, dann Anze Lanisek aus Slowenien - und Stefan Kraft, der Gemütsspringer und ehemalige Tourneesieger, der zuletzt ein wenig abgerutscht war, nun aber im dritten Tournee-Springen vor seinem Heimpublikum wieder zu großer Form auflief. Der Kampf um die Gesamtwertung dagegen blieb mäßig spannend. Granerud hat immer noch 23,3 Punkte Vorsprung auf Kubacki, also knapp 13 Meter.

Am Ende, gegen halb vier Uhr nachmittags, hatten sich die Besten auf der Bergisel-Schanze in Innsbruck einen spannenden Kampf geliefert, ein bisschen Spannung bleibt aber bis zum Schluss der Serie in Bischofshofen. Gewonnen haben gewissermaßen alle vier. Zunächst Dawid Kubacki, weil er am Ende als letzter Springer die Nerven bewahrte und unter schweren Bedingungen gesprungen war. Der für Weiten schädliche Rückenwind hatte stramm mit 4,6 Metern pro Sekunde von hinten geblasen, es war bei Weitem die kräftigste Brise des Nachmittags. Zudem hatte Kubackis Coach auch noch den Anlauf verkürzt, und doch gelang es diesem, den Flug hinauszuzögern, wie ein Passagier, der erst im letzten Moment vom Trittbrett springt.

Gewonnen und zugleich verloren hatte dagegen Granerud. Erleichtert dürfte er gewesen sein, nachdem er seine mäßigen Sprünge aus der Qualifikation und dem ersten Durchgang (nur 127 Meter) kompensiert hatte - mit einem Satz, der, wie von ihm schon öfter gesehen, spektakulär war. Granerud sprang mit 133 Metern mit Abstand am weitesten, dieses Ergebnis verschaffte ihm am Ende Platz zwei. Was er allerdings zumindest bei dieser Tournee verpasst, ist ein spezieller Platz in der Geschichte der Tournee: nämlich den nächsten Tournee-Grand-Slam, also den Vierfachsieg.

Anze Lanisek wiederum, dem Drittplatzierten in Innsbruck, gelang abermals ein respektabler Satz, der dokumentierte, dass der Slowene weiter zum Trio der Besten in diesem Winter zählt. Zu diesem gehört der beste Österreicher und Lokalheld Stefan Kraft derzeit zwar nicht ganz, aber er konnte sich vor seinen Fans abermals steigern und hat gute Aussichten für den Abschluss in Bischofshofen (Springen am Freitag, 16 Uhr). Weiter hinten platzierten sich die deutschen Springer, Bester war Philipp Raimund, das 22-jährige Talent, welches als Bester des Deutschen Skiverbandes am Bergisel auf Rang 13 kam.

Und dann machte beim Springen in Innsbruck ein weiterer Hauptakteur mit, nämlich der Föhn, der warme Fallwind, der keine Ruhe gab und für zusätzliche Spannung sorgte. Unter anderem deshalb, weil er mit hohen Temperaturen den Auslauf der Schanze zu einem Hindernis umfunktionierte. Dort sammelte sich wieder das Schmelzwasser, das von Sprung- und Bremshang in die Mulde sickerte, was einen weiteren Thrill ins Springen brachte. Immerhin, die Weltbesten rutschten und wackelten, verkanteten und ruderten mit den Armen, blieben letztlich aber alle auf ihren Skiern.

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