Ski alpin:Rückkehr in Vermont

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"Riesenslalomfahren ist wieder so geil. Wenn das funktioniert, kann ich den nächsten Schritt in den Speed-Disziplinen einfacher schaffen." Viktoria Rebensburg. (Foto: Gian Ehrenzeller/dpa)

Skiprofi Viktoria Rebensburg wähnt sich nach Rückschlägen und Verletzungen auf dem Weg zu alter Stärke - und vertraut dabei auch einem neuen Servicemann.

Von Johannes Knuth

Das wohl wichtigste Werkzeug, um den kommenden Winter vorzubereiten, sagt die Skirennfahrerin Viktoria Rebensburg, war der Verzicht. Kein Skifahren, keine Tüftelei am Material, dreieinhalb Monate lang. Rebensburg verbrachte den Sommer mit Wellenreiten, hospitierte in der Marketing-Abteilung eines Sponsors. Sie habe das Skifahren einfach mal abstreifen müssen, bevor sie ihn wieder anlegen konnte, "um mich körperlich und mental komplett zu erholen". Von all den Verletzungen und Materialtests also, die davor oft bis in die Sommermonate verfolgten. Und die ihr Sportlerleben ein wenig aus dem Gleichgewicht warfen.

Rebensburg, 27, Riesenslalom-Olympiasiegerin von 2010, hatte vor zwei Jahren ihr Geschäftsfeld auf die schnellen Disziplinen erweitert; sie hatte sich auf einen Pfad begeben, der sie irgendwann zum Sieg im Gesamtweltcup führen soll. Doch auf dieser Reise traten erst mal Verzögerungen ein. Die Skier ihres neuen Ausrüsters bereiteten Sorgen, die Fahrten, erinnert sie sich, "waren eine Schwierigkeit von oben bis unten". Erst in der zweiten Hälfte der Vorsaison, nach Korrekturen am Set-up und der Fahrposition, sammelte Rebensburg drei Weltcupsiege. Sie fühlte sich aber auch so angemessen entlohnt. Sie sei stets hartnäckig geblieben, "nicht vom Weg abgekommen", sagt Rebensburg. "Im letzten Jahr am Ende wiederzukommen, das war die schönste Erkenntnis aus der Saison."

Rebensburg nimmt am Samstag beim Riesenslalom in Killington/Vermont die Geschäfte auf. Sie hat einen Schienbeinkopfbruch auskuriert, der ihr den Auftakt in Sölden raubte. Ansonsten hat sie ihre Routine gefunden. "Riesenslalomfahren ist wieder so geil. Wenn das funktioniert, kann ich den nächsten Schritt in den Speed-Disziplinen auch einfacher schaffen." Sie hat sich eine WM-Medaille im Februar vorgenommen, wenn alles passe auch den Gesamtweltcup, wenn auch nicht unbedingt für diese Spielzeit.

Im Deutschen Skiverband ist sie seit dem Rücktritt von Maria Höfl-Riesch ohnehin die Nummer eins, da besteht die Herausforderung eher darin, dass es kaum Herausforderer gibt. Sie haben im DSV die Jungen mit den Älteren in einer großen Lerngruppe zusammengelegt, damit der Nachwuchs wieder in die Spitze gezogen wird. Aber das ist eher eine Frage von Jahren, nicht Monaten. Gleichzeitig haben sie Rebensburg ein Umfeld gebastelt, das ihrem Gesamtweltcup-Projekt bekömmlich ist, mit Trainern, die während eines Speed-Weltcups auch Riesenslalom-Einheiten anbieten. Rebensburg hat bei ihrer Skifirma zudem einen neuen Servicemann angefordert (und bekommen): Andrea Vianello, der Doppel-Olympiasiegerin Tina Maze betreute. Und Alberto Tomba, den einstigen Weltklasseläufer und Entertainer, der in einem autofreien Schweizer Skiort schon mal beharrlich vor seinem Hotel parkte. Das werde es bei ihr aber nicht geben, sagt Rebensburg: "Dafür sind meine Beziehungen zur Schweizer Polizei doch nicht gut genug."

© SZ vom 26.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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