Slalom in Chamonix:Die verrückte Aufholjagd von Daniel Yule

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Von Rang 30 zum Sieg: Daniel Yule gelang in Chamonix eine einmalige Aufholjagd im zweiten Durchgang. (Foto: Millo Moravski/Agence Zoom/Getty Images)

Von Platz 30 auf eins: Dem Schweizer Daniel Yule gelingt in Chamonix Historisches. Der Höhenflug von Linus Straßer endet hingegen mit einer harten Landung.

Linus Straßer hob ratlos seine Skistöcke und schimpfte leise vor sich hin. Dieser viel zu leichte, viel zu flache Hang in Chamonix war so gar nicht nach dem Geschmack des zuletzt so erfolgreichen deutschen Slalom-Rennfahrers - und Platz 14 bei der verrückten Aufholjagd des Schweizers Daniel Yule schon gar nicht.

"Das ist einfach Chamonix, gefühlt jedes Jahr dasselbe", sagte Straßer über das Rennen, in dem Yule als erster Slalomfahrer von Halbzeit-Rang 30 noch nach ganz vorne fuhr. Ermöglicht wurde diese historische Aufholjagd durch die nachlassende "grüne Piste", über die sich Straßer nach seinen Triumphen in Kitzbühel und Schladming ärgerte.

Der Münchner leistete sich im ersten Lauf einige kleinere Unsicherheiten und einen "blöden" Patzer kurz vor dem Ziel, der ihn "fünf, sechs Zehntel" kostete. Zwischenrang 17 war keine gute Ausgangslage fürs Finale, das wusste Straßer: "Mittendrin ist es einfach bescheuert: Du hast zu wenig Zeitabstand, aber trotzdem nicht mehr die optimale Piste."

Und so reichte es trotz großen Kampfes nur noch, um drei Ränge gutzumachen. Anders als Yule. Der 30-Jährige hatte es um fünf Hundertstelsekunden gerade noch in den zweiten Lauf geschafft, den er mit einem Rückstand von 1,93 Sekunden auf Olympiasieger Clement Noel anging, der letztlich Dritter wurde. Yule fand optimale Bedingungen vor - und nutzte diese zu seinem siebten Sieg.

Yule war sich sicher, das Finale zu verpassen - und hatte seine Sachen schon zur Abreise gepackt

"Das ist absolut unglaublich. Ich hatte wirklich Glück mit der Piste, aber auch einen wunderbaren zweiten Lauf", sagte der Team-Olympiasieger von 2018. Weil Yule sicher war, das Finale zu verpassen, hatte er schon gepackt und wollte ins Hotel zurück. Dann aber traf er es perfekt. Auch Straßers zweiter Lauf in den Savoyer Alpen "hat sich gar nicht so schlecht angefühlt, ich habe genau das umgesetzt, was ich machen wollte", meinte der 31-Jährige, "frecher Ski zu fahren. Deshalb war ich ein bisschen überrascht, dass ich doch so viel verloren habe."

Sebastian Holzmann schied im siebten Rennen erstmals in diesem Winter aus. Für Straßer war es auch ein Rückschlag im Kampf um die Gesamtwertung, in der er Boden auf den diesmal viertplatzierten Österreicher Manuel Feller (Österreich) verlor.

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