Siege für Dortmund und Stuttgart:Dank Mkhitaryan ganz oben

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Henrikh Mkhitaryan: Zwei Tore gegen Frankfurt (Foto: Bongarts/Getty Images)

Borussia Dortmund übernimmt die Tabellenführung in der Bundesliga: Mit seinen ersten zwei Toren sorgt Henrikh Mkhitaryan für den Erfolg gegen Eintracht Frankfurt. Stuttgarts Thomas Schneider feiert mit dem VfB ein glänzendes Bundesliga-Debüt. Gegen die TSG Hoffenheim gelingt den Schwaben ein 6:2.

25-Millionen-Mann Henrikh Mkhitaryan hat Borussia Dortmund mit seinen ersten beiden Bundesliga-Toren zurück an die Tabellenspitze geschossen. Der BVB siegte am Sonntag mit 2:1 (1:1) bei Eintracht Frankfurt und ist nun die einzige Mannschaft, die in dieser Saison bislang alle ihre Spiele gewonnen hat. Mkhitaryan sorgte in der 10. und 56. Minute für den Erfolg in einer sehenswerten Partie. Während die Borussia nun zwei Punkte vor UEFA-Supercup-Sieger FC Bayern liegt, hat Frankfurt nach vier Partien weiter nur drei Zähler. Der erste Bundesliga-Treffer von Neuzugang Vaclav Kadlec (36.) zum 1:1 war trotz eines leidenschaftlichen Auftritts zu wenig.

Ein Jahr nach dem 3:3-Spektakel sahen die 51 500 Zuschauer in der ausverkauften Arena erneut von Beginn an ein sehr unterhaltsames Spiel mit vielen Torszenen. Und dies, obwohl die Gastgeber den Einzug in die Europa League teuer bezahlen mussten. So fehlten Top-Torjäger Alex Meier wegen Oberschenkelproblemen und Sebastian Rode.

Trainer Armin Veh nahm gleich fünf Umstellungen im Vergleich zum 2:1 über Karabach am Donnerstag vor, sah aber schon nach vier Minuten die erste Chance seines Teams: Takashi Inui scheiterte mit einer Direktabnahme an BVB-Schlussmann Roman Weidenfeller. Beim nächsten Angriff des Vizemeisters parierte Eintracht-Keeper Kevin Trapp gegen den durchgebrochenen Jakub Blaszczykowski.

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Nach einem Ballgewinn bedient der Pole kurz darauf mit einem feinen Zuspiel Mkhitaryan, und der Armenier vollendete flach. Robert Lewandowski hätte nur vier Minuten später erhöhen können, doch Trapp nahm dem Torjäger den Ball vom Fuß. Die Frankfurter leisteten sich zu viele Fehler im Spielaufbau und hatten gegen das hohe Tempo des Vizemeisters zunächst oft Probleme.

Die Hessen hielten jedoch gut dagegen und schafften es ihrerseits, die Dortmunder Defensive in Verlegenheit zu bringen. Kadlec stiftete beim ersten Auftritt im heimischen Stadion viel Unruhe und übersah frei vor dem rettenden Weidenfeller den besser postierten Inui (21.). Nach einem Kopfball von Stefan Aigner an den Pfosten staubte der Tscheche zum nicht unverdienten Ausgleich ab. Aigner war Nationalspieler Marcel Schmelzer zuvor entwischt.

Mats Hummels sah kurz vor dem Wechsel nach einem Foul an Kadlec die erste Gelbe Karte der Dortmunder in dieser Saison. Der nicht immer sicher wirkende Auswahlverteidiger blieb zur Pause in der Kabine, dafür kam Sokratis.

Trainer Jürgen Klopp wirkte manchmal ziemlich aufgebracht und unzufrieden an der Seitenlinie. Seine Schützlinge hatten ihre Linie verloren, ehe Mkhitaryan den Favoriten mit einer Einzelaktion wieder auf Kurs brachte. Der Götze-Nachfolger entwischte Johannes Flum und schoss aus 17 Metern mit links ein.

Die Eintracht zeigte sich davon nicht geschockt und hatte Pech, dass Anderson mit einem Kopfball an den Pfosten den schnellen Ausgleich verpasste (62.). Die letzte Chance hatte der fleißige Inui mit einem abgeblockten Schuss (82.). Am Ende blieb es beim 38. Dortmunder Sieg gegen die Frankfurter. Gegen keine andere Mannschaft haben die Westfalen in der Bundesliga häufiger gewonnen.

Ein furioser VfB Stuttgart hat beim Bundesliga-Debüt seines neuen Trainers Thomas Schneider ein Torfestival gefeiert und zugleich eine eindrucksvolle Reaktion auf den Europacup-Frust gezeigt. Angeführt vom überragenden Ex-Hoffenheimer Vedad Ibisevic setzten sich die Schwaben drei Tage nach dem Aus im Play-off zur Europa League 6:2 (3:1) gegen 1899 Hoffenheim durch.

Alexandru Maxim (links) und Vedad Ibisevic: Mehrfach erfolgreich gegen Hoffenheim (Foto: Daniel Kopatsch/Getty)

Durch den Erfolg im baden-württembergischen Duell haben die Stuttgarter, die zuvor alle drei Punktspiele verloren hatten, den schlechtesten Saisonstart ihrer Klubgeschichte abgewendet. Antonio Rüdiger (12.), Ibisevic (19./47./63.) und Alexandru Maxim (28./55.) trafen für den VfB. Kuriosum am Rande: Nach ihrem Fehlstart vor drei Jahren mit drei Niederlagen hatten die Schwaben ebenfalls einen Kantersieg (7:0 gegen Borussia Mönchengladbach) gefeiert.

"Es hat einfach Spaß gemacht", sagte Ibisevic bei Sky, "wir wollten nach schwierigen Wochen einfach richtig Gas geben. Das war eine überragende Reaktion." Kevin Volland (26.) und Roberto Firmino (87.) waren für die Hoffenheimer erfolgreich, die nach sieben Pflichtspielen ohne Pleite wieder als Verlierer vom Platz gingen. "Das war desolat", sagte Kapitän Andreas Beck. "Unsere Schwächen wurden eiskalt ausgenutzt."

Die 42.450 Zuschauer sahen in den ersten Minuten kein berauschendes Spiel. Die Gastgeber, deren Kapitän Serdar Tasci am Freitag von Bord gegangen und zum russischen Meister Spartak Moskau gewechselt war, machten nichts aus ihren größeren Spielanteilen. Die Gäste, bei denen die elf ehemaligen VfB-Spieler Andreas Beck, Sebastian Rudy, Jeremy Toljan, Sven Schipplock, Kenan Karaman, Jens Grahl, Alexander Stolz, Boris Vukcevic sowie Matthieu Delpierre, Matthias Jaissle und Tobias Weis (alle "Trainingsgruppe 2") unter Vertrag stehen, hatten in der Defensive keine Mühe.

Das änderte sich nach zehn Minuten vollkommen. Erst sorgte ein abgefälschter Schuss von Moritz Leitner für Gefahr (10.), dann erzielte Innenverteidiger Rüdiger nach starker Maxim-Vorarbeit sein erstes Bundesligator. Sechs Minuten später hatten die Stuttgarter, die ohne Georg Niedermeier, Johan Audel, Daniel Didavi, Marco Rojas und den gesperrten Ibrahima Traoré auskommen mussten, bei einer guten Gelegenheit der Hoffenheimer durch Anthony Modeste Glück (18.).

Die Schwaben schlugen wenige Sekunden später selbst zu. Nach einer Maxim-Ecke war Ibisevic per Kopf zur Stelle. Im Gegensatz zu den Stuttgartern waren die Hoffenheimer, deren Coach Markus Gisdol von 2005 bis 2007 die U17 des VfB betreut hatte, in der Offensive harmlos. Die Kraichgauer, bei denen der gesperrte Sejad Salihovic fehlte, kamen nicht über gute Ansätze hinaus. Die Ausnahme war der Treffer Vollands.

Keine zwei Minuten später kassierten die Hoffenheimer, die am Freitag die juristische Auseinandersetzung mit Eren Derdiyok durch den Transfer des Schweizer Nationalstürmers zu Bayer Leverkusen beenden konnten, nach einem krassen Fehler des belgischen Nationaltorhüters Koen Casteels den dritten Gegentreffer. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte zog sich Schiedsrichter Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) den Unmut der Gäste zu. Der Referee erkannte ein Tor von Modeste wegen eines angeblichen Foulspiels des Franzosen nicht an.

Nur zwei Minuten nach dem Seitenwechsel waren die guten Vorsätze der Hoffenheimer für den zweiten Abschnitt über den Haufen geworfen. Ibisevic setzte sich gegen den indisponierten Argentinier David Abraham durch und markierte sein viertes Saisontor. Kurz darauf erzielte der Rumäne Maxim einen sehenswerten Treffer, dann war wieder der Bosnier Ibisevic an der Reihe, der in der Torjägerliste zum Mainzer Nicolai Müller aufschloss. Von Gegenwehr der Gäste war in dieser Phase kaum etwas zu erkennen.

Beste Spieler aufseiten der Stuttgarter waren Maxim und Ibisevic. Bei den Hoffenheimern konnte lediglich Volland mit Abstrichen überzeugen.

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