Schwimmen:Koch vor WM: Für mich immer die Zeit im Vordergrund

Kasan (dpa) - WM-Zweiter und Europameister: Marco Koch ist der erfolgreichste deutsche Beckenschwimmer der vergangenen beiden Jahre. Bei der WM in Kasan hat er über die 200 Meter Brust den deutschen Rekord als Ziel - was er damit gewinnt, ist für den Darmstädter weniger wichtig als eine gute Zeit.

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Kasan (dpa) - WM-Zweiter und Europameister: Marco Koch ist der erfolgreichste deutsche Beckenschwimmer der vergangenen beiden Jahre. Bei der WM in Kasan hat er über die 200 Meter Brust den deutschen Rekord als Ziel - was er damit gewinnt, ist für den Darmstädter weniger wichtig als eine gute Zeit.

Im Interview der Deutschen Presse-Agentur spricht Koch über seine glutenfreie Ernährung, Hypnose und den Wunsch nach einer sorgenfreien Zukunft auf den Malediven.

Mit welchen Zielen fährt ein WM-Zweiter und Europameister über 200 Meter Brust zur WM nach Kasan?

Koch: Mein einziges Ziel ist eigentlich, schneller zu schwimmen als letztes Jahr. 2:07,47 Minuten hatte ich als deutschen Rekord bei der EM. Lassen wir uns überraschen, was man damit gewinnen oder auch nicht gewinnen kann. Speziell über 200 Meter ist die Konkurrenz sehr stark. Eine Medaille kann ich ja relativ schlecht beeinflussen, deswegen steht für mich immer die Zeit im Vordergrund.

Welche Rolle spielt beim Erfolg, dass Sie sich glutenfrei ernähren?

Koch: Das hat mir auf jeden Fall geholfen. Nach der EM hatte ich wieder mal versucht, Weizen wieder einzuführen, aber da merkt man schon den Unterschied, dass man sich schlapp und nicht so wohlfühlt. Es hilft einfach, wenn man vielleicht doch dieses ein oder andere Körnchen mehr zur Verfügung hat.

Was kommt auf den Tisch, was ist verboten?

Koch: Als Beilage hauptsächlich Reis und Kartoffeln. Ansonsten keine Nudeln mehr, keine Pizza mehr. Die Nudelberge, die man von Sportlern kennt, die gibt es bei mir nicht mehr. Am Anfang war es eine Riesenumstellung, und es hat gestört, dass man sich nicht einfach beim Bäcker ein Teilchen oder belegtes Brötchen aussuchen konnte.

Sie arbeiten ja auch mit Hypnose, was bringt Ihnen das?

Koch: In letzter Zeit bin ich nicht mehr dazu gekommen, vor Olympia werde ich das wieder forcieren. Ich denke, dass es auf jeden Fall hilft, sich in stressigen Situationen mit seinen Gedanken zurückzuziehen und man sich entspannen kann, wenn andere Leute mehr Stress haben.

Fehlt den Schwimmern ein Leadertyp? Paul Biedermann verweist wegen Ihrer Erfolge auf Sie...

Koch: Ich würde nicht sagen, dass wir einen Leader brauchen. Wir verstehen uns alle sehr gut in der Mannschaft. Wenn irgendjemand einen Rat braucht oder Probleme hat, kann er jederzeit auf mich oder andere Sportler zukommen. Wir stehen da gut zusammen. Wenn der Schuh drückt, findet sich eigentlich immer jemand, der hilft.

Wo steht das deutsche Schwimmen nach zweieinhalb Jahren Amtszeit von Cheftrainer Henning Lambertz?

Koch: Das ist natürlich nichts, was sich von heute auf morgen ändert. Wir haben schon Fortschritte gemacht. Man merkt auch mit diesen beiden Qualifikationsnormen, dass viele Leute viel konstanter das Jahr über schwimmen. Das Perspektivteam feiert auch gute Erfolge. Ich denke, es sieht nicht schlecht aus. Es wird besser.

 Seit Jahren ist Alexander Kreisel Ihr Heimtrainer in Darmstadt, zusätzlich betreut Ex-Bundestrainer Dirk Lange Sie punktuell in Graz. Was nehmen Sie von wem mit ?

Koch: Die meisten Sachen mach ich zu Hause bei meinem Heimtrainer. Ich bin einfach jemand, der gerne die Abwechslung hat. Ich habe beispielsweise im Januar mit unserem hessischen Schwimmverband trainiert, dann war ich bei Dirk in Graz für zehn Tage, dann war ich mit ihm im Trainingslager in der Türkei. Ich nehme gerne überall Reize mit. Aber die meisten Sachen machen wir zu Hause mit meinem Heimtrainer. Wir sprechen uns immer ab, die Zusammenarbeit mit Alexander, Dirk und mir klappt gut.

Über was oder wen können Sie sich aufregen?

Koch: Beim Autofahren meistens (lacht). Ich bin nicht der geduldigste Mensch, muss ich zugeben. Über mich rege ich mich selten auf beim Autofahren.

Wie sieht die Zukunft nach Olympia 2016 aus?

Koch: Noch gar nicht so richtig. Mir macht es momentan noch super viel Spaß, und ich gehe davon aus, dass ich noch ein paar Jahre weiter schwimme. Ob es ein ganzer Olympia-Zyklus wird, schauen wir mal, lassen wir uns überraschen.

Und wo sehen Sie sich in zehn Jahren, auch beruflich gesehen?

Koch: Dann habe ich ausgesorgt und liege eh nur auf den Malediven. Nein, Spaß. Mal gucken. Ich habe mich bei der Stiftung Deutsche Sporthilfe um ein Patenprogramm mit einem Paten aus der Wirtschaft bemüht. Vielleicht entwickelt sich da was Spannendes für mich. Aber so weit denke ich noch nicht nach vorne.

Zur PERSON: Marco Koch (25) bewahrte mit seiner Silbermedaille die deutschen Beckenschwimmer bei der WM 2013 vor einer Nullnummer. Bei der Heim-EM in Berlin voriges Jahr gewann er die 200 Meter Brust. Der Student der Wirtschaftspsychologie trainiert in Darmstadt und phasenweise in Graz.

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