Schwimm-WM:Der Dolmetscher

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Flink im Becken, aber mit Problemen beim Anschlag: Lucas Matzerath verpasst die ersehnte WM-Medaille über 100 Meter Brust. (Foto: Stefan Wermuth/Reuters)

Deutscher Rekord im Vorlauf, im WM-Finale Fünfter: Lucas Matzerath blickt schon nach Paris - und seine Japanischkenntnisse nimmt ihm sowieso niemand mehr.

Von Sebastian Winter, Fukuoka

Lucas Matzerath ist ein reflektierter, wissbegieriger junger Mann. Nach den Olympischen Spielen 2021 in Tokio, erzählte er am Montagabend rund 1000 Kilometer südwestlich der Hauptstadt, habe er damit begonnen, Japanisch zu lernen. Das hilft ihm nun in Fukuoka, das ja auch in Japan liegt, bei der Schwimm-Weltmeisterschaft. Er unterhalte sich in diesen Tagen schon ab und an mit dem Hotelpersonal in dessen Sprache, erzählte jedenfalls Christian Hansmann, der Leistungssportdirektor des Deutschen Schwimmverbands (DSV). Und nicht nur die üblichen Worte, also Konnichiwa, Arigatō und Sayonara für Guten Tag, Danke und Auf Wiedersehen.

All seine Sprachkenntnisse haben Matzerath dann aber auch nicht geholfen in seinem WM-Finale über 100 Meter Brust. Der 23-jährige Weinheimer, der in Bochum trainiert, musste seine Medaillenhoffnungen begraben und landete beim Sieg des Chinesen Qin Haiyang auf Platz fünf. Rang zwei teilten sich kurioserweise gleich drei Schwimmer: Nicolo Martinengh aus Italien, der Niederländer Arno Kamminga und der US-Amerikaner Nic Fink kamen alle vor Matzerath in 58,72 Sekunden ins Ziel. Dieser verpasste seinen deutschen Rekord, den er im WM-Vorlauf aufgestellt hatte, nur knapp. Dennoch erzielte er das beste deutsche Resultat in dieser Disziplin seit 1986.

Von Startblock 5 auf Platz 5: Lucas Matzerath. (Foto: Issei Kato/Reuters)

"Ich hatte mir erhofft, schneller als meine Zeit gestern schwimmen zu können. Der Anschlag hat nicht ganz gepasst", sagte Matzerath, der dennoch nicht unzufrieden war. Wie so oft war er als einer der Letzten ins Becken getaucht, der Start gehört nicht zu seinen Stärken. "Wir haben daran gearbeitet, im Vergleich zur EM letztes Jahr ist er besser geworden", sagte Matzerath, der dann als Vierter zur Wende kam, die aber nicht optimal funktionierte. So hatte er keine Chance mehr, an das Führungsquartett heranzukommen.

Der Modellathlet gilt dennoch als eine der großen deutschen Schwimmhoffnungen für die Olympischen Spiele in Paris. Und der Elektrotechnikstudent hat sich in Bochum ein passendes Umfeld geschaffen. Seinen Trainer Mark Jayasundara kenne er seit 2012, "ich vertraue da voll auf seine Lehrkünste". Die WM in Fukuoka sehe er nun als "Probedurchlauf für nächstes Jahr".

Die Saison lasse er nun langsam ausklingen nach der WM. Direkt im Anschluss möchte er mit seinem Vater, der auf der Tribüne saß, dann noch zwei Wochen herumreisen in Japan. Lucas Matzerath wird dann bestimmt ein guter Dolmetscher sein.

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