Schwimm-Weltmeisterschaft:Chaostage in Rom

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Enttäuschte Hoffnungen der Deutschen, Ärger über die Eröffnungsfeier, nicht zugelassene Startblöcke und eine gescheiterte Hamburger Bewerbung um die WM 2013.

Mit Niederlagen und Ärgernissen ist das deutsche Team in die Schwimm-Weltmeisterschaften von Rom gestartet. Am Sonntag zeigten die Hoffnungsträger Josephine Möller und Nora Subschinski Nerven und konnten als Achte im Synchronspringen vom Turm nicht für das herbeigesehnte Erfolgserlebnis sorgen. Zuvor hatten bereits Stephan Feck/Patrick Hausding als Fünfte im Synchron-Wettbewerb vom Drei-Meter-Brett, Christin Steuer als Sechste vom Turm und Katja Dieckowals Neunte vom Ein-Meter-Brett das Siegertreppchen verpasst. Jetzt wird der Druck groß. Die Wasserballerinnen verloren mit 12:17 wie erwartet ihr Auftaktspiel gegen Vize-Europameister Spanien.

Nicht synchron genug: Stephan Feck und Patrick Hausding landeten im Synchron-Wettbewerb vom Drei-Meter-Brett auf dem fünften Rang. (Foto: Foto: dpa)

Sturm und meterhohe Wellen wirbelten den WM-Zeitplan kräftig durcheinander und erzwangen eine Verlegung der Langstrecken-Rennen. Der Startsteg wurde weggerissen, die Versorgungspontons beschädigt und die Zeitmessanlage zerstört. Der sechsmalige Weltmeister Thomas Lurz übte harte Kritik an den Organisatoren, nachdem die für Sonntag geplanten Rennen über 5 Kilometer zunächst auf Dienstag verschoben wurden. "Das ist organisatorisches Chaos, das ist einer WM unwürdig", sagte der Würzburger. Der Sturm soll anhalten. Am Sonntag war deshalb sogar ein Ausweichen in den Bracciano-See im Norden Roms angedacht, später aber verworfen worden. Die Rennen über zehn Kilometer waren am Samstag zunächst für Frauen und Männer für Donnerstag angesetzt worden und wurden dann am Sonntag schließlich für Mittwoch terminiert.

Zwei Stunden ohne Essen und Trinken

Damit stehen für Lurz gleich zwei Rennen an zwei Tagen an. Lurz: "Das ist natürlich schon ungünstig." Krass beschrieb er die Situation in Ostia, 45 Kilometer von Rom entfernt: "Im Start- und Zielbereich muss man aufpassen, dass man nichts auf den Kopf kriegt und von der Anzeigetafel erschlagen wird."

Verärgert war das DSV-Team zudem über die Eröffnungsfeier am Samstagabend im Stadio dei Marmi. "Um 19.00 Uhr sind wir mit dem Bus abgeholt worden. Um 22.04 Uhr sind wir ins Stadion eingelaufen. Unsere Athleten mussten mehr als zwei Stunden ohne Essen und Trinken vor dem Stadion warten", sagte DSV-Pressesprecher Christian Hansmann: "Als wir dann eingelassen wurden, war die Feier fast vorbei." Dabei war der DSV neben den Gastgebern aus Italien mit der größten Delegation bei der Feier anwesend.

Schon im Vorfeld der Rennen im Schwimm-Stadion des Foro Italico hatte es Unruhe gegeben. Die Veranstalter ließen am Wochenende neue Startblöcke montieren - die sind allerdings erst ab dem nächsten Jahr von der FINA zugelassen. Die Veranstalter wiesen darauf hin, dass es sich um einen Test handeln würde. "Die Schrägen am hinteren Teil der Blöcke werden zu den Wettkämpfen abmontiert, dann entsprechen sie den Vorschriften", sagte Francesco Passariello, Sprecher des Organisationskomitees.

Hamburger WM-Bewerbung scheitert

Während in Ostia alles drunter und drüber ging, erwischten die Wasserspringer in der Sonne von Rom nicht den erwünschten Start, auch wenn sie beste Europäer waren. "Wir haben vor dem letzten Sprung schon auf eine Medaille gehofft. Am Ende sind wir selbst schuld, dass wir sie nicht geschafft haben", sagte Europameister Hausding nach Platz 5 vom Drei-Meter-Brett zusammen mit Feck. 426,24 Punkte reichten nicht für eine Medaille, nachdem das Paar vor dem letzten Durchgang noch den Bronze-Platz belegt hatte. Weltmeister wurden mit 467,94 Punkten der chinesische Ein-Meter-Brett-Sieger Qin Kai und Partner Wang Feng. Die erst 16 Jahre alte Josephine Möller und ihre fünf Jahre ältere Partnerin Nora Subschinski hatten mit 299,22 Punkten beim Sieg der Chinesinnen Chen Ruolin/Wang Xin (369,18) nicht die Spur einer Chance.

Auch Christin Steuer aus Riesa konnte sich nicht in die Medaillen-Ränge kämpfen. 353,75 Punkte waren in einem starken Finale zu wenig. Aber die WM-Dritte von 2007 hatte sich nichts vorzuwerfen: "Ich habe mal wieder eine konstante Leistung gezeigt. Das ist für mich Ansporn für das nächste Jahr." Weltmeisterin wurde mit 428,25 Zählern überraschend die Mexikanerin Paola Espinosa. Die Berlinerin Subschinski, 2007 WM-Dritte, verpasste als Halbfinal-13. das Finale der besten Zwölf. Katja Dieckow (Halle/Saale) wurde beim Sieg der Russin Julia Pachalina Neunte vom Ein-Meter-Brett. Teamkollegin Carolin Bürger schied als 13. im Vorkampf aus.

Enttäuschung herrschte nach dem Scheitern der Hamburger Bewerbung um die WM 2013. Nach dem Sieg von Dubai sprach Christa Thiel, Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes, von einem "sportpolitischen Zuschlag". Neben Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble hatte auch der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Thomas Bach, für Hamburg geworben. Britta Steffen moderierte neben Thiel die halbstündige Präsentation. "Im Sport kann eine Niederlage auch Ansporn für einen neuen Versuch sein", sagte IOC-Vize Bach.

© sueddeutsche.de/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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