Schweiz gegen die Türkei:Sportwagen besiegen Spaziergänger

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Die beiden Torschützen der Schweizer Haris Seferovic (rechts) und Xherdan Shaqiri feiern den Sieg ihrer Mannschaft. (Foto: OZAN KOSE/AFP)

Beim 3:1 gegen die Türkei verpassen die Schweizer einen höheren Sieg - und damit den zweiten Platz. Ob sie zu den besten Drittplatzierten gehören, muss sich erst noch zeigen.

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Ein Fußballer, der einen Lamborghini fährt, muss auch spielen wie ein Lamborghini. Das hat Alexander Frei gesagt, und weil Alexander Frei, 41, Rekordtorschütze der Schweizer Nationalmannschaft ist, muss das wohl so stimmen - wie auch immer ein Lamborghini Fußball spielt, wahrscheinlich schnell und elegant. Nach den bisherigen EM-Auftritten hätten die Profis der Eidgenossen, die ihren Landsleuten zuletzt mit extravaganten Autos und ebenso extravaganten Frisuren auf die bodenständigen Nerven gingen, mithin einen zehn Jahre alten Mittelklassewagen mit verbeulter Stoßstange verdient gehabt. Und der Gegner vom Sonntagabend, die Türkei? Zu Fuß gehen oder gleich Ausgangssperre.

Die Enttäuschten der Gruppe A trafen sich in Baku, um das aus ihrer Sicht Schlimmste abzuwenden. Jeweils eine 0:3-Abfuhr gegen Italien hatten sie erlebt, die Schweiz hatte zuvor wenigstens noch ein Pünktchen gegen Wales geholt, die Türkei hingegen auch gegen diesen Gegner verloren.

Das Team von Trainer Senol Günes durfte also nur noch auf das große Wunder hoffen: hoch gewinnen und dann als einer der vier besten Gruppendritten das Achtelfinale erreichen. Die Schweizer konnten ihre Autos und Haare im besten Fall noch mit Platz zwei rechtfertigen, zumindest falls die auf dem Papier deutlich unterlegenen Waliser im Parallelspiel gegen Italien auch auf dem Platz deutlich unterliegen würden.

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Die Türkei konnte ihr Wunder schnell abhaken, und auch die Schweizer erreichten nicht ihr Maximalziel: Sie siegten 3:1 (2:0), was nicht ganz für den zweiten Rang reichte. Die Hoffnung auf die Qualifikation via Platz drei ist mit vier Punkten aber berechtigt - und die kritischen Landsleute dürften fürs Erste beschwichtigt sein. Das war ja ein wichtiges Ziel, wie Doppeltorschütze Xherdan Shaqiri bei Magenta TV erläuterte: "Wichtig war es, eine Reaktion zu zeigen als Einheit, als Mannschaft", sagte er, "wir wussten, dass wir gegen diesen Gegner viele Torchancen kreieren können."

Schon in der sechsten Minute rauschten die ersten roten Lamborghinis aufs türkische Tor. Über den Gladbacher Breel Embolo und den Frankfurter Steven Zuber gelangte der Ball zu Haris Seferovic, dem Torjäger von Benfica Lissabon, der von der Strafraumgrenze zum 1:0 traf. Die Türkei hatte in der Folge zwar mehr Torabschlüsse, aber meist harmlose aus der Distanz; die Schweizer wiesen die weitaus bessere Spielanlage vor und ließen den zweiten Treffer folgen: Nach einem Ballverlust von Seferovic setzte Zuber nach und legte an den gemütlichen türkischen Spaziergängern vorbei quer auf Shaqiri, der den Ball sehenswert ins rechte obere Toreck schickte (26.). Er hatte sich vorgenommen, "mehr in den Abschluss gehen", berichtete er nach dem Spiel.

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In der Tat: Nur zwei Minuten später hätte Shaqiri den dritten Treffer nachlegen können, als er nach Zuspiel von Seferovic ungedeckt aufs Tor zulief, aber er scheiterte am türkischen Torhüter Ugurcan Cakir. In der 33. Minute wurde dann mal einer der zahlreichen Distanzschüsse der Türken gefährlich, aber der Schweizer Torwart Yann Sommer parierte gegen Mert Müldür. Kurz vor der Pause wurde es dann noch einmal auf beiden Seiten brenzlig: Ein Schuss von Seferovic wurde geblockt, nach dem direkt anschließenden Konter parierte erneut Sommer gegen Müldür.

Die vielen türkischen Fans wurden immer missmutiger

Die Frage war nun, wie sich das Torverhältnis der Schweizer gegenüber dem der Waliser noch entwickeln würde - zur Pause galt es für Platz zwei noch zwei Tore aufzuholen. Dementsprechend drängten die Eidgenossen auf weitere Treffer, die vielen türkischen Fans in Baku wurden langsam missmutig. Und die vier herausragenden Schweizer zeigten sich gleich wieder: Zuber und Embolo scheiterten an Cekir, Shaqiri schoss über die Querlatte, Seferovic knapp vorbei.

So langsam mussten sich nicht nur die Türken über ihre sogenannte Abwehr ärgern, sondern auch die Schweizer über ihren Chancenwucher - und der rächte sich prompt: Irfan Can verkürzte per Distanzschuss auf 2:1 (62.). Sechs Minuten später stellte Shaqiri auf Zuspiel von Zuber nach einem Konter dann zwar den alten Abstand wieder her, aber für Platz zwei reichte es nicht mehr, da Italien gegen Wales nur denkbar knapp mit 1:0 siegte.

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