Kuriose Szene bei Real Madrid:Flanke, Abpfiff, Tor, Rot

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Jude Bellingham, Dritter von links, soll in einer "aggressiven Grundhaltung" sein Missfallen gegenüber Schiedsrichter Gil Manzano ausgedrückt haben. (Foto: Jose Breton/AP)

Bevor Jude Bellingham Real Madrid in der Nachspielzeit zum vermeintlichen Sieg gegen Valencia köpft, pfeift Schiedsrichter Gil Manzano die Partie kurzerhand ab. Die Wut ist groß - besonders beim ehemaligen Dortmunder.

Von Javier Cáceres, Berlin

Spanische Schiedsrichter stehen aus guten Gründen im Ruf, einen Hang zu bizarren Entscheidungen zu haben, und es ist daher alles andere als einfach, sich in den Vordergrund zu pfeifen. Insofern gebührt Jesús Gil Manzano höchste Anerkennung dafür, dass er die Nachspielzeit des 2:2-Unentschiedens zwischen dem FC Valencia und Real Madrid durch den Abpfiff ins Chaos überführte, statt der Anerkennung des Real-Siegtors dem früheren Dortmunder Jude Bellingham die rote Karte zeigte - und sich selbst in die meistdiskutierte Personalie des Wochenendes verwandelte.

Die Geschehnisse nannte Real Madrids überaus erfahrener Coach Carlo Ancelotti "beispiellos", und auch wenn das bei näherer Betrachtung rasch als Übertreibung zu entlarven ist, so konnte man ihn schon verstehen: Gil Manzano hatte abgepfiffen, als eine Flanke von Brahim Diaz in den Strafraum Valencias flog, sodass Bellinghams Kopfball ins gegnerische Tor seiner Existenz beraubt war. "It's a f***ing goal!", warf Bellingham dem Schiedsrichter an den Kopf, und weil er das in "aggressiver Grundhaltung" tat, wird der Engländer wohl gesperrt werden, womöglich sogar für drei oder vier Spiele - unabhängig davon, dass Anglisten im Wortlaut der Äußerung keine Schiedsrichterbeleidigung im engeren Sinn erkennen dürften.

Da war das Spiel schon vorbei: Das Kopfballtor von Reals Jude Bellingham (Mitte) zählte nicht mehr. (Foto: Jose Jordan/AFP)

Was sich in Valencia zutrug? Der vierte Offizielle hatte sieben Minuten Nachspielzeit angezeigt, und diese wurde noch mal um eine Minute verlängert, weil es in ebendieser Nachspielzeit noch zu einem Elfmeterpfiff gegen Real Madrid gekommen war, den der Videoschiedsrichter - übrigens zu Recht - korrigieren ließ. Gil Manzano ließ dann noch eine Ecke zugunsten Reals ausführen, als auch die verlängerte Nachspielzeit abgelaufen war. Damit nicht genug: Valencias Torwart faustete den Ball aus dem Strafraum heraus, Gil Manzano nahm die Pfeife in den Mund, pfiff aber nicht, als der Ball nach rechts herausgespielt worden war.

Kein Tor: Schiedsrichter pfeift Angriff in letzter Sekunde ab - nicht zum ersten Mal in diesem Spiel

Auf den Bildern ist zu sehen, wie sich Valencias Hugo Duro auf den Referee stürzte und ihn ganz offensichtlich aufforderte, endlich das Spiel zu beenden. Und siehe, Gil Manzano muss sich ertappt gefühlt haben. Denn er pfiff tatsächlich ab: Just, als Brahim Diaz geflankt hatte, der Ball in der Luft war beziehungsweise ehe Bellingham zum Kopfball angesetzt hatte. "What the f*** is this?", soll Bellingham auch gefragt haben, was sich auch wie ein Was-zur-Hölle-ist-das-jetzt übersetzen ließe.

Es gab dann so einiges, worüber im Anschluss der Partie nicht mehr gesprochen wurde. Zum Beispiel: dass es ein Spiel mit zwei unterschiedlichen Hälften gewesen war, in dem Valencia durch Duro (27.) und Roman Jaremtschuk (30.) verdient in Führung gegangen war. Aber eben auch: dass Real Madrid den Rückstand in einer überlangen Nachspielzeit der ersten Hälfte durch Vinícius Júnior verkürzt hatte (45.+5), und dass sie in Valencia schwören, der Brasilianer habe später bei seinem 2:2 (76.) im Abseits gestanden. Noch viel weniger wurde darüber gesprochen, dass Gil Manzanos Pfiff in letzter Sekunde alles andere als beispiellos war. Denn unmittelbar vor dem Ende der ersten Halbzeit hatte er einen Angriff Valencias abgepfiffen, der womöglich auch zu einem "f***ing goal" geführt hätte. Doch das wird man nie erfahren.

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