Schalke gegen Frankfurt:Spielen bis der Naldo trifft

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Zum zweiten Mal nach dem 4:4 gegen Dortmund trifft Naldo in der Nachspielzeit zum Ausgleich. (Foto: Ralph Orlowski/Reuters)
  • Schalke liegt gegen Eintracht Frankfurt mit 0:2 hinten und holt noch einen Punkt.
  • Weil das gegen den BVB auch bei einem 0:4 noch gelang, interpretiert der Verein das als neue Charakterstärke.

Von Tobias Schächter, Frankfurt

Am Ende durfte Domenico Tedesco zwar jubeln, aber das Adrenalinbad in der Arena blieb ihm verweigert: Als Naldo in der fünften Minute der Nachspielzeit doch noch das 2:2 für den FC Schalke bei der Frankfurter Eintracht erzielte, saß der Schalker Trainer in einer kleinen Trainerkabine in den Katakomben des Stadions vor einem Bildschirm. Kurz zuvor hatte Schiedsrichter Robert Kampka den Schalker Trainer aus dem Innenraum verwiesen, während der gesamten Spielzeit hatte Tedesco gestenreich die Entscheidungen des Unparteiischen kommentiert. "Ich habe die Arme gehoben, das darf ich nicht", erklärte Tedesco hinterher brav, und erklärte: "Ich werde daraus lernen." Zur Feier mit Mannschaft und Fans sprintete er dann aber nach dem Schlusspfiff wieder auf den Rasen. Der Ausgleich hatte Schalke die Serie von nun elf ungeschlagenen Spielen in der Liga gerettet, mit 30 Punkten überwintert Schalke auf einem Champions-League-Rang.

Wie am gesamten Aufschwung der im letzten Jahr so mittelmäßigen Schalker hatte der Trainer auch an diesem zwar glücklichen, aber verdienten Remis in Frankfurt seinen Anteil: Mit 0:2 lag seine Elf nach 65 Minuten durch die Tore von Luka Jovic (2.) und Sebastien Haller zurück. Ab dann stellte Tedesco die Spielweise seiner Elf um, die fortan mit langen Pässen in die gegnerische Hälfte und dem Erkämpfen sogenannter zweiter Bälle zum Erfolg kommen sollte. "Das gelang zwei Mal", stellte Tedesco hinterher zufrieden fest. Mit der Einwechslung des wuchtigen Breel Embolo für den schwachen Yevhen Konoplyanka (68.) setzte der Trainer das Zeichen für die Aufholjagd mit Brechstangenfußball. Und es war dann auch Embolo, der zum 1:2 (81.) traf. "Das fühlt sich an wie ein Sieg", sagte der Schweizer, nachdem Naldo dann noch nach einer "Flippersituation in unserem Strafraum" (Eintracht-Torwart Lukas Hradecky) den Ball überlegt im Tor zum 2:2 versenkte.

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"Er steht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort", sagt Tedesco über Naldo

Naldo, 35 und damit drei Jahre älter als sein Trainer, ist in Schalke auf seine alten Tage der Mann für die späten Glücksgefühle, er zeigt Qualitäten wie ein Torjäger: Schon gegen Dortmund traf er in der vierten Nachspielzeitminute zum späten Ausgleich beim denkwürdigen 4:4 - diesmal löste er in Frankfurt späte Jubelstürme aus. "Es ist ja kein Geheimnis, dass Naldo einer unsere Zielspieler bei Standardsituationen ist. Er steht zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort", lobte Tedesco.

Er habe während des Spiels nicht wahrhaben wollen, dass die Eintracht zwei Tore besser sei als seine Mannschaft, sagte Schalkes Manager Christian Heidel nach dem emotionalen, aber fußballerisch schwachen Spiel. Jeweils Fehler von S04-Verteidiger Benjamin Stambouli gingen den Toren der Eintracht voraus: Nach einer Minute ließ er sich von Ante Rebic den Ball klauen. Beim zweiten Gegentreffer eroberte der starke Gacinovic den Ball nach einem gewagten Pass von Stambouli und bediente Haller, der gekonnt mit der Hacke verwandelte. "Wir haben schon ein paar gute Einäugige, die wir noch zu Zweiäugigen entwickeln wollen", sagte Eintracht-Trainer Niko Kovac, es war ein Scherz.

Sie sind stolz in Frankfurt auf die geglückte Kaderzusammenstellung im Sommer, die nicht unkritisch begleitet worden war. Haller zum Beispiel, ein Sommer-Zugang, hat schon sechs Ligatreffer erzielt. Die neuformierte Eintracht steht mit 26 Punkten sehr gut da. "Viele Fachleute haben uns das nicht zugetraut, man sieht: Auch Fachleute können danebenliegen", sagte Kovac. Die Perspektive stimmt in Frankfurt, der Blick geht nach oben, nicht nach unten. Angst vor dem Absturz in der Rückrunde wie in der vergangenen Saison hat in Frankfurt niemand. Damals hatte die Eintracht 29 Zähler nach 17 Spielen - und musste später doch noch um den Klassenverbleib bangen.

Frankfurt freut sich zu früh über Platz drei

In Schalke freuen sie sich, endlich eine Auswahl zu haben, die bis zur letzten Sekunde an sich glaubt. "Die Mannschaft hat im Verlauf dieser Hinrunde eine super Mentalität entwickelt", konstatierte Manager Heidel. Domenico Tedesco drückte sein kleines Fazit der Vorrunde so aus: "Wir pushen uns gegenseitig, das ist ein guter Haufen." Aber er warnte auch: "Die Rückrunde wird eine Mammutaufgabe."

Zu früh freuen, das kann nämlich nach hinten losgehen. Beim Stand von 2:0 am Samstag blendete die Stadionregie die da aktuelle Tabelle ein, in der die Eintracht zu diesem Zeitpunkt auf Rang 3 stand. "Das wird intern noch ein Nachspiel haben", sagte Fredi Bobic. Ein Spiel geht eben so lange, bis der Schiedsrichter abpfeift. Oder, in neuer Schalker-Tradition, bis Naldo den Ausgleich schießt.

© SZ vom 17.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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