Schalke in der Champions League:Tanz des Di Matteo

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Freudentanz in Maribor: Roberto Di Matteo (Mitte). (Foto: Bongarts/Getty Images)

Emotional wie nie: Nach dem 1:0 bei NK Maribor reagiert Trainer Roberto Di Matteo mit einem Freudenausbruch. Schalke 04 steht damit im Achtelfinale der Champions League. Und hofft, dort den Spaniern aus dem Weg zu gehen.

Von Saskia Aleythe

Ein Mann für Freudentänzchen ist Roberto Di Matteo nicht, doch am Mittwochabend barst er fast vor Emotionen. Er riss die Arme nach oben in seiner Winterjacke, kniff die Augen zusammen und strahlte von einer Backe zur anderen. Er herzte seine Spieler und gab später zu: "So glücklich wie heute Abend war ich schon lange nicht mehr." Es war leicht, ihm das zu glauben, denn so strahlend hatte ihn seit seinem Start als Trainer auf Schalke kein Beobachter je gesehen.

Max Meyer nahm der Trainer liebkosend in den Schwitzkasten nach dem Abpfiff, denn der 19-Jährige hatte das neue Glück Di Matteos ja erst ermöglicht: Mit seinem Treffer in der 62. Minute gegen NK Maribor erlöste Meyer seine Mannschaft. Da der FC Chelsea 3:1 gegen Sporting Lissabon gewann, hieß es für Schalke mit dem 1:0 nun: Gruppenphase der Champions League überstanden, Achtelfinale erreicht. Es war eine Wiedergutmachung nach dem peinlichen 0:5 gegen den FC Chelsea einen Spieltag zuvor.

Die Beziehung zwischen Meyer und seinem Trainer hätte an diesem Abend durchaus ein wenig leiden können: Di Matteo hatte ihn nicht wie zuletzt in der Bundesliga in die Startelf berufen, sondern im kalten Slowenien auf die Bank geschickt. "Er war ein bisschen enttäuscht, dass er nicht von Anfang an spielen durfte", sagte Di Matteo später. Nach seiner Einwechslung in der 56. Minute hatte Meyer dann jedenfalls genug Motivation, um sich in der Offensive geschickt einzubringen: Maribors Torwart Jasmin Handanović patschte den Ball zurück in den Strafraum, Meyer musste nur noch das Bein schwingen und wuchtete den Ball ins Tor.

"Ich stand einfach goldrichtig. Danach war Freude pur angesagt", sagte Meyer. "Max hat es klasse gemacht. Er kommt rein und macht gleich 'ne Hütte", lobte Benedikt Höwedes. Und Di Matteo sagte sogar: "Er hat eine glänzende Zukunft im Verein."

Seine Rolle als Joker hatte Meyer perfekt erfüllt: Das Team agierte in der Defensive bis dahin zwar clever, bot vorne aber zu wenig Ideen. Außer ein paar harmlosen Kopfbällen und einem viel zu überhastet abgeschlossenen Konter von Klaas-Jan Huntelaar war in der ersten Hälfte wenig zu sehen gewesen. Dass Schalke zur Halbzeit nicht schon zurücklag, war Atsuto Uchida zu verdanken: In der 22. Minute stand er so richtig im rechten Toreck, dass er gleich zweimal den Ball in höchster Not von der Linie fernhalten konnte.

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Kurz nach Wiederanpfiff hatte Huntelaar den Ball schon fast im Tor untergebracht - doch er sprang vom linken Pfosten zurück auf die Linie, wo ihn Željko Filipović wegangelte.

Nach dem Tor von Meyer musste Schalke noch ein paar bange Minuten überstehen, doch die Defensive leistete sich keinen Patzer mehr. "Wir haben nicht viele Chancen zugelassen", befand Höwedes später, eingewickelt in eine Decke mit Schalker Vereinsemblem. "Wir haben wieder kein Gegentor bekommen, das gibt den Spielern Selbstbewusstsein", erklärte Di Matteo, der den Sieg "hochverdient" fand. Dieses Spiel soll sich nun einreihen in die vergangenen Erfolge, die Schalke feiern konnte. Also das 4:0 gegen den VfB Stuttgart und das 4:1 gegen Mainz 05 zuletzt in der Bundesliga. Kontinuität ist das ausgerufene Ziel bei den Schalkern, die in der laufenden Saison bisher allzu viele Leistungsschwankungen gezeigt hatten.

Barcelona oder Madrid? Lieber nicht!

Vor dem Ausflug nach Slowenien hatte Di Matteo der wankelmütigen Mannschaft noch den Druck nehmen wollen. Und mit der Aussage überrascht, dass es kein Weltuntergang wäre, würde das Team das Achtelfinale verpassen. Sportchef Horst Heldt pflichtete dem auch nach dem Abpfiff bei. "Das Leben wäre tatsächlich weitergegangen", meinte er, "aber jetzt sind wir froh, weiter zu sein." Die Millioneneinnahmen sieht man in Gelsenkirchen sicher ganz gerne.

Bis Montag müssen sich die Schalker gedulden, um den Namen ihres nächsten Gegners in der Champions League zu erfahren. Auf Atlético Madrid, den AS Monaco und den FC Porto könnte die Truppe treffen, aber auch: auf den FC Barcelona oder Real Madrid. "Es wäre gut, wenn wir so jemandem vielleicht noch aus dem Weg gehen könnten", meinte Höwedes, wusste aber auch: "Das können wir uns eh nicht aussuchen." Es waren Gedanken, die nach der Chelsea-Blamage vor zwei Wochen noch ganz weit weg waren. Das Glück in Maribor steigerte sich nun umso mehr.

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