2. Bundesliga:Büskens belebt Schalke

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Mike Büskens hält es nach dem 3:0 nicht mehr an der Seitenlinie - er sprintet zu seinen Spielern. (Foto: Maik Hölter/Imago)

Viertes Spiel, vierter Sieg - auch wenn beim 3:0 gegen Heidenheim Spielglück mit dabei war. Trainer Mike Büskens bringt den FC Schalke 04 vor dem Zweitliga-Saisonfinale in eine gute Ausgangsposition.

Von Philipp Selldorf, Gelsenkirchen

Als das Spiel gegen den 1. FC Heidenheim in die Pause ging, waren sich die Sympathisanten des FC Schalke 04 einig: Der Star ist das Ergebnis. 1:0 führten die Gastgeber und wussten selbst nicht so ganz genau warum. Die Fakten waren zwar klar, Dominik Drexler hatte per Kopf das 1:0 erzielt (35. Minute), spielerisch bessere Heidenheimer eine Reihe von guten Gelegenheiten vergeben, aber schon die Entstehung des einzigen Treffers gab Aufschluss über die zufällige Gunst dieses Zwischenstandes. Er wisse selbst nicht, von wem der Ball gekommen sei, "ich glaube, es war ein Heidenheimer, der die Kugel zu mir verlängert hat", gestand der Schütze.

Drexler konnte sich diese Bescheidenheit leisten, als er nach dem Abpfiff Stellung nahm. Immer noch drückte das Ergebnis aus Schalker Sicht eine Menge Spielglück aus: Mit 3:0 schickten sie den Gegner heim auf die schwäbische Ostalb, das Gros der 57 121 Zuschauer war angemessen aus dem Häuschen, doch die nicht unbeträchtliche Kolonie der Gästefans musste nicht zornig sein: Ihr Team war unter Wert geschlagen worden. "Es war ein ganz enges Spiel", erklärte Schalkes Trainer Mike Büskens wahrheitsgemäß, das klare Resultat spiegelte nicht die Tatsachen.

Sein Team hatte allerdings in der zweiten Hälfte erheblich zugelegt, unverdient war der Erfolg nicht. Das 2:0 des japanischen Nationalspielers Ko Itakura war ein Treffer zur rechten Zeit (57.), er brachte Sicherheit ins bis dahin gehemmte Schalker Spiel und nahm Heidenheim den Glauben an den Erfolg. Erneut fand Büskens in seiner Analyse weise Worte: In der zweiten Liga seien gelungene Momente für den Spielausgang noch wichtiger als in der ersten.

Nie standen Schalke in dieser Saison besser da, als nach diesem Spieltag

Dass der Sieg den Erstliga-Absteiger auf einen Aufstiegsplatz beförderte, ist einerseits eine interessante Botschaft, da Schalke in dieser Saison noch nie besser gestanden hatte als auf dem vierten Platz. Andererseits wissen die Beteiligten, dass sie sich auf das Tabellenbild besser nicht so viel einbilden sollten. "Ich schaue mir die Tabelle heute Abend an, und dann vergesse ich sie ganz schnell wieder", kündigte Drexler an. Offenbar plante er am Samstag einen Fernsehabend, um beim Topspiel Darmstadt gegen Nürnberg den nächsten Gegner zu studieren. Böllenfalltor heißt die Adresse der Auswärtstour am kommenden Wochenende.

Im Saisonfinish der unbarmherzig spannenden zweiten Liga ist Coolness geboten, dennoch durften die Schalker ein bisschen zufrieden mit sich selbst sein. Sie hielten stand, als es in der ersten Halbzeit immer wieder eng wurde vor Martin Fraisls Tor, und sie griffen zu, als die Spielkontrolle vakant wurde. Nach dem 2:0 zogen sich die Schalker nicht zurück, sie verschärften den Druck und drängten auf das 3:0. Zur Hilfe kam ihnen zwischenzeitlich das Video-Auge des DFB: Der Ball lag nach Heidenheims vermeintlichem 1:2 durch Christian Kühlwetter schon am Anstoßkreis (62.), als der Kölner Keller in der komplexen Entstehung des Treffers ein Abseits ermittelte. In der Schlussphase ergaben sich für den FCH noch mehrere gute Chancen, aber nachdem Tim Kleindienst auch aus zweieinhalb Metern Entfernung den Ball nicht ins Netz gebracht hatte, gaben die Schwaben auf.

Erstmals gelingt den Königsblauen unter ihrem neuen Trainer mehr als ein Arbeitssieg

Mike Büskens hat nun in vier Spielen viermal gewonnen, seit er Dimitrios Grammozis abgelöst hatte und am Samstag sah der Erfolg erstmals nicht wie ein Arbeitssieg aus. Spieler wie Rodrigo Zalazar und Itakura, auch Drexler fielen durch ihre Klasse auf. Simon Terodde, der kurz vor dem Gong das 3:0 hinzufügte, seinen 22. Saisontreffer, hätte auch ohne eigenes Tor Komplimente verdient. Seine Spielteilnahme beschränkte sich nicht auf das neuerdings "rote Zone" getaufte Angriffsdrittel, das seine natürliche Heimat ist. Mit Fleiß, Durchsetzungskraft und Spielintelligenz trieb er die Offensive an.

Was der Erfolgstrainer Büskens, nach eigener Definition "der Hermann Gerland von Schalke" anders macht? "Er ist kein Hexer", klärte Drexler auf, "aber er hat ein paar wichtige Umstellungen gemacht." Vierer- statt Fünferkette, der spielerisch starke Itakura aus dem Deckungszentrum ins Mittelfeld vorgezogen, die wichtigsten Handgriffe des Trainers sitzen. Schalke scheint bereit zu sein für die Schlussrunde, die Rückkehr in die erste Liga erscheint nicht mehr unwahrscheinlich.

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