Der Court 14 ist ein kleiner Platz, einer der kleinsten auf der Anlage des All England Lawn Tennis & Croquet Clubs. Nur drei Sitzreihen gibt es an den Seiten, an den Stirnseiten verdecken grüne Planen den Zuschauern sogar vollkommen die Sicht. Der Court liegt im Schatten der beiden Hauptplätze, direkt an einem Weg, es ist hektisch und laut.
Auf Court 14 wird am Montagnachmittag Sabine Lisicki aufschlagen, die mit Wimbledon besondere Momente verbindet. Vor vier Jahren erreichte sie hier in London SW19 ihr erstes Grand-Slam-Finale. Sie verzauberte das englische Publikum mit ihrer fröhlich-positiven Art und ihrem aufregenden Spiel, das von ihrem mächtigen Aufschlag und ihrer wuchtigen Vorhand getragen war. "Bum-Bum Bine" und "Doris Becker" taufte sie der Boulevard in Anlehnung an den deutschen Boris Becker, der Wimbledon dreimal gewann.
Doch nun steht Lisicki statt auf dem Centre Court auf Platz Nummer 14.
Am Samstag stellte die 27-Jährige ein Selfie von sich ins Netz, es zeigt sie vor einem Rasenplatz, dazu schrieb sie: "Was für ein spezieller Ort." Das Grün ist für sie mehr als nur die Hoffnung auf eine gelungene Rückkehr auf die Weltbühne nach bleiernen Monaten.
Das Gras verwandelt sie fast jedes Jahr wieder in eine andere, bessere Spielerin, in eine Spielerin, die plötzlich mutig auftritt, ohne Selbstzweifel. Lisicki und der Rasen gehen dann eine Symbiose ein. "Ich liebe es einfach, auf diesem Belag zu spielen", wiederholt sie bei jeder Gelegenheit.
Acht Monate raus
Das ist in diesen Tagen besonders wichtig für sie. Acht Monate war sie nämlich raus aus der Profitour. Eine hartnäckige Entzündung an der Bizepssehne hinderte sie daran, ihren Schläger schwingen zu können. Es war eigentlich keine komplizierte Verletzung, dass die Schulter oder der Oberarm mal wehtun, ist für Tennisspieler ganz normal. Sie ignorieren die Schmerzen meistens. Auch die Berlinerin dachte, dass sie sie mit ein paar Tagen Pause auskurieren könnte. Doch die Schmerzen kehrten immer wieder zurück. "Meine Schulter tat mehr und mehr weh, je intensiver ich trainierte", erzählte Lisicki kürzlich dem Tennismagazin. In ihrer Karriere hatte sie schon häufiger den Fehler gemacht, zu früh wieder anzufangen. "Deswegen habe ich entschieden, mir Zeit zu nehmen und mich zurückzuziehen, um wieder vollständig fit zu werden."
Die unfreiwillige Auszeit mit viel Radfahren nahm sie gleich zum Anlass, um ihre ganze Karriere neu zu ordnen. Sie trennte sich von ihrem spanischen Trainer Salvador Navarro und kehrte vorrübergehend nach Florida in die Akademie von Nick Bollettieri zurück.