Rumänien bei U-21-EM:"Menschenskinder, wir können mithalten"

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Die rumänische Mannschaft feiert mit Trainer Mirel Radoi den Halbfinaleinzug. (Foto: dpa)

Rumäniens U-21-Elf steht überraschend im Halbfinale gegen Deutschland. Das liegt an der rumänischen Fußballlegende Gheorghe Hagi, dessen Sohn - und an Christoph Daum.

Von Sebastian Fischer, Udine

Es hat gedauert, aber nun fühlt sich Christoph Daum verstanden. Vor zwei Jahren, im Sommer 2017, war er als Trainer der rumänischen Nationalmannschaft zurückgetreten. Sein Jahr im Amt war von einem Missverständnis geprägt: Daum, 65, wollte ein Team mit jungen Spielern aufbauen, die Rumänen wollten lieber bei der WM mitspielen. Die Elf schied in der Qualifikation aus. Das Bild zur Beziehung lieferte eine Pressekonferenz: Daum hatte eine Zeitung als tauglich fürs Einwickeln von Fischen gelobt, ein Journalist antwortete, indem er eine Angel mitbrachte und sie ihm vor die Nase hielt. Viel Glück als "Fisherman", wünschte der Reporter. "You have to go to comedy", sagte Daum.

Wenn man ihn allerdings in diesen Tagen anruft, in denen Rumänien ins Halbfinale der U 21-EM an diesem Donnerstag gegen Deutschland vorgedrungen ist, dann sagt er wohlwollend, seine Vorstellungen seien im Nachwuchs "sehr gut umgesetzt" worden. Er habe einen Umbruch eingeleitet. U 21-Trainer Mirel Radoi begann zwar erst 2018 seine Arbeit, doch er, Daum, habe ihn ausgesucht, sagt zumindest Daum, genauso habe er den Stab professionalisiert und das Scouting außerhalb der Landesgrenzen, um die zahlreichen Auswanderer zu erfassen. Denn die Nachwuchsarbeit im Land sei immer noch ausbaufähig.

Die Talente stammen aus der Akademie am Schwarzen Meer

Bei dieser U 21-EM in Italien ist nun viel von Ianis Hagi die Rede, 20 Jahre alt, Rumäniens Spielmacher mit der Nummer zehn und Sohn von Gheorghe Hagi, dem größten Fußballer in Rumäniens Historie, ebenfalls Spielmacher und Zehner. Vor dem Turnier habe er "keinen" rumänischen U21-Nationalspieler gekannt, sagt der deutsche U 21-Nationalspieler Nadiem Amiri, jetzt kenne er "drei", aber er wusste am Dienstag nur den Namen von einem.

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Hagi spielt beim FC Viitorul Constanta, wo sein Vater Trainer, Präsident und Eigentümer ist. Der Klub, Meister 2017 und Pokalsieger 2019, ging 2009 aus Hagis Fußballakademie hervor. Im aktuellen U 21-Kader spielen sechs Spieler bei Viitorul, was übersetzt Zukunft heißt, fünf weitere wurden dort ausgebildet. Auch A-Nationalspieler Razvan Marin, 23, der bei Ajax Amsterdam demnächst Frenkie de Jong ersetzen soll und in diesem Sommer für angeblich 12,5 Millionen Euro von Standard Lüttich kommt, wurde auf der Hagi-Schule ausgebildet.

Die Akademie in Ovidiu am Ufer des Schwarzen Meers sei "ein Vorzeigeprojekt", sagt Daum, aber: "Andere Vereine haben das nicht umsetzen wollen." Der Erfolg der U 21, sagt er, sei zunächst der Erfolg einer Generation. Aber er zeige: "Menschenskinder, wir können auf höchstem Niveau mithalten." Und das auch durch Entschleunigung. Ianis Hagi, sagt Daum, sei ihm schon vor zwei Jahren als A-Nationalspieler nahegelegt worden. Daum sagte: "Langsam, langsam." Das sei ja im Fußball nicht immer die schlechteste Lösung.

© SZ vom 27.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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