Ruhrderby Dortmund gegen Schalke:Saison der Demütigungen

Dortmund-Fahne auf dem Dach, den schlechteren Japaner, bis zu 25 Punkte Rückstand: In der vergangenen Saison enteilte die Borussia dem Rivalen aus dem Revier nicht nur in sportlicher Hinsicht. Eine Bilanz vor dem Derby. In Bildern.

J. Beckenkamp und C. Eberts

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Dortmund-Fahne auf dem Dach, den schlechteren Japaner, bis zu 25 Punkte Rückstand: In der vergangenen Saison enteilte die Borussia dem Rivalen aus dem Revier nicht nur in sportlicher Hinsicht. Eine Bilanz vor dem Derby. In Bildern. Schalke vor Dortmund Ganz kurz, für einen einzigen Spieltag, war die Schalker Welt in Ordnung. Nicht, weil der Saisonstart gegen den Hamburger SV famos gelungen wäre, denn Hamburg siegte dank zweier Treffer von Ruud van Nistelrooy (im Bild) mit 2:1. Doch auch Dortmund verlor, 0:2 gegen Bayer Leverkusen, und rangierte damit zum Auftakt hinter Schalke auf dem Relegationsplatz. Niemand konnte ahnen, dass die übrige Hinrunde komplett anders verlaufen würde.

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Derby-Pleite dank Kagawa Eine Ahnung, in welche Richtung es in dieser Saison gehen würde, hatten die Schalker bereits am vierten Spieltag. Da war Borussia Dortmund zu Gast - zu einem echten Debakel fehlte nicht viel. Durch zwei Treffer eines gewissen Shinij Kagawa (im Bild) führte Dortmund schnell 2:0, hätte das verunsicherte Schalker Spiel durchaus noch härter bestrafen können, doch Nuri Sahin und Jakub Blaszczykowski trafen nur die Latte. Robert Lewandowski erhöhte schließlich auf 3:0, Klaas-Jan Huntelaar schaffte immerhin noch das 1:3. Der historisch schlechteste Saisonstart der Schalker war damit perfekt - null Punkte aus den ersten vier Spielen. Dortmund hingegen setzte seinen Weg in Richtung Tabellenspitze fort.

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Metzelder früher, Metzelder heute Christoph Metzelder galt einst als aufstrebendes Abwehrtalent. Beim BVB überzeugte der 20-Jährige Anfang des Jahrtausends mit Spielintelligenz, körperlicher Robustheit und viel Routine - er war dabei, als die Borussia 2002 ihren letzten Meistertitel feierte und im Uefa-Cup den damals noch ziemlich großen AC Mailand ausschaltete. 2007 verschwand Metzelder als gestandener Nationalspieler zu Real Madrid, wo ein Fußbruch und weitere kleine Verletzungen ihn nie richtig in Tritt kommen ließen - ehe Felix Magath den mittlerweile 30-Jährigen im Sommer 2010 unter großen Protesten nach Schalke holte. Dort startete Metzelder katastrophal in die Saison, verpasste verletzt das Hinrunden-Derby gegen den BVB und stabilisierte sich dann ein wenig, ohne vollends zu überzeugen. Für das Spiel am Freitag ist er nach überstandener Nebenhöhlenentzündung fit, dennoch bleibt der Eindruck: Dortmund hatte den besseren Metzelder.

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Uschi - der schlechtere Japaner Der Trend zum Japaner in der Bundesliga ist bekannt: Erst brachten Ende des vergangenen Jahrzehnts Naohiro Takahara (HSV, Franfurt), Junichi Inamoto (Frankfurt) oder Makoto Hasebe (Wolfsburg) ein asiatisches Flair nach Deutschland, nun folgten mit Kagawa und Schalkes Atsuto Uchida weitere Fußballimporte aus Fernost. Während Uchida eine durchwachsene Hinrunde spielte und vornehmlich wegen seines Spitznamens "Uschi" auf sich aufmerksam machte, peste Kagawa rasant wie Running-Sushi durch die staunenden Abwehrreihen der Liga. Und wo lieferte er seine wohl beste Saisonleistung ab? Richtig, beim 3:1 des BVB auf Schalke in der Hinrunde, als ihm zwei Tore gelangen. Jetzt fällt er zwar bis Saisonende aus, doch es steht fest: Die Borussia hat den besseren Japaner.

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0:5 in Kaiserslautern Die Ziffer null hinter Felix Magath stand an diesem Nachmittag für viele Dinge: null Motivation, null Kampfgeist, null Chancen gegen einen Aufsteiger. Man musste sich tatsächlich Sorgen machen, ob der Art und Weise, wie Schalke 04 beim 1. FC Kaiserslautern 0:5 unterging. Das spürten auch die Fans, die so langsam kein Verständnis mehr dafür hatten, dass diese Elf überhaupt nichts mehr mit der Mannschaft zu tun hatte, die vor wenigen Monaten noch in die Champions League einzog. Der Mann, der die Mannschaft nach seinen Wünschen umgebaut hatte, bekam deshalb auch den Zorn ab: "Magath raus" hallte es deutlich vernehmbar durch das Fritz-Walter-Stadion. Borussia Dortmund gewann ganz nebenbei beim 1. FC Köln und baute den Vorsprung auf den Lokalrivalen auf 24 Punkte aus.

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Winterpause: Gekapertes Schalke Es kommt immer noch schlimmer. Überwintern auf Platz zehn, ein kaputtes Stadiondach - und dann das: An einem Morgen in der Winterpause wehte plötzlich eine Dortmund-Flagge auf der Schalker Arena. Eindeutig die Symbolik: Dortmund kapert Schalke, in bester Seefahrertradition, der Gipfel der Demütigung. Ein Arena-Mitarbeiter, offensichtlich Dortmund-Fan, hatte einen unbemerkten Moment genutzt, um die Schalker Arena zu entweihen. Die Verantwortlichen waren wenig begeistert: "Das da oben ist kein Kinderspielplatz", echauffierte sich Arena-Leiter Friedrich Dargel, "da gibt es klare Sicherheitsvorkehrungen. Und die wurden massiv verletzt." Der Mitarbeiter entschuldigte sich zwar artig, war jedoch dennoch seinen Job los. Da kannte Dargel kein Pardon. Vielleicht gibt es bei Borussia Dortmund noch freie Jobs? Akki Schmidt, Fan-Beauftragter des BVB, sagte: "Der Typ, der das gemacht hat, ist eine Sensation. Und verdammt mutig. Das muss ein echter Dortmunder gewesen sein." Immer drauf auf den armen Rivalen.

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(Foto: N/A)

Schulabbrecher vs. Abiturient Als Mario Götze (Jahrgang 1992) und Julian Draxler (1993) geboren wurden, spielte Leverkusens Abwehrmann Sami Hyypiä bereits Erstligafußball. Die beiden Frischlinge, vom Boulevard bereits als "Super-Bubis" verschlagzeilt, waren bis vor kurzem noch Schüler. Als der Elftklässler Draxler in diesem Winter auf Empfehlung von Oberstudienrat Felix Magath das anstehende Abitur schmiss, um als Fußballprofi durchzustarten, regte sich in der Branche so mancher auf: zum Beispiel Matthias Sammer, der erklärte: "Es muss doch möglich sein, dass der Junge sein Abitur macht. Ich finde es extrem schade, dass er die Schule abgebrochen hat." Während Draxler also den Risikoweg geht und vermutlich nie wieder Hausaufgaben macht, beendete Dortmunds Götze vergangenes Jahr mit dem Fach-Abi seine Schullaufbahn. Geplant ist jetzt neben Profikarriere und Meisterschaft ein Praktikum auf der BVB-Geschäftsstelle. Streber? Eher cleveres Kerlchen.

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Gute Talente, schwache Talente Es gab eine Phase, da zauberte Felix Magath in fast jedem Spiel einen neuen Nobody aus dem Hut und schmiss ihn in die Startelf. Zu Beginn der vergangenen Saison wirbelten unbekannte Nachwuchsleute wie Levan Kenia, Joel Matip, Christoph Moritz (Bild, links) oder Lukas Schmitz den königsblauen Kader derart durcheinander, dass selbst fachkundige Beobachter staunten. Magaths Händchen mit den Namenlosen hielt die Liga in Atmen, doch wer dachte, dass daraus Nachhaltigkeit entstünde, der irrte: Kenia ist verletzt, Matip von der Stammelf entfernt, Moritz und Schmitz spielen zwar oft, doch sie entwickeln sich kaum weiter. Anders die Talente des BVB: Egal ob Götze, Sven Bender, Mats Hummels oder Kevin Großkreutz - sie scheinen immer besser zu werden. Und über allen thront der bisherige Spieler der Saison: Nuri Sahin, der ist erst 22 Jahre alt und hat den Sprung vom Talent zum Leistungsträger längst geschafft.

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(Foto: dapd)

25 Punkte Rückstand An einen derartigen Rückstand können sich selbst betagte Schalke-Fans nicht erinnern. Die Rückrunde hat gerade erst begonnen, Schalke 04 verlor 0:1 gegen Hoffenheim, Dortmund brillierte beim 3:0 in Hannover - und schraubte den Vorsprung auf den Lokalrivalen auf zwischenzeitlich unglaubliche 25 Punkte!! Das sind nicht weniger als 8,33 Siege. Der weitere Saisonverlauf schien skizziert: Dortmund wird Meister, Schalke verpasst den Europacup-Platz, trotz Angelos Charisteas und Ali Karimi, die Trainer Magath in einer Harakiri-Aktion kurz vor Transferschluss nach Schalke lockte. Doch dann schaffte S04 doch noch die Qualifikation zur Champions League und die Welt in Gelsenkirchen war wieder halbwegs in Ordnung, auch wenn das Rückspiel ebenfalls verloren ging. 

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