Abschied von der Leichtathletik:Cindy Roleder nimmt die letzten fünf Hürden

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Ein letztes Mal im Scheinwerferflicht: Cindy Roleder verabschiedet sich bei den deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften in Dortmund. (Foto: Kai Peters/Jan Huebner/Imago)

In Cindy Roleder verabschiedet sich eine der erfolgreichsten deutschen Hürdensprinterinnen vom Hochleistungssport. Die 33-Jährige hinterlässt eine große Lücke in der deutschen Leichtathletik.

Von Ewald Walker, Dortmund

Noch einmal fünf Hürden überwinden, noch einmal auf das Podium stürmen. Danach hat Cindy Roleder aus Halle ihre Rennschuhe ausgezogen und sie bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund symbolisch hinter der Ziellinie abgelegt. Die lange und erfolgreiche Karriere der 33-jährigen Leichtathletin ist mit einer Bronzemedaille über 60 Meter Hürden zu Ende gegangen. Ein bisschen Wehmut schwang mit bei ihrer letzten Ehrenrunde, eine Welle vom Publikum als Anerkennung für ihre Leistungen begleitete sie.

Zweite bei den Weltmeisterschaften 2015 in Peking war sie, ein Jahr später Europameisterin in Amsterdam. Fragt man Rüdiger Harksen, 37 Jahre lang verantwortlicher Bundestrainer für die Disziplin, sagt er: "Cindy Roleder ist seit der Wende die erfolgreichste deutsche Hürdensprinterin." Er zählt die Namen auf, die die Disziplin zu einem Flaggschiff des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) machten: Gabi Lippe-Roth, Kirsten Bolm, Carolin Nytra, Pamela Dutkiewicz und eben Roleder. Zusammen haben sie 19 internationale Medaillen gewonnen, Roleder allein sechs.

Auf dem Weg zu einem ihrer größten Erfolge: Cindy Roleder im Halbfinale der WM 2015 in Peking - im Finale gewann sie überraschend die Silbermedaille. (Foto: Christian Charisius/dpa)

"Ich bin mit mir im Reinen", resümierte Roleder, Mutter einer zweijährigen Tochter, nach ihrer Ehrenrunde, und sie sei froh, dass alles so gekommen sei. "Schade, dass Cindy aufhört", merkte die Kollegin Monika Zapalska an. Die neue Meisterin aus Wattenscheid, 28 Jahre alt, folgt einem großen Vorbild. Die nächste Generation der deutschen Hürdenläuferinnen ist noch weit von der Vorläuferin und deren Vorgängerinnen entfernt. Zapalska gewann in Dortmund in 8,10 Sekunden - damit rangiert man gerade auf Platz 27 in Europa. Es ist nicht die einzige Disziplin, in der es viel Aufholbedarf gibt in der deutschen Leichtathletik.

Eine "sehr ehrgeizige, zielstrebige und konsequente Athletin", so hat Roleders langjähriger Trainer Wolfgang Kühne aus Halle Roleder beschrieben. Sie war 2013 von Chemnitz an die Saale gekommen. Eine Zeit lang trainierte sie unter Kühne, viele Jahre Siebenkampf-Bundestrainer im DLV, auch als Mehrkämpferin. Das vielseitige Training trieb ihre Leistungen sprunghaft nach oben.

Eine Corona-Erkrankung verschob das Karriereende

2020 legte Roleder dann eine Babypause ein. Für die Olympischen Spiele im Jahr darauf reichte es nicht mehr, auch den geplanten Ausstand bei den Europameisterschaften 2022 in München musste sie verschieben: Eine Corona-Erkrankung brachte einen tiefen Einschnitt, Roleder brach mit schlechten Leberwerten die Saison ab. Der Abschied folgte nun mit der Bronzemedaille bei den Hallenmeisterschaften.

Bei ihrem Abgang in Dortmund ergriff Roleder das Hallen-Mikrofon und dankte ihrem Trainer für dessen Lebenswerk, das kam sehr gut an bei den 4000 Zuschauern. Wenige Wochen vor der politischen Wende 1989 in Karl Marx-Stadt geboren, war auch sie sportlich ein Kind der ehemaligen DDR. "Seit meinem achten Lebensjahr ist Leichtathletik mein Leben", sagte sie. In den Sportgymnasien in Chemnitz und Leipzig erfuhr sie ihre leistungssportliche Formung. Der Durchbruch gelang ihr 2014 mit Bronze über 100 Meter Hürden bei den Europameisterschaften in Zürich. Allein eine Olympiamedaille fehlt in der Bilanz.

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Mit ihrer Bestzeit von 12,59 Sekunden, erschaffen bei ihrem Silberlauf von Peking 2015, rangiert sie in der ewigen deutschen Rangliste auf Rang zehn; die sechs Erstplatzierten kommen aus der ehemaligen DDR. Weil Roleder aufgrund ihres eher schwachen Starts nicht als Spezialistin für die kürzere Hallendistanz gesehen wurde, nennt sie nicht Peking oder Amsterdam als den emotionalen Gipfel ihrer Laufbahn, sondern den Gewinn des Hallen-EM-Titels 2017 in Belgrad.

"Ich bin schon stolz, was ich erreicht habe, aber ich muss mich nun auch mental verabschieden von dem, was mir wichtig war", sagte sie in Dortmund. Ihre Vorliebe für den "Tatort" hängt vermutlich mit ihrer beruflichen Situation zusammen. Cindy Roleder hat vorgesorgt für die Zeit nach dem Leistungssport. Sie wird ihren Platz einnehmen als Polizeimeisterin bei der Bundespolizei.

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