Unter den Gastgebern war die Nervosität vor Beginn der Olympischen Spiele groß. Viele Brasilianer fragten sich: Schaffen wir es, dem größten Sportfest der Welt eine würdige Bühne zu bieten? Ausgerechnet jetzt, mitten in einer Wirtschafts- und Regierungskrise? Einer trat den Fragen beruhigend entgegen: Marco Balich, einer der olympischen Zeremonienmeister. Sein Versprechen: Sorgt euch nicht! Alle Kritik, alle Probleme werden irgendwann in Vergessenheit geraten; das Einzige, was sich dauerhaft in die Erinnerung senkt, sind die besonderen olympischen Momente - und auch die Rio-Spiele werden, versprach Balich, solche Momente hervorbringen.
Er hat recht behalten. Denn wenn sich 10 000 Athleten in 306 Wettbewerben um 918 Medaillen streiten, sind Triumph und Dramen, Tränen und Jubelschreie programmiert. Und so haben die Olympischen Spiele in Rio sportlich nicht enttäuscht, sondern spannende Wettkämpfe hervorgebracht. Sie haben wieder einmal in Erinnerung gerufen, dass es auch faszinierende Wettbewerbe gibt, bei denen nicht 22 Spieler einen Ball jagen.
Usain Bolt ist auf wundersame Weise zum dritten Mal dreimal vorausgesprintet, Wunderschwimmer Michael Phelps hat weitere sechs Medaillen gefischt. Der 30-jährige Jamaikaner und der 31-Jährige Amerikaner waren - noch einmal - die herausragenden Figuren dieser Olympischen Spiele. Ob sie es aber auch bleiben werden? Bis zur Auswertung der letzten Nachtests aller Dopingproben in einigen Jahrzehnten bleiben alle Siegerlisten vorläufig.
Dauerhaft in die Erinnerung senken wird sich ein anderes Bild von diesem Sportfest, eines, das keinen Sportler zeigt, sondern einen Sportplatz: das Maria Lenc Aquatics Centre, das Schwimmzentrum. Auf seltsame Weise verfärbte sich das Wasser in einem der Becken dort über Nacht - von einem strahlendem Blau zu einem trüben Grün.
Angeblich war bloß bei der Dosierung der Reinigungs-Chemie etwas schiefgelaufen, am Symbolgehalt ändert das jedoch nichts. Das grüne Wasser steht für die Organisationsprobleme, die es in Rio gab; es steht dafür, dass diese Probleme auch die Athleten erreichten - und es lässt sich noch größer deuten, als Sinnbild für das Ganze: Die Spiele müssen aufpassen, dass sie nicht umkippen.