Reform der Fifa:Fifa-Experten erhöhen Druck auf Blatter

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Chef-Reformer der Fifa Mark Pieth: genaue Vorstellung über den Wandel (Foto: AP)

Fifa-Chefreformer Mark Pieth will mehr Transparenz: Alle finanziellen Zuwendungen an den Fußballweltverband sollen offen gelegt werden - auch das Gehalt des Präsidenten. Bei der Besetzung der Exekutive sollen härtere Regeln gelten.

Anti-Korruptions-Experten haben den Reformdruck auf FIFA-Präsident Joseph Blatter erhöht. Die Kommission für Good Governance mahnt den Schweizer im Streit um die Erneuerung im Fußball-Weltverband zu Führungsstärke und schlägt umfangreiche Maßnahmen vor. Am Freitag veröffentlichte das Gremium unter Führung des Schweizer Topjuristen Mark Pieth ein neunseitiges Papier mit "fundamentalen" Modernisierungsschritten.

Das Gremium forderte unter anderem, dass das FIFA-Exekutivkomitee zukünftig mindestens mit zwei unabhängigen Mitgliedern besetzt wird. Darüber hinaus soll die Besetzung der Exekutive vom FIFA-Kongress bestätigt werden. Pieth und Co. wollen zudem, dass alle FIFA-Gremiumsmitglieder auf ihre Integrität überprüfen werden - von unabhängigen Prüfern ist allerdings nicht die Rede. Empfohlen wird, dass alle finanziellen Zuwendungen - auch das Gehalt des FIFA-Präsidenten - offen gelegt werden. Diese Punkte seien "essenziell, um die Governancereform der FIFA zu einem Erfolg" werden zu lassen, heißt es in dem Papier.

"Ich bin einfach fassungslos über die Rückschläge bei Themen, die eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollten", sagte das amerikanische Kommissionsmitglied Michael Hershman der Nachrichtenagentur AP. Hershman, Mitbegründer der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International und einst Ermittler im Watergate-Skandal, und seine Kollegen entlarvten die Führungsspitze der Europäischen Fußball-Union (UEFA) als vermeintliche Blockierer beim Reformprozess.

Hershman sagte, er teile die Bedenken von Pieth, dass UEFA-Präsident Michel Platini und Spaniens Verbandschef Angel Maria Villar ihre politische Ambitionen über die Reformprozesse stellen würden. Der Franzose Platini gilt als möglicher Nachfolger für Blatter. Pieth hatte mit einem Rundumschlag gegen die Spitzenfunktionäre von UEFA und FIFA diese Woche für Aufruhr gesorgt. "Wie Mark bin ich an diesem Punkt etwas aufgebracht", sagte Hershman zu den Differenzen zwischen FIFA und UEFA. "Wenn man einmal Politik in einem Reformprozess hineinbringt, dann kann man keinen Erfolg mit der Reform haben."

Dass die UEFA mit ihren Beschlüssen noch hinter den Vorschlägen des Weltverbandes zurückbliebe, hatte auch Pieth erbost. "Da ist es sehr, sehr suboptimal, dass jetzt ausgerechnet die Vertreter Europas sagen: Wir brauchen gar keine Reform!", sagte er der Süddeutschen Zeitung.

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