Red Bull verpflichtet Daniel Ricciardo:Zement für Vettels Vormachtstellung

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Neues Team bei Red Bull: Sebastian Vettel (rechts) und Daniel Ricciardo. (Foto: dpa)

Er ist jugendlich, sympathisch, kann sich verkaufen: Daniel Ricciardo wird neuer zweiter Mann bei Red Bull. Das begehrteste Formel-1-Cockpit geht damit an ein namenloses Talent - für Sebastian Vettel eine gute Nachricht.

Ein Kommentar von Michael Neudecker

Sie haben die Sache groß inszeniert, natürlich, es handelte sich ja um eine Personalentscheidung der Marke Red Bull, deren Kerngeschäft längst mehr die Inszenierung ist als das öde Produzieren von Getränken. Im Haussender Servus TV sprach zunächst der österreichische Motorsportberater des Konzerns, Dr. Helmut Marko, den der österreichische Moderator "Herr Dokter" nannte, und dann fuhr ein großes Auto mit verdunkelten Scheiben ein, die Leute im Studio standen begeistert auf, und als die Spannung ins Unerträgliche stieg, öffnete eine Hostess die hintere Tür des Autos, heraus stieg: Daniel Ricciardo.

Er ging hinüber zum Moderator und zum Herrn Dokter, durch die jubelnde Menge hindurch, der Applaus nahm kein Ende, es war großes Kino, es war die ganz große Show, es war: vollkommen absurd. Bald darauf kam die Pressemitteilung dazu, Überschrift: "Dan's the Man".

Durchatmen.

Formel1
:Ricciardo wird Vettels neuer Teamkollege bei Red Bull

Die Spekulationen haben ein Ende, jetzt ist es offiziell: Daniel Ricciardo wird bei Red Bull der neue Teamkollege von Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel. Damit setzte sich der 24-jährige Sonnyboy gegen die namhafte Konkurrenz durch.

Okay, in der Branche hat die Nachricht, dass Daniel Ricciardo ab kommender Saison der neue Teamkollege von Sebastian Vettel wird, niemanden von den Stühlen gerissen, die Entscheidung galt ja seit Wochen als klar. Weil sie eine logische ist: Ricciardo ist einer wie aus dem Red-Bull-Reagenzglas erschaffen. Er ist als Australier ideal für den englischsprachigen Markt, er ist jugendlich, sympathisch, er kann reden, kann sich verkaufen, und dass er ein talentierter Sportler ist, hat er schon häufiger bewiesen. Dass er aus dem Nachwuchsprogramm des Konzerns kommt, ist ein zusätzlicher Pluspunkt: Anders als sein Vorgänger Mark Webber wird sich Ricciardo gegen Mama Red Bull nie auflehnen.

Die Frage nach der Show von Salzburg ist also nicht: Warum er? Sondern: Was heißt es für die Formel 1, wenn das begehrteste Cockpit des Sommers von einem Unbekannten besetzt wird? Und: Was heißt das für Sebastian Vettel?

Die Formel 1 ist kein Teamsport im herkömmlichen Sinn, die Fahrer einer Marke fahren nicht miteinander, sondern gegeneinander. Jeder hat sein eigenes Mechanikerteam, dessen größter Konkurrent das andere Mechanikerteam im Hause ist, weshalb die offen gezeigte Ablehnung zwischen Vettel und Webber für die Marke kein Nachteil war, sondern einer der Gründe für die hohen Punktestände in der Konstrukteurswertung. Ob Ricciardo der Herausforderung standhält, einen dreimaligen Weltmeister antreiben zu müssen und von ihm angetrieben zu werden, ist noch nicht zu beurteilen. Klar ist nur: Die Beförderung Ricciardos hat Vettels ohnehin exponierten Status im Team zementiert.

Dass das beste Team der vergangenen Jahre einem namenlosen Talent eine Chance gibt, ist aber nicht nur für Vettel eine gute Nachricht, sondern auch für die Formel 1. Jede Show braucht von Zeit zu Zeit neue Gesichter im Rampenlicht.

© SZ vom 04.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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