RB Leipzig:Bruma fordert mehr Einsatzzeit in Leipzig

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Freude in Glasgow: Der Portugiese Bruma feiert sein Tor gegen Schottland. (Foto: Getty Images)
  • Gegen Schottland schießt der Portugiese Bruma ein Zaubertor und wird von der Presse gefeiert.
  • In Leipzig spielt er beim neuen Trainer Ralf Rangnick aber keine große Rolle.
  • Nun fordert er mehr Einsatzzeit - sonst müsse man über einen Wechsel in der Winterpause reden.

Von Javier Cáceres

Am Sonntagabend spielte Portugal in Schottland, und der Fußball-Europameister tat es wieder ohne seinen Kapitän Cristiano Ronaldo. Wie stets schon seit der WM 2018. In diesem Jahr wird der Stürmer von Juventus Turin und fünfmalige Weltfußballer auch nicht mehr für Portugal auflaufen. Sein Trikot mit der Nummer 7 wurde Armindo Tué Na Bangna, genannt Bruma überantwortet, im Alltagsleben ist der Offensivkraft bei RB Leipzig. Bruma, 23, bestritt gegen Schottland eines seiner besten Spiele für die portugiesische Nationalelf - und er erzielte beim 3:1-Sieg ein sagenhaftes Tor zum zwischenzeitlichen 3:0 - nach einem ansehnlichen Sololauf zirkelte er den Ball in den Winkel. "Ein Moment der Magie", schrieb die Zeitung O Jogo. "Ich bin unglaublich glücklich, es war mein erstes Tor für die Nationalelf", sagte Bruma am Montag zur SZ, als er sich auf dem Heimweg befand. Und zwar nach Leipzig, wo er sich zunehmend unglücklich fühlt.

"Ich möchte spielen", sagte Bruma, "ich muss regelmäßiger zum Einsatz kommen als bisher". Auf gerade 59 Spielminuten ist er in der bisherigen Bundesligasaison gekommen, spielte lediglich gegen Borussia Dortmund und Fortuna Düsseldorf. Dazu kommen insgesamt drei Einsätze in DFB-Pokal und in der Europa League - darunter beim Desaster gegen RB Salzburg, wo er zu den drei Spielern zählte, die zur Halbzeit ausgewechselt wurden. Anders als Jean-Kévin Augustin und Nordi Mukiele wurde er danach aber nicht wegen Undiszipliniertheiten bestraft, er hatte einfach schlecht gespielt.

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Grundsätzlich ist Bruma aber die bisherige Einsatzzeit entschieden zu kurz; vor allem wenn er daran zurückdenkt, dass er in der vergangenen Saison unter Trainer Ralph Hasenhüttl "fast alles" gespielt hatte. Seit Sommer heißt der Trainer Ralf Rangnick. "Er hat mir nie erklärt, warum ich nicht spiele. Und ich kann mir das nicht erklären. Viel mehr kann ich nicht tun". Sollte sich die Lage nicht ändern bis zum Jahresende, "müssen wir über einen Wechsel in der Winterpause reden", sagt Bruma. Ähnlich äußerte sich sein Berater Catió Baldé. "Wenn Bruma nicht mehr wichtig ist für den Klub, müssen wir gemeinsam eine Lösung finden." Der Trainer sei in seinen Entscheidungen "souverän", sagt Baldé. Aber: "Bruma hat das Recht, seine Traurigkeit darüber zu äußern, dass er nicht eingesetzt werde und in der Bedeutungslosigkeit verschwinde".

Aktueller Auslöser des Unmuts ist der jüngste Bundesliga-Spieltag. Beim 6:0 von Leipzig gegen 1. FC Nürnberg war Bruma nicht einmal auf der Bank. Nach dem ersten Nations-League-Spieltag, als Bruma die Portugiesen zum 1:0-Sieg gegen Italien schoss und in Portugal als bester Spieler gefeiert wurde, stand er in Leipzig nicht mehr in der Startelf. Bruma schätze "die Stadt, den Klub und die Kollegen", ebenso die Politik RB's, auf junge Spieler zu setzen. Aber dass er ausgerechnet vor den Nationalmannschaftsturnieren aus dem Kader geflogen sei, könne nicht nachvollzogen werden, sagte Baldé. Die Rebellion des Spielers erwischt Leipzig in einer Saison, in der sie nur 18 Feldspieler zur Verfügung haben, aber in drei Wettbewerben spielen und durch die mühsame Qualifikation zur Europa League bereits mehr Pflichtspiele gespielt haben als jeder andere Bundesliga-Klub.

In Glasgow bedankte sich Bruma bei Europameistertrainer Fernando Santos für den Startelfeinsatz mit einer Gala-Vorstellung. Sein Tor war bloß die Krönung einer herausragenden Leistung, mit der Bruma sogar Mittelstürmer Eder in den Schatten stellte, der nach einem Freistoß des eigewechselten Bayern-Profis Renato Sanches seinen ersten Treffer erzielte (74.), seit er im EM-Finale von 2016 Portugal zum Titel schoss.

Auch Debütant Hélder Costa, der in der 43. Minute den Führungstreffer schoss, bekam weniger Schagzeilen als Bruma. Dessen Tor war nichts anderes als Wasser auf die Mühlen seines Beraters Catió Baldé , der angeblich schon Anfragen anderer Klubs erhalten hat und sie allesamt an RB Leipzig verwiesen hat. Er selbst habe die Verantwortlichen bei RB Leipzig um eine Unterredung gebeten. "Wir warten bloß auf einen Termin", erklärt Baldé. Bei RB war hierfür keine Bestätigung zu erhalten - am Montag war trainingsfrei. Das portugiesische Trikot mit der Nummer 7 will Bruma übrigens wieder zurückgeben. "Es ist meine Lieblingsnummer. Aber sie gehört Ronaldo, und er ist für mich immer noch der beste Spieler der Welt."

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