Radsport:Skandalprofi Rasmussen kehrt zur Tour zurück

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Andorra-Arcalis (dpa) - Michael Rasmussen – der Name gehört in die Doping-Phalanx wie seiner ebenfalls gebrandmarkten Kollegen Lance Armstrong oder Alexander Winokurow. Er wirkt wie ein Vertreter aus einer längst vergangenen, finsteren Zeit.

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Andorra-Arcalis (dpa) - Michael Rasmussen – der Name gehört in die Doping-Phalanx wie seiner ebenfalls gebrandmarkten Kollegen Lance Armstrong oder Alexander Winokurow. Er wirkt wie ein Vertreter aus einer längst vergangenen, finsteren Zeit.

Der Radsport hat sich geändert. Trotzdem ist der schmale Däne, der die Tour de France 2007 im Gelben Trikot wegen Dopingverdachts in Pau verlassen musste, wieder da. Unbehelligt sitzt er im „Salle de Presse“ und berichtet für die dänische Zeitung „Ekstra Bladet“. 2013 hatte Rasmussen ein umfangreiches Doping-Geständnis abgelegt. Als „bisher einziger Däne“ – darauf legt er Wert.

Wie fühlt er sich bei der Tour, ist er in einer neuen Welt gelandet, alles anders? „Natürlich ist heute das Netz der Doping-Fahnder engmaschiger und die Risiken des Entdecktwerdens höher als zu meiner Zeit. Aber ich bin nicht so naiv zu glauben, dass man nur um die Ecke gehen muss, und alles ist plötzlich anders“, hatte Rasmussen am Start der achten Etappe der 103. Tour de France erklärt - die ausgerechnet in Pau gestartet wurde.

Vor neun Jahren musste er in Pau die Tour in einer Nacht- und Nebelaktion verlassen. Sein niederländisches Team Rabobank hatte dem Mann in Gelb die Koffer vor die Tür gestellt. Der Druck war zu groß geworden. Es war herausgekommen, dass er in der Tour-Vorbereitung woanders trainierte als angegeben. In Italien anstatt in Mexiko. Dazu gab es Neuigkeiten über einen Rasmussen zugerechneten Beutel mit präpariertem Blut. Ein paar Tage half noch die übliche Strategie: Leugnen. Doch dann musste er gehen.

Sechs Jahre später legte der Däne eine umfassende Doping-Beichte ab und kooperierte mit der dänischen Anti-Doping-Behörde. Er hatte vielleicht nicht so ausgeklügelt wie Armstrong gedopt, aber die Quantitäten waren ebenso beeindruckend. EPO, Wachstumshormone, Testosteron – alles dabei.

„Ich war mir immer völlig sicher, nicht ertappt zu werden. Da war bei mir alles abgesichert“, sagte er am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Über seinen legendären – von EPO befeuerten - Bergsprint zusammen mit dem späteren Gesamtsieger Alberto Contador in den Pyrenäen kann er heute nur milde lächeln. „Naja, der Dritte war auch nicht viel langsamer als wir“, erklärte der einstige Bergspezialist, der weiter ideales Wettkampfgewicht mitbringt.

Im Herbst will der 42-Jährige sein Studium in Sport-Management beenden. „Egal, was ich demnächst beruflich machen werde – ich bleibe der Tour de France treu“, sagte er und wünscht sich den Kolumbianer Nairo Quintana als Toursieger 2016. „Der fährt noch mit Emotion und ist nicht solch eine Maschine wie Chris Froome.“

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