Kolo Muani und Eintracht Frankfurt:Nächster Halt: Paris?

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Letztes Spiel für die Eintracht? Kolo Muani am Sonntag in Mainz. (Foto: Torsten Silz/dpa)

Wenige Tage vor Transferschluss deutet fast alles auf einen Wechsel von Stürmer Kolo Muani in die französische Hauptstadt hin. Weil auch Jesper Lindström kurz vor seinem Abschied steht, braucht Frankfurt Ersatz - und zwar schnell.

Von David Kulessa, Mainz

Es kann auch als Fußballtrainer nicht schaden, gewisse Grenzen zu setzen, dachte sich vermutlich Dino Toppmöller, als bei einer Pressekonferenz kürzlich mal wieder die Sprache auf Randal Kolo Muani kam: "Zu Kolo haben wir vierhunderttausend Fragen beantwortet." Der Trainer von Eintracht Frankfurt hatte mitgezählt. Und irgendwann ist eben auch mal gut: "Da gebe ich jetzt gar keine Auskunft mehr."

Nun verhindert so eine Aussage eher selten, dass bei der nächsten Gelegenheit einfach erneut nachgefragt wird. Doch auch am Sonntag nach dem Auswärtsspiel gegen Mainz 05, aus dem Frankfurt glücklich einen Punkt mitnahm, blieb Toppmöller dabei und sagte nichts zum Transferstatus seines wertvollsten Spielers. Wozu auch? "Es gibt keinen neuen Stand", hatte bereits zuvor Frankfurts Sportvorstand Markus Krösche vermeldet, aufgeregten Kurznachrichten im Netz zum Trotz. Von einer angeblichen Einigung zwischen Eintracht Frankfurt und Paris Saint-Germain über rund 80 Millionen Euro Ablöse war dort zu lesen.

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Doch auch wenn Krösche dem widersprach; das große Interesse von PSG an Frankfurts Torjäger ist kein Geheimnis. Und ebenso bekannt ist, dass Kolo Muani, 24, gerne in die französische Hauptstadt wechseln würde. Vor deren Toren, im Banlieu Bondy, wurde Muani geboren, von dort aus eroberte auch sein Nationalmannschaftskapitän Kylian Mbappé die Fußballwelt. Verein und Spieler sind sich angeblich bereits seit Tagen einig, doch PSG erfüllt offenbar die Frankfurter Ablöseforderungen nicht. Noch nicht. Es ist freilich schwer vorstellbar, dass sich ausgerechnet die Pariser Verantwortlichen auf den letzten Metern eines solchen Deals von ein paar Millionen mehr oder weniger aufhalten lassen.

Ein Wechsel Kolo Muanis wäre also der erwartbare Ausgang dieses wochenlangen Transfertheaters, dessen Schlussakt sich Toppmöller schon viel früher gewünscht hätte. Als er noch Fragen zu dem Thema beantwortete, hatte er regelmäßig betont, dass er vor allem eines möchte: Klarheit über seinen Kader. Jetzt muss er eine englische Woche vorbereiten, ohne zu wissen, ob und in wie vielen Spielen ihm sein bester Mittelstürmer zur Verfügung steht. Am Donnerstag trifft die Eintracht im Rückspiel der Conference-League-Qualifikation daheim auf Levski Sofia (Hinspiel 1:1), sonntags kommt der 1. FC Köln. Und dazwischen, am Freitag, schließt das Transferfenster.

Zumindest bei Kolo Muanis Sturmkollegen Jesper Lindström, 23, scheint dafür endlich ein Ergebnis erzielt worden zu sein. "Da kann es gut sein, dass in den nächsten Tagen ein Transfer über die Bühne geht", sagte Toppmöller in Mainz. Der Offensivspieler, der in der Vorsaison gemeinsam mit Mario Götze und Daichi Kamada das kreative Zentrum der Eintracht bildete, wird wohl zu SSC Neapel wechseln. Im Spiel gegen Mainz saß er 90 Minuten auf der Bank. "Wir hätten ihn gerne aufgestellt", so Toppmöller. "Aber die Kommunikation war klar, und das respektieren wir." Man wollte wohl keine Verletzung des Dänen riskieren.

Die Eintracht befindet sich also ein gutes Jahr nach ihrem Europapokal-Triumph in einem mittelschweren Umbruch. Nicht nur Lindström und Kolo Muani sind voraussichtlich bald weg, Djibril Sow, Evan Ndicka und Kamada haben den Verein in diesem Sommer schon verlassen. Alle drei waren unter anderem beim Gewinn der Europa League 2022 Leistungsträger. Doch während für Sow und Ndicka in Ellyes Skhiri und Robin Koch namhafte Nachfolger verpflichtet wurden, fehlt es offensiv merklich an Qualität. Kolo Muani, Kamada und Lindström haben in der vergangenen Saison weit über die Hälfte aller Frankfurter Tore geschossen (48 von 78).

Frankfurt agiert in Mainz weitgehend harmlos

Die aktuelle Spielzeit begann in dieser Hinsicht zwar mit einem 7:0 in der ersten Pokalrunde gegen Viertligist Lok Leipzig. Doch es folgten drei Spiele mit jeweils nur einem erzielten Treffer, bei denen es viel Fantasie benötigte, um sich vorzustellen, wie dieser Schnitt zukünftig signifikant gesteigert werden soll. Zumal gegen Darmstadt und in Sofia Muani die Tore erzielte.

Auch am Sonntag bei Mainz 05 war die Eintracht über weite Strecken des Spiels ziemlich harmlos. Immerhin: Den Treffer zum 1:1 erzielte der auffällige Zugang Omar Marmoush. Dessen Ausgleich in der Nachspielzeit war emotional natürlich wertvoll, zumal in Unterzahl nach einer umstrittenen gelbroten Karte gegen Ansgar Knauff (61.), er fiel aber auch mehr oder weniger aus dem Nichts. Mainz war in der 25. Minute durch Jae-sung Lee in Führung gegangen und auch im Anschluss die bessere Mannschaft.

Niclas Füllkrug und Hugo Ekitike werden mit Frankfurt in Verbindung gebracht

"Fußballerisch haben wir noch viel Luft am oben", gab Sportvorstand Krösche zu, der sich auch selbst in der Verantwortung sehen dürfte, in diesem Bereich noch aufzurüsten. Denn wenngleich Marmoush und Jessic Ngankam bislang wie Zugänge wirken, die dem Team offensiv helfen können - im Falle des Fortgangs Kolo Muanis muss zweifelsohne ein Ersatz für die Mittelstürmerposition beschafft werden. Als Wunschspieler galt lange Elye Wahi, der für Montpellier HSC in der vergangenen Ligue-1-Saison 19 Tore erzielt hat und sich bereits mit Trainer Toppmöller getroffen haben soll. Doch nun ist der 20-Jährige zum RC Lens gewechselt, um dort den nach Leipzig abgewanderten Lois Openda zu ersetzen.

Zuletzt wurden auch Niclas Füllkrug, 30, und der französische Angreifer Hugo Ekitike, 21, mit der Eintracht in Verbindung gebracht. Letzterer kommt bei PSG nicht über die Reservistenrolle hinaus und könnte in den Kolo-Muani-Transfer verwickelt werden. Das jedenfalls berichten jene Transferjournalisten, die zu den wenigen gehören dürften, die Dino Toppmöllers Aussage von Sonntag nichts abgewinnen können: "Ich glaube, es ist für uns alle schön, wenn der 1. September da ist." Der Tag, an dem das Transferfenster schließt.

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