Pressestimmen zum Juve-Sieg:"Das Fiasko des Jahrhunderts"

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Spaniens Medien zürnen nach dem Aus von Real Madrid im Champions-League-Halbfinale, in England wird Gareth Bale kritisiert. Juventus fliegt "auf den Flügeln der Hoffnung" nach Berlin.

Überblick

Die spanischen Medien betrauern nach dem Halbfinal-Aus in der Champions League Real Madrid und die verpasste Chance auf einen "Super-Clásico" in Berlin. Ausgerechnet Alvaro Morata, der Stürmer aus der Real-Jugend, schoss Juventus zum 1:1 (Hinspiel 2:1) und damit ins Endspiel am 6. Juni gegen den FC Barcelona. Für die italienischen Gazzetten die Verwirklichung eines Traums.

Spanien

Marca (Madrid): "Das Fiasko des Jahrhunderts. Madrid scheitert im Bernabeu und verpasst die historische Chance, gegen Barcelona die Mutter aller Finalspiele zu bestreiten. Der schlimmste Albtraum: Rausgeworfen durch Ex-Realspieler Morata. Was gestern passierte, ist ein schmerzhafter Sturz, das Bernabeu bringt in den letzten Jahren kein Glück mehr. Madrid sah schon das Brandenburger Tor aus der Ferne."

AS (Madrid): "Ausgerechnet Morata. Der Junge aus dem eigenen Nachwuchs, der Stürmer den man nicht gebrauchen konnte. Für uns wieder ein Jahr ohne das Traumfinale. Real drückte, aber ohne Ordnung im Spiel. Juventus hat wenig oder gar nicht gelitten. Juve genoss in den letzten Minuten 'Penne' mit italienischer Soße. So ist das Leben: Jetzt werden die Real-Fans im Finale von Berlin Juventus und Morata die Daumen drücken. Kroos war am Ende körperlich K.o. Die Saison Reals stinkt nach kläglichem Scheitern, innerhalb von vier Tagen das Aus in der Champions League und fast in der Meisterschaft."

Sport (Barcelona): "Ist das schade! Es wird keinen Clásico in Berlin geben. Dreifaches Scheitern von Real, das diese Saison keinen Titel gewinnen wird, nachdem man gegen Juventus abgestürzt ist. Ein trauriges Bild. Real Madrid mit einem Armutszeugnis bei der geplanten Aufholjagd. Sie wurden durch ein Tor des 'Verräters' Morata versenkt. Ancelottis Spieler hatten fußballerisch keine Ideen und wurden zur Karikatur. Juventus haut im Bernabeu auf den Lukas. Jetzt kommt es zum ersten Mal zu einem Champions-League-Finale zwischen dem FC Barcelona und Juventus Turin."

El Mundo Deportivo (Barcelona): "MAMMA MIA! Juventus sorgt für die Überraschung, haut Real im Bernabeu raus und wird Barcas Rivale in Berlin. Das Bernabeu erschreckt keinen mehr. Ancelottis Männer beenden eine unheilvolle Saison mit einem dreifachen Scheitern, es sei denn, es gibt im Kampf um die Meisterschaft noch ein Wunder. Real wird sich das Endspiel im Fernsehen anschauen müssen. In Wirklichkeit haben sie das Tor von Juventus nicht richtig gefährdet."

Italien

Gazzetta dello Sport: "Fiesta im Bernabeu-Stadion. Juve im Finale gegen Messi in Berlin. Das Team von Trainer Allegri schafft das perfekte Match, tötet den Stier von Madrid und zieht nach Berlin, um den Champions League-Titel zu erobern. Das ist die Stunde des Triumphs, Juve erreicht ein Ziel, das zu Saisonbeginn noch unerreichbar schien".

Corriere dello Sport: "Juve verwirklicht einen Traum und verdrängt Ronaldo aus der Champions League. Buffon und Pirlo kehren nach Berlin zurück, neun Jahre nach dem WM-Sieg. Die beiden sind die Symbole dieses Juve-Triumphs. Die Nacht im Bernabeu-Stadion ist historisch. Juve hatte seit zwölf Jahren nicht mehr solche Höhen im Fußball-Olymp erreicht".

Tuttosport: "Geschafft! Juve fliegt nach Berlin auf den Flügeln der Hoffnungen, des Stolzes und des Verdienstes. Der Ex-Real-Spieler Morata führt Juve ins Finale gegen Barcelona. Die Tore des Finales öffnen sich Juve zwölf Jahre nach der Niederlage gegen Milan wieder. Juve schickt Real und den armen Ancelotti in die Hölle und fliegt nach Berlin".

Corriere della Sera: "Juve, der große Traum wird wahr. Die Turiner ziehen ins Finale gegen Messis Barca. Juve bestreitet zwar nicht das perfekte Match, aber eine großartige Partie. Die Schwarzweißen sind zwar nicht außerordentlich im Bereich der Technik und des Tempos, sie zeigen jedoch im richtigen Moment, in der letzte halbe Stunde, den Zusammenhalt einer großartigen Gruppe. Juve kehrt zu Recht wieder in den Kreis der Großen des europäischen Fußballs zurück".

Repubblica: "Real muss von Juve eine schmerzhafte Ohrfeige einstecken. In zwei Spielen haben die Turiner wesentlich besser als die Spanier gespielt. Juve greift gegen die Spanier wenig an, verteidigt sich aber mit Effizienz und gibt Real wenig Spielraum".

England

The Telegraph: "Symptomatisch für den qualvollen Abschied von Gareth Bale und Real aus der Champions League war die Unfähigkeit des Rekordtransfers, in der 62. Minute den Ball über die Linie zu bringen. Bale wurde ausgebuht, aber das wurden di Stefano, Raul oder Cristiano Ronaldo anfangs auch. Er kann die Real-Fans, die mit Standing Ovations für Pirlo und Morata ihre Fairness gezeigt haben, immer noch für sich gewinnen. Dazu muss er aber endlich die Sprache lernen und mit seinem Instinkt spielen."

Times: "Der Nachhall dieses angeblich schockierenden, aber eigentlich überhaupt nicht überraschenden Ergebnisses wird weit über die spanische Hauptstadt hinaus zu hören sein. Denn einerseits hat Juventus den Traum Reals zerstört, als erster Verein die Champions-League-Trophäe zu verteidigen, andererseits verweigern sie damit vielen Menschen das Finale, das sie eigentlich sehen wollten."

The Independent: "Als die Halbfinal-Auslosung perfekt war, drehten sich die Geschichten um einen früheren Liebling, der seinen Ex-Klub aus dem Rennen befördern könnte: Pep Guardiola. Nun ist klar, wir hatten den falschen Kerl. Ausgerechnet der frühere Jugend-Stürmer Morata, für den kein Platz mehr bei Real war, trifft wieder gegen seinen Ex-Klub."

Daily Mail: "Es wird keinen Clasico in Berlin geben. Barcelona steht bereit, aber Juventus war über zwei Etappen ein würdiger Gewinner. Sie haben einen wichtigen Sieg zu Hause erreicht und ein wichtiges Tor auswärts. Real Madrid bleibt nur, Fehler zu bereuen - manche vom Abend, wie die von Gareth Bale vergebenen Chancen, aber manche auch in der Planungsabteilung, etwa, den Leistungsrückgang von Torwart Iker Casillas nicht früher anzugehen."

Guardian: "Nicht viele erwarteten, dass Juventus so weit kommt, noch weniger glauben, dass sie es noch weiter schaffen würden. Bei Real Madrid wird nun die Frage sein, ob Carlo Ancelotti weitermacht; eine Saison ohne Trophäe endet oft mit einem arbeitslosen Trainer."

Frankreich:

L'Equipe: "Grande Juve! Juventus hat erneut ein Kapitel seiner Geschichte geschrieben und den Titelverteidiger ausgeschaltet. Real fehlt zunächst die Präzision, wirkte dann sogar lustlos."

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