Volleyball:Konfetti nur für Stuttgart

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Jubel zu Dritt: Stuttgarts Eline Timmermann, Krystal Rivers und Monique Strubbe (von links) beim Pokalsieg über Potsdam. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Potsdam verliert sein drittes Pokalfinale binnen vier Jahren, auch weil die Volleyballerinnen aus dem Deutschlands Süden zu wuchtig im Angriff sind. Sie befreien sich mit ihrem nächsten Titel auch von der Schwere der Vergangenheit.

Von Sebastian Winter

Kristina Guncheva, die aus Bulgarien stammende Kapitänin des SC Potsdam, hat sich eine schöne Erinnerung bewahrt an ihr letztes Volleyball-Pokalfinale im Jahr 2021. Damals gewann sie in ihrer Heimat mit dem VC Maritza den Titel. Sie habe von der Siegerehrung damals "noch Konfetti in meiner Handyhülle, es wird langsam blass, also wird es Zeit für neues". Und was bot sich dafür besser an als das neuerliche Pokalfinale, das sie an diesem Sonntag nun mit ihrem aktuellen Klub aus Brandenburg bestritt. "Natürlich ist ein deutscher Titel auf meiner Bucket List. Er würde für mich die Welt bedeuten", sagte Guncheva noch. Für Potsdam auch: Der 2009 in die Bundesliga aufgestiegene Klub hat bislang weder den Pokal noch die Meisterschaft gewonnen.

Es fehlen nur Winzigkeiten, um auch zu Europas Besten zu gehören

Der Gegner hieß allerdings Allianz MTV Stuttgart, der als letztjähriger Meister, aktueller Bundesliga-Tabellenführer und Champions-League-Viertelfinalist nach Mannheim gereist war. Stuttgart und Potsdam sind sich in dieser Saison in der Bundesligahaupt- und Zwischenrunde und in der Champions League fünfmal begegnet, viermal setzte sich Stuttgart durch. Und nun verhinderten die Schwäbinnen vor mehr als 10 000 Zuschauern in der SAP-Arena mit beeindruckender Angriffswucht und einer für Potsdam ernüchternden Dominanz, dass Guncheva ihre Handyhülle mit weiteren Papierschnipseln für den Pokalsieg füllen konnte. Stuttgarts sprunggewaltige Kapitänin Krystal Rivers und ihre Mitstreiterinnen gewannen die Partie nach nicht einmal 70 Minuten Spielzeit mit 3:0 (25:14, 25:19, 25:15). Es war ihr fünfter Pokaltitel, den ersten in diesem Wettbewerb hatten sie im Jahr 2011 gefeiert. "Wir waren im Aufschlag dominant, haben in Block und Abwehr wunderbar gespielt", sagte Stuttgarts Trainer Konstantin Bitter - seinen kleinen Sohn trug er auf dem Arm spazieren.

Stuttgarts Entwicklung zeigt stetig nach oben, es fehlen nur noch Winzigkeiten, um auch zu Europas Besten zu gehören. In der Champions League kam der Klub durch zwei 3:0-Siege über Potsdam ins Viertelfinale. Dort verloren die Schwäbinnen erst am vergangenen Mittwoch äußerst knapp gegen Fenerbahce Istanbul, einen Gegner, der zu den Besten der Vereins-Volleyballwelt zählt.

Dabei hatte Stuttgart mit ganz eigenen Herausforderungen in dieser Saison zu kämpfen - und schon zuvor. Denn die Profis sind tief geprägt durch ihren früheren norwegischen Trainer Tore Aleksandersen, der sie zwischen 2020 und 2023 betreute, obwohl er unheilbar an Krebs erkrankt war. Es war die bislang erfolgreichste Zeit in der Vereinsgeschichte mit zwei deutschen Meistertiteln und einem DVV-Pokalsieg binnen zwei Jahren. Am 6. Dezember starb Aleksandersen, der sich noch bis in den Sommer hinein an der Uniklinik in Tübingen behandeln ließ - seither spielt Stuttgart auch für ihn, wie auch der neue Trainer Bitter immer wieder betont.

Kein Durchkommen: Potsdams Danielle Harbin gegen den Block von Stuttgarts Krystal Rivers. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Nach Trainer Alexandersens Tod nahm Bitter die schwere Nachfolge an

Bitter war Aleksandersen schon während der vergangenen Saison zur Seite gestellt worden, auch um ihn zu entlasten. Dann trat er die in jeder Hinsicht schwere Nachfolge an, mit einer Mannschaft, die zuvor auch emotional wegen der Erkrankung ihres Trainers eine Achterbahnfahrt hinter sich hatte. Aber es zeigte sich, dass Stuttgart mit seinem hochkarätig besetzten Kader unter Bitter all den Widrigkeiten erfolgreich begegnete - auch weil der Trainer seinen eigenen Ansatz verfolgt: "Wir haben mitgenommen, was Tore uns auf den Weg gegeben hat. Er hat die Basis gelegt. Ich bin aber ein anderer Mensch." Bitter versucht auch, den Draht zur Mannschaft extrem kurz zu halten, was Aleksandersen zuletzt nicht mehr uneingeschränkt möglich war wegen seiner Behandlungen.

Rivers bestätigte nun in Mannheim mit 25 Punkten und einer Angriffsquote von fast schon sagenhaften 73 Prozent, dass sie die - mit Abstand - beste Angreiferin der Bundesliga ist. Ihr zur Seite standen aber auch neue Talente wie die 21-jährige Außenangreiferin Jolien Knollema aus den Niederlanden, die weitere 16 Punkte erzielte, davon drei Blocks, und den zweiten Matchball gegen Potsdam verwandelte. Und Potsdam?

Die Brandenburgerinnen zeigten schon während des ersten Satzes eine merkwürdig passive Körpersprache, auch bei der dritten Endspiel-Teilnahme binnen vier Jahren blieb der SC ohne Erfolg. Ohnehin hat der Klub mit großen finanziellen Problemen zu kämpfen. Potsdam muss sich mit Vorwürfen des Steuer- und Sozialversicherungsbetrugs auseinandersetzen, der Vorstandsvorsitzende und der Sportdirektor sind im vergangenen Herbst zurückgetreten. Im Januar tauchte eine neue, deutlich sechsstellige Finanzlücke auf, städtische Unternehmen sprangen ein, um sie notdürftig zu füllen. Die Liga sanktionierte den SC mit sechs Punkten Abzug und einer Geldstrafe in nicht genannter Höhe.

Diesen Rucksack schleppt der Klub nun mit in den Liga-Endspurt, ihm droht die nächste titellose Saison. Im Gegensatz zu Stuttgart, das sich nicht nur aufmacht zum nächsten Double. Der Verein befreit sich auch langsam von der Schwere der Vergangenheit.

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