Peter Stöger im Interview:"Wo viel Liebe ist, sind Träumereien - oder extremes Leiden"

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Peter Stöger (li.) im Zwiegespräch mit Simon Zoller (Foto: Andreas Gebert/dpa)

Trainer Peter Stöger spricht im SZ-Interview über die Erwartungen in Köln, Doppelbelastung in Zeiten der Europa League und was er von "seinen Burschen" nicht verlangen will.

Von Sebastian Fischer und Moritz Kielbassa

"So cool wie der werde ich nie im Leben" - das sagte Freiburgs Trainer Christian Streich einmal über Peter Stöger, seinen Kollegen vom 1. FC Köln. Wegen solcher Geschichten: Einen Abend vor dem letzten Bundesligaspiel im Mai gegen Mainz, das über die Qualifikation für die Europa-League entschied, ging Stöger abends zum Friseur, und danach mit seiner Freundin zur RTL-Show "Let's Dance". Der FC gewann am nächsten Tag mit 2:0 - und qualifizierte sich erstmals seit 25 Jahren für den Europapokal. "Da kannst nix machen", sagt Stöger: "Ich wäre auch am Dienstag zu Let's dance gegangen, aber die senden halt freitags."

Peter Stöger, 51, geht in seine fünfte Saison als FC-Trainer, er hat mit 136 Spielen gar die Klub-Legende Hennes Weisweiler überholt. Wie er das geschafft hat? Mit großer Gelassenheit, milder Menschenführung, viel Coolness. "Ich schreie grundsätzlich nicht gerne mit Menschen herum. Das passt nicht zu mir, so bin ich nicht strukturiert", sagt er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Deshalb regt er sich auch nicht auf über die große Euphorie in der Stadt, die mit hohen Erwartungen einhergeht. "Wo viel Liebe ist, sind Träumereien - oder extremes Leiden. Ist aber alles besser, als wenn es keinen Menschen interessieren würde."

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Nun hält die kommende Spielzeit die bisher unbekannte Doppelbelastung aus Bundesliga und Europa League bereit. Ein Problem? "Du kannst nicht sagen, du willst als Verein besser, besser, besser werden und dann ist das erste Wort beim Thema Europa League: Doppelbelastung", sagt Stöger. "Es ist Trainerjob, die Jungs darauf vorzubereiten: auf Regeneration, schnell wieder frisch zu sein, vor allem im Kopf."

Er erwartet in dieser Saison durchaus Rückschläge. Sein Ziel: "Ein einstelliger Tabellenplatz - und in der Europa League zu überwintern, das wäre schön". Ein Vorbild ist Borussia Mönchengladbach, der Kölner Gegner am Sonntag (18 Uhr). Wie sich die Borussia in den vergangenen Jahren immer weiter nach oben gearbeitet habe, "dahin sind wir auch unterwegs", sagt Stöger, "aber in kleinen Schritten". Man könne "von unseren Burschen jetzt nicht verlangen, wieder Fünfter zu werden".

Lesen Sie im ganzen Interview mit SZ Plus, wie Stöger den nach China gewechselten 25-Tore-Stürmer Anthony Modeste ersetzen möchte und warum er Trainer wurde, obwohl er das als Spieler nie wollte. Zum Lob von Christian Streich sagt Stöger übrigens: "Den finde ich außerordentlich cool."

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