Personeller Umbruch bei 1860 München:Poschner bittet zur Empfehlungsrunde

Lesezeit: 3 min

Gerhard Poschner will sich ein Bild vom TSV 1860 München machen. (Foto: dpa)

Die lange Zeit der Führungslosigkeit im sportlichen Bereich bei 1860 München ist vorbei. Nach dem Amtsantritt von Gerhard Poschner müssen sich Trainer, Profis und auch der Nachwuchs neu beweisen. Das könnte schon im Spiel in Dresden zu Härtefällen führen.

Von Markus Schäflein

Nun ist Gerhard Poschner also da, der neue Sport-Geschäftsführer, und natürlich wollen die Anhänger des TSV 1860 München wissen, welchen Trainer und welche neuen Spieler der hochgelobte Personalvermittler mitbringt. Doch Poschner, 44, beginnt seine Arbeit so, wie man es erwarten darf: Er beschäftigt sich erst einmal mit den bereits eingestellten Leuten.

"Lasst mich doch erst mal sehen, was im eigenen Stall rumläuft", bat Poschner am Freitag, am Samstag stellte er sich der Profimannschaft vor und führte ein zweistündiges Gespräch mit dem derzeitigen Cheftrainer Markus von Ahlen, am Sonntag weilte er dann mit einer Delegation des Präsidiums und Investoren-Cousin Noor Basha beim 3:2 der U19 gegen die SpVgg Unterhaching im Stadion an der Grünwalder Straße.

Die Profis von morgen und die Profis von heute dürfen sich nun alle unter besonderer Beobachtung fühlen - was sie als einen sogar begrüßenswerten Umstand empfinden werden nach den langen Wochen der Führungslosigkeit im sportlichen Bereich.

"Alle haben noch vier, fünf Wochen Zeit, sich wirklich so zu präsentieren, auf dem Platz und neben dem Platz, um sich für weitere Aufgaben zu empfehlen", sagte Poschner. Von Ahlen ging nicht davon aus, dass seine Spieler dies über die Maßen beeindruckt: "Man steht als Spieler oder Trainer immer auf dem Prüfstand, das darf keine ganz besondere Situation sein."

2. Fußball-Bundesliga
:Cottbus führt und verliert

Der FC Energie geht in Bochum in Führung, muss sich am Ende aber mit 2:1 geschlagen geben. Fortuna Düsseldorf und Sandhausen fahren deutliche Siege ein. Greuther Fürth holt sich den zweiten Platz zurück.

In einer besonderen Situation befand sich allerdings in der vergangenen Woche der junge Innenverteidiger Markus Schwabl, der mit seinen schlimmen Patzern im Heimspiel gegen den Karlsruher SC nicht nur das 0:3, sondern indirekt, wenn man so will, auch den Rauswurf des allseits beliebten Trainers Friedhelm Funkel zu verantworten hatte. Schwabl, der nach dem Spiel gegenüber der Presse noch seine Hoffnung auf einen Verbleib Funkels ausgedrückt hatte, hat diesen Tag noch immer "nicht hundertprozentig verdaut", wie von Ahlen feststellte.

Es sei auch "nicht der richtige Moment, um ihn durch dieses Stahlbad zu führen" - Schwabl gehört an diesem Montagabend (20.15 Uhr) im Auswärtsspiel bei Dynamo Dresden aus diesem Grund nicht einmal zum Kader. "Er hat es mit sehr viel Verständnis aufgenommen und die Woche genauso beurteilt: dass er einfach neben der Kappe war", berichtete von Ahlen.

"Das ist eine normale Entwicklung für einen jungen Spieler: Mal zwei Schritte zurück, dann wieder drei oder vier nach vorn." Für den Auftritt in Dresden, wo der örtliche Abstiegskandidat vor gewohnt aufgedrehtem Publikum an seine Grenzen gehen wird, erwartet von Ahlen "keine Überdinge, aber die richtige Körpersprache, Leidenschaft und Kämpfen um jeden Meter". All dies sei "die Grundvoraussetzung, um in Zukunft bei 1860 eine Eintrittskarte zu haben".

Im Gegensatz zu den meisten Akteuren, die über das Saisonende gültige Tickets besitzen, laufen bei Benjamin Lauth und Daniel Bierofka die Verträge aus. Poschners Meinung ist vor allem bei den beiden gefragt, die lange Jahre zu den wichtigsten Spielern gezählt hatten, zuletzt allerdings nicht mehr. "Das sind Sechziger, das muss man berücksichtigen", sagte Poschner, "aber wir leben in einer Leistungsgesellschaft." Für die beiden gilt es besonders, sich fünf Wochen zu beweisen.

Gerhard Poschner beim TSV 1860
:Ein ambitionierter Riese schläft nicht

Alle Wichtigen beim TSV 1860 München sind geschasst, nun steht der Aufbruch in eine neue Epoche an: Der Zweitligist stellt Gerhard Poschner als neuen Sport-Geschäftsführer vor. Der muss nun einen geeigneten Trainer finden.

Von Markus Schäflein und Philipp Schneider

Von Ahlen hingegen vermittelt nicht den Eindruck, mit aller Macht Chef bleiben zu wollen. Das wäre auch eine ziemlich ungeschickte Strategie nach dem grandios gescheiterten Ehrgeizling Alexander Schmidt, der eine gewisse Freude über das Aus von Reiner Maurer nicht verhehlen konnte. Poschner hatte angekündigt, von Ahlen eine Chance einräumen zu wollen, der Trainer selbst war davon ausgegangen, nach Saisonende wieder Assistent zu sein - "beide Aussagen stehen", sagte von Ahlen.

"Mein Wunsch war, es mit Friedhelm zu Ende zu bringen. Aber jetzt ist es so gekommen, und ich werde alles erdenklich Mögliche machen, um das optimal zu gestalten." Er kündigte "generell, was System, Spielweise und Aufstellung anbelangt, wenige Veränderungen" an.

Eine Neuerung gibt es: Marin Tomasov - von Funkel zur U21 geschickt, was seinen Marktwert nicht gerade erhöhte - darf wieder mit den Profis trainieren. Dies habe er gemeinsam mit Poschner so entschieden, sagte von Ahlen. Es ist eben nicht nur interessant, welche Spieler der neue Sport-Geschäftsführer mitbringt - sondern auch, wie er bestehendes Personal woandershin vermitteln will.

© SZ vom 14.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: