PSG-Eigner Tamim bin Hamad al-Thani:Emir mit Faible für Fußball

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Scheich Tamim bin Hamad al-Thani aus Katar gehört der Champions-League-Finalist Paris Saint-Germain. Der Sport ist Teil seiner politischen Strategie.

Von Dunja Ramadan

Scheich Tamim bin Hamad al-Thani zückt oft das Scheckbuch. Nach den verheerenden Explosionen in Beirut schickte er kürzlich 50 Millionen US-Dollar nach Libanon, dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan sagte er während der Lira-Krise 15 Milliarden Dollar Investitionen zu. Das kleine Emirat Katar braucht Verbündete, denn seit 2017 ist es umgeben von Widersachern: Saudi-Arabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten und Bahrain werfen Katar zu große Nähe zum Erzfeind Iran vor und blockieren den sunnitischen Golfstaat seitdem auf dem Luft-, See- und Landweg. Also sieht sich al-Thani anderweitig um, nicht nur auf der politischen Bühne. Der Sport ist für den Herrscher des öl- und gasreichen Ministaats, der gerne Fußball und Tennis spielt, zur Lebensversicherung geworden. Katar hält 100 Prozent der Anteile an dem französischen Klub Paris Saint-Germain, der am Sonntag gegen den FC Bayern im Champions-League-Finale steht.

Nur wenige Wochen nachdem die ehemaligen Bruderstaaten die Blockade gegen das kleine Emirat verkündet hatten, machte Scheich Tamim weltweit Schlagzeilen: Sein Klub zahlte für den Fußballstar Neymar im Sommer 2017 eine Rekordablösesumme von 222 Millionen Euro. Der Brasilianer wechselte vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain. Mit diesem Transfer schlug der gerade noch als isoliert geltende al-Thani auf einer ganz anderen Ebene zurück. Die überzogene Summe sicherte ihm globale Aufmerksamkeit. Damit änderte er das Narrativ vom jüngsten Staatschef der arabischen Welt, der von einer diplomatischen Eiszeit überrascht wurde, in das vom einflussreichen Großinvestor, für den Geld keine Rolle spielt.

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Zu diesem Zeitpunkt war Tamim bin Hamad al-Thani erst vier Jahre im Amt. Im Alter von 33 Jahren wurde er vom Kronprinzen zum Emir von Katar. Sein Vater, Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani, begründete diesen Schritt in einer Fernsehansprache an die Nation. Es sei nun die Zeit gekommen, die Verantwortung an die neue Generation zu übergeben, sagte er. Der damals 61-Jährige wollte wohl ein bekanntes Szenario vermeiden: Er selbst hatte seinen Vater im Jahr 1995 in einer Palastrevolution von der Staatsspitze verdrängt, während dieser in der Schweiz weilte.

Er will alle bei Laune halten

Wie sein Vater hat Scheich Tamim die britische Militärakademie Sandhurst besucht, danach folgte eine Offizierskarriere im Militär, dessen Oberbefehlshaber er wurde. Tamim ist der Sohn von Hamads Zweitfrau Moza bint Nasser al-Missned, die als sehr einflussreich gilt. Seine Eltern schafften es, dass die Fußballweltmeisterschaft 2022 an Katar vergeben wurde - laut US-Strafverfolgungsbehörden mithilfe von Bestechungsgeldern. Katar weist die Vorwürfe zurück. Für Scheich Tamim ist die WM der Höhepunkt seiner Soft-Power-Politik, einer Strategie, die nicht auf militärische Stärke, sondern auf Anziehungskraft setzt. So holt sich Katar ein Großspektakel, das die Welt zum Hinschauen regelrecht zwingt.

In zwei Jahren ist es so weit. Die Vorbereitungen auf die WM sind längst in vollem Gang. Auch wenn nicht alle Landsleute seine Sportbegeisterung teilen - Bilder der Leichtathletik-WM von 2019 zeigten leere Ränge -, erfährt der 40-jährige Emir seit der Blockade Solidarität. Überall in der Hauptstadt sind Bilder von ihm zu sehen, auf Heckscheiben, Häusern, Schaufenstern. Dazu der Slogan: "Tamim al Majd", Tamim der Glorreiche. Und um all jene bei Laune zu halten, die nichts mit Fußball, Partystimmung und Alkohol zu tun haben wollen, ordnete Scheich Tamim 2019 eine höhere Steuer auf Hochprozentiges an. Damit löste er in den Augen vieler Katarer ein Versprechen ein, das er am Anfang seiner Karriere machte: Er wolle ein Gleichgewicht herstellen zwischen den Anforderungen der Moderne und der Bewahrung der arabisch-islamischen Kultur. Ob er dieses auch während der WM in zwei Jahren halten kann, ist eine andere Frage.

© SZ vom 22.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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