Paralympics:Alle Steine aus dem Weg

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Freudenschreie: Denise Schindler nach ihrer Bronze-Fahrt. (Foto: Kiyoshi Ota/Getty Images)

Radfahrerin Denise Schindler ist die erste Medaillengewinnerin des deutschen Teams bei den Paralympics in Tokio. Und Bronze auf der Bahn könnte erst der Anfang gewesen sein.

Von Sebastian Fischer

Dieser Sommer hat für Denise Schindler viel mit Steinen zu tun, mit einem echten und einigen in ihrer Vorstellung. "Es sind so viele Steine vom Herzen gefallen, ich glaube, das hat das ganze Velodrom gehört", sagte die Radfahrerin aus Olching bei München, nachdem sie am Mittwoch die erste deutsche Medaille bei den Paralympics gewonnen hatte, Bronze in der 3000-Meter-Verfolgung, die erste bei diesen Spielen vergebene Medaille überhaupt. Sie hatte sich unter Druck gesetzt, erzählte sie, "ich war heute den ganzen Tag nicht ansprechbar, ich war wirklich in meiner Zone". Aus ihr schien nicht nur große Freude zu sprechen, sondern auch die Erleichterung, dass sich die lange Vorbereitung auf die Spiele gelohnt hatte. Eine Vorbereitung, die kurz vor der Abreise nach Japan fast noch schiefgegangen wäre.

Schindler, 35, die im Alter von zwei Jahren nach einem Unfall, bei dem sie unter eine Straßenbahn geriet, ihren rechten Unterschenkel verlor, hat bei Paralympics schon viel gewonnen. Zweimal Silber und einmal Bronze holte sie in Rennen auf der Straße. Auf der Bahn wurde sie 2012 einmal Vierte und 2016 disqualifiziert. Deshalb lag ihr Fokus diesmal darauf, auch dort eine Medaille zu gewinnen.

Doch die Vorbereitung war nicht optimal, die Verschiebung der Spiele setzte ihr zu, aber nicht nur das. Sie hatte oft Entzündung an ihrem Stumpf in der Prothese, erzählte sie vor ein paar Wochen im SZ-Interview. Und dann, bei einer Trainingsfahrt Mitte August, lag ihr tatsächlich ein Stein im Weg. Sie stürzte, zog sich Schürfwunden zu. Den Stein nahm sie als Glücksbringer mit.

Weniger als vier Minuten wollte sie für die Strecke brauchen, das war ihr Ziel gewesen. Sie erreichte es am Mittwoch schon in der Qualifikation in 3:57,625 Minuten. Im Rennen um Platz drei war sie noch mal zwei Sekunden schneller. Auf der Ziellinie schrie sie laut, während des Rennens hatte das auf der Tribüne auch Friedhelm Julius Beucher getan, der Präsident des Deutschen Behindertensportverbands (DBS). "Das ist ein wunderbarer Auftakt. Natürlich ist eine solche Premiere Ansporn und Schub zugleich für das gesamte Team", sagte er. Und Ansporn ist es wohl auch für Schindler selbst. Auf der Straße startet sie ja noch.

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