Tennis bei den Olympischen Spielen:Eine gewinnt, zwei scheitern

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Drei deutsche Tennisfrauen haben bei Olympia um den Einzug ins Viertelfinale gekämpft - doch nur eine hat es geschafft: Angelique Kerber schlägt Venus Williams. Julia Görges verliert gegen Maria Kirilenko. Und Sabine Lisicki nach einem dramatischen Spiel gegen Maria Scharapowa.

Jürgen Schmieder, Wimbledon

Tennisspieler haben ein recht zwiespältiges Verhältnis zum Regen, vor allem dann, wenn sie gerade eine Partie in Wimbledon austragen - weil dort zum einen Nässe recht häufig vorkommt und zum anderen eine Unterbrechung das Momentum einer Partie komplett verschieben kann. Wer führt, der will, dass es weitergeht. Wer sich in einer Krise befindet, der hofft auf einen kleinen Schauer.

Angelique Kerber: Sie musste Tennis kämpfen. (Foto: AFP)

Am Mittwoch in Wimbledon regnete es immer wieder. Mal war es nur ein vorsichtiges Nieseln, bei dem weitergespielt wurde - mal war es ein heftiger Guss, der die Akteure zurück in die Kabinen schickte. Bei jedem Regentropfen, der vom Himmel fiel, fragten sich die Zuschauer: Wird das Spiel unterbrochen? Und: Wem würde das helfen?

Den drei deutschen Spielerinnen wurde ja durchaus zugetraut, im Einzelwettbewerb etwas zu erreichen - wobei sich kaum jemand genauer zu spezifizieren traute, was dieses etwas sein könnte. Das Achtelfinale hatten sie erreicht, es warteten Gegnerinnen mit bekannten Namen. Am Ende des Abends war nur noch Angelique Kerber übrig. Julia Görges und Sabine Lisicki schieden aus.

Bei Görges lautet die Antworten auf die Wetterfragen: Es regnete insgesamt zwei Mal. Und: Die letzte Unterbrechung half ihr gar nicht. "Ich habe sehr, sehr gut begonnen, nach dem Regen habe ich ihr mein Aufschlagsspiel zu leicht gegeben", sagte Görges, 23, nach der Partie gegen Maria Kirilenko, "ich habe einige enge Entscheidungen gegen mich bekommen, weil ich den Ball zu nah an die Linie gespielt habe."

Görges war genervt, sie echauffierte sich über den Lärm auf der Anlage und schimpfte mit der Schiedsrichterin. Am Himmel waren keine Wolken zu sehen, Görges musste nun selbst in diese Partie zurückfinden. Das gelang ihr nicht, sie unterlag mit 6:7 und 3:6.

Direkt danach spielte Angelique Kerber gegen Venus Williams, mit dem Wetter war es so: Mitte des ersten Satzes zog eine finstere Wolke über den Court No.2, es tröpfelte ein bisschen - doch es gab keine Unterbrechung, weil die Wolke humorlos in Richtung Innenstadt weiterzog. Kerber hätte eine Pause jedoch gut gebrauchen können, denn sie erlaubte sich eine Schwächephase, die eigentlich bis zum Ende der Partie dauerte. "Es ist gegen Venus immer schwer, den Rhythmus zu finden, weil sie auf Rasen unmenschlich spielt", sagte Kerber danach. Sie behielt auch ohne Rhythmus und gegen eine unmenschliche Gegnerin die Nerven, gewann mit 7:6 und 7:6 und spielt am Donnerstag nun gegen Victoria Azarenka.

Dann trat Sabine Lisicki gegen Maria Scharapowa an. Das Wetter spielte überhaupt keine Rolle mehr, es entwickelte sich auch so eine epische Partie. Die beiden prügelten sich die Bälle zu, sie hetzten sich gegenseitig über den Platz und feierten beinahe jeden Punkt martialisch. Allein der erste Durchgang dauerte 73 Minuten.

Im Tie Break führte Scharapowa mit 5:4, dann forderten plötzlich beide Spielerinnen verzweifelt den Videobeweis. Der Schiedsrichter entschied auf Wiederholung. Drei Ballwechsel später stand es 6:6, Scharapowa stand 30 Sekunden lang regungslos an der Grundlinie, sie blickte nach hinten und vergaß den Seitenwechsel. Sechs Punkte danach hatte Lisicki mit 10:8 gewonnen.

Im zweiten Satz drosch Scharapowa Aufschläge und Vorhände übers Netz, Lisicki antwortete mit teils unfassbaren Konterschlägen. Es siegte Wucht über Reaktion - Scharapowa gewann mit 6:4. Im dritten Satz schließlich konnte Lisicki ein Break nicht halten, danach brach ihr Spiel auseinander, sie verlor mit 3:6.

"Ich habe mir nichts vorzuwerfen, ich habe sehr gut gespielt", sagte Lisicki danach, "es waren so viele knappe Ballwechsel dabei, sie hat die wichtigen Bälle ein bisschen besser getroffen." Sie kann immerhin noch im Mixed eine Medaille gewinnen, mit Christopher Kas spielt sie im Achtelfinale am Donnerstag gegen das amerikanische Duo Huber/Bryan. "Wir wollen da Spaß haben", sagte Lisicki, "und vielleicht doch etwas erreichen."

Angelique Kerber hat nun schon etwas erreicht - und sie könnte am Donnerstag noch mehr erreichen bei diesem Turnier, das sich anfühlt wie Wimbledon. Auf die Frage nach dem Unterschied zwischen dem Grand-Slam-Turnier und dem Olympischen Wettkampf sagte Julia Görges: "Eigentlich alles! Nur die Anlage ist gleich!" Und natürlich das Wetter.

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