Olympisches Tennis in Wimbledon:Verzweifelt am Regen und sich selbst

Lesezeit: 3 min

Die deutschen Tennisfrauen kämpfen bei Olympia um den Einzug ins Viertelfinale: Julia Görges verliert nach einer Regenunterbrechung die Konzentration und unterliegt der Russin Maria Kirilenko 6:7 und 4:6. Doch in Angelique Kerber und Sabine Lisicki hat das deutsche Team zwei weitere Chancen.

Jürgen Schmieder, Wimbledon

Regen ist, so lange man nicht Gene Kelly heißt oder der Inhaber einer Trenchcoat-Firma ist, eher eine unbeliebte Witterung. Tennisspieler haben ein recht zwiespältiges Verhältnis zum Regen, vor allem dann, wenn sie gerade eine Partie austragen - weil Nässe natürlich das Momentum eines Spiels komplett verschieben kann. Wer führt, der will, dass es weitergeht. Wer sich in einer Krise befindet, der hofft auf einen kleinen Schauer.

Raus im Olympia-Achtelfinale: Julia Görges. (Foto: dpa)

Am Dienstag in Wimbledon regnete es immer wieder. Mal war es nur ein vorsichtiges Nieseln, bei dem weitergespielt wurde - mal war es heftiger Guss, so dass die Akteure zurück in die Kabinen geschickt wurden. Bei jedem Regentropfen, der da vom Himmel fiel, fragten sich die Zuschauer: Wird das Spiel unterbrochen? Und: Wem würde das helfen?

Im Falle von Julia Görges war die Antwort auf die erste Frage: insgesamt zweimal. Und auf die zweite: Die letzte Unterbrechung half ihr gar nicht. Davor hatte sie ein Break Vorsprung, zwei Minuten nach Wiederbeginn nicht mehr, noch einmal fünf Minuten später lag sie ein Break zurück. Am Ende verlor sie ihr Viertelfinal-Match gegen die Russin Maria Kirilenko mit 6:7 und 3:6.

Den deutschen Spielerinnen wird ja durchaus zugetraut, etwas zu erreichen bei diesem Wettbewerb in Wimbledon - wobei sich kaum jemand genauer zu spezifizieren traute, was dieses "etwas" sein könnte. Was wäre ein Erfolg? Dritte Runde? Eine Medaille? Vielleicht sogar Gold? Sabine Lisicki hatte beim Grand-Slam-Turnier vor wenigen Wohen Maria Scharapowa bezwungen, die Trägerin der russischen Flagge bei der Eröffnungsfeier. Angelique Kerber war erst im Halbfinale gescheitert.

Kerber kam zudem mit der nicht unwichtigen Empfehlung, im Jahr 2012 bei den Frauen die meisten Partien gewonnen zu haben und sich vor allem auf grünem Geläuf ganz hervorragend präsentiert zu haben. "Ich traue ihr in Wimbledon zu, ganz weit zu kommen", hatte Trainerin Barbara Rittner gesagt - nur wollte sie sich wie auch bei Lisicki und Görges nicht festlegen, wie weit genau "ganz weit" ist.

Kerber, Lisicki und Görges standen im Achtelfinale des Olympischen Wettbewerbs - sie hatten also schon etwas erreicht und waren weit gekommen. Görges hatte in der ersten Runde Agniesza Radwanska bezwungen, die beim Grand-Slam-Turnier erst im Finale unterlegen war. Lisicki hatte in der zweiten Runde gegen Jaroslawa Schwedowa einen Matchball abgewehrt, Kerber hatte ihre Spiele überaus souverän gewonnen.

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Drei Medaillen, zwei davon Gold: Schwimmerin Ranomi Kromowidjojo ist die erfolgreichste Athletin aus den Niederlanden. Serena Williams deklassiert ihre Gegnerin Maria Scharapowa im Tennis-Finale und gewinnt zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen in Wimbledon, Triathletin Nicola Spirig siegt im Fotofinish.

Gold-Gewinner

Nun allerdings mussten sie am Mittwoch gegen Spielerinnen antreten, die selbst etwas erreichen und weit kommen wollten - oder zumindest einen klangvollen Nachnamen besitzen. Lisickis Gegnerin ist erneut Maria Scharapowa. "Ich möchte eine Medaille für Deutschland mitnehmen, deshalb bin ich hergekommen", hatte die 22-jährige Lisicki nach ihrem knappen Sieg gegen Schwedow gesagt.

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Die 24 Jahre alte Angelique Kerber spielt gegen Venus Williams, die 32-Jährige wird aufgrund zahlreicher Erkrankungen nur noch auf Rang 72 der Weltrangliste geführt und war zuletzt in Wimbledon in der ersten Runde ausgeschieden. Williams hatte allerdings am Dienstag bereits gegen Kerber gewonnen, mit 6:2 und 7:5 im Doppel mit ihrer Schwester Serena. Auch Kerber gab sich vor der Partie nicht unbedingt zurückhaltend: "Ich weiß, wie ich gegen die Topspielerinnen agieren muss, ich bin ja jetzt - in Anführungszeichen - selbst eine."

Zuerst spielte die 23 Jahre alte Görges gegen Maria Kirilenko. Das Match begann verspätet, weil es regnete. Görges machte das erst einmal nichts aus, sie bewegte sich locker und flink über den Platz, während Russin verkrampft und genervt wirkte. Görges gelang sogleich ein Break - doch dann regnete es wieder. Diesmal machte es der Deutschen etwas aus. Sie verlor ihren Aufschlag, echauffierte sich über den Lärm und diskutierte immer wieder mit der Schiedsrichterin. Die Russin dagegen wirkte plötzlich locker und flink, sie gewann den ersten Satz mit 7:6.

Am Himmel waren nun keine Wolken zu sehen, eine erneute Pause erschien eher unwahrscheinlich, Görges musste nun selbst in diese Partie zurückfinden. Sie machte wahrlich kein schlechtes Spiel, doch bei den prägenden Punkten unterliefen ihr entweder groteske Fehler, oder sie verzweifelte an der Agilität und den teils herausragenden Konterschlägen der Russin. Den zweiten Satz verlor sie mit 3:6.

Nun spielt zuerst Angelique Kerber gegen Venus Williams, dann tritt Sabine Lisicki gegen Maria Scharapowa an ( beide Spiele im Liveticker von SZ.de). Wenn man so nach oben blickt auf der Tennisanlage in Wimbledon, dann sieht man kaum noch Wolken und glaubt ganz fest daran, dass es nicht mehr viele Unterbrechungen geben sollte an diesem Dienstag.

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