Berchtesgaden 1992? Gescheitert. Berlin 2000? Ebenfalls gescheitert. Leipzig 2012, München 2018 und München 2022? Siehe oben. Fünf Mal haben sich die Verantwortlichen des deutschen Sportes in den vergangenen zwei Dekaden um die Ausrichtung von Olympischen Spielen bemüht - fünf Mal gab es Niederlagen. Und nun wollen sie also einen sechsten Anlauf versuchen: Am Dienstag verkündete das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), dass es sich für die Sommerspiele 2024 bewerben möchte. Auf der Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Dresden soll ein entsprechender Grundsatzbeschluss gefasst werden, sagte DOSB-Chef Alfons Hörmann, doch die Zustimmung dabei ist reine Formsache. Mit welcher Stadt Deutschland ins Rennen gehen will, ist hingegen noch offen: Bei einer außerordentlichen Zusammenkunft der DOSB-Mitglieder am 21. März 2015 soll die Entscheidung zwischen Berlin und Hamburg fallen. Kurz vorher will die Spitze des deutschen Dachverbandes einen Vorschlag erarbeiten.
Diese Entscheidung ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Erst vor knapp einem Jahr hatte der DOSB eine krachende Niederlage kassiert, als er versuchte, sich mit München für Winterspiele 2022 zu bewerben: In gleich vier Volksentscheiden in Oberbayern gab es von den Bürgern eine Abfuhr. Ein zentrales Argument dabei war, dass die Wähler das generelle Gebaren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) ablehnten, dessen Intransparenz und dessen umfangreiche Bedingungen an Olympia-Ausrichter. Danach erklärten die Spitzen des deutschen Sports - und auch der Politik -, dass es erst wieder eine Bewerbung gäbe, wenn das IOC tiefgreifende Reformen vornehmen würde.
In der olympischen Geschichte hat es bisher fünf erfolgreiche deutsche Bewerbungen und fünf Ablehnungen durch das IOC gegeben - aber nur dreimal fanden die Spiele dann auch in Deutschland statt.
Erfolgreiche Bewerbungen
Sommerspiele Berlin 1916 (wegen des Ersten Weltkriegs nicht wirksam)
Winterspiele Garmisch-Partenkirchen 1936
Winterspiele Garmisch-Partenkirchen 1940 (wegen des Zweiten Weltkriegs nicht wirksam)
Sommerspiele Berlin 1936
Sommerspiele München 1972
Abgelehnte Bewerbungen
Winterspiele Garmisch-Partenkirchen 1960
Winterspiele Berchtesgaden 1992
Sommerspiele Berlin 2000
Sommerspiele Leipzig 2012
Winterspiele München 2018
Winterspiele München 2022 - durch Volksentscheide von der Bevölkerung abgelehnt
Der Vollständigkeit halber sei auch noch die gescheiterte Bewerbung des österreichischen Salzburg für 2014 erwähnt: Die Bob- und Rodelwettbewerbe hätten im bayerischen Schönau am Königssee stattfinden sollen.
Bisher gibt es solche Reformen nicht. Erst in den Tagen nach der DOSB-Mitgliederversammlung am 6. Dezember kommt in Monaco das IOC zusammen, um eine "Agenda 2020" zu verkünden. Noch sind deren Ergebnisse nicht offiziell; doch das, was nach außen durchsickert, ist nicht dazu geeignet, um der Institution einen deutlichen Wandel zu attestieren.
Dazu passt, dass die Zustimmung in den beiden möglichen Bewerberstädten Berlin und Hamburg bezüglich einer Kandidatur gering ist. Der DOSB hatte Anfang September selbst noch einmal eine Umfrage in Auftrag gegeben. Demnach sprachen sich in Hamburg lediglich 53 Prozent der Bürger für Olympische Spiele in der eigenen Stadt aus, in Berlin sogar nur 48 Prozent.
Der DOSB interpretiert dies als "Arbeitsauftrag", dennoch müssen den Beteiligten die Zahlen zu denken geben. Denn bei einer allgemeinen Umfrage, ob jemand Olympische Spiele in seiner Stadt haben möchte, ist noch eher eine Zustimmung zu haben als in dem Moment, in dem es ein konkretes Konzept mit konkreten baulichen Veränderungen und auch mit konkreten Kosten gibt. Und dass es im Verlauf des Prozesses bis spätestens Frühjahr 2016 in der ausgesuchten Stadt zu einem Bürgerentscheid kommen soll, steht für alle Beteiligten außer Frage. "Wir müssen eine Stadt auswählen, von der wir überzeugt sind, dass wir mit ihr erfolgreich sind", sagte DOSB-Präsident Hörmann. "Am Ende muss es aber zu einem Schulterschluss von ganz Deutschland kommen."