Olympia:Vaultier holt Cross-Gold mit Kreuzbandriss

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Krasnaja Poljana (dpa) - Selbst nach seinem jähen Olympia-Aus zeigte sich Boardercrosser Konstantin Schad von der unglaublichen Geschichte des neuen Olympiasiegers begeistert.

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Krasnaja Poljana (dpa) - Selbst nach seinem jähen Olympia-Aus zeigte sich Boardercrosser Konstantin Schad von der unglaublichen Geschichte des neuen Olympiasiegers begeistert.

Keine zwei Monate nach einer schlimmen Knieverletzung triumphierte der Franzose Pierre Vaultier bei der Hochgeschwindigkeits-Hatz im Extreme Park von Krasnaja Poljana. „Das ist so ein Tier“, lobte Schad, nachdem er zuvor minutenlang im strömenden Regen enttäuscht auf einem Klappstuhl gesessen hatte. „Es freut mich extrem für ihn. Man könnte meinen, es wäre keine Werbung für unseren Sport, dass der hier mit gerissenem Kreuzband hergeht und das gewinnt. Aber wenn es einer verdient hat, dann er.“

Kurz vor Weihnachten war Vaultier schwer in Kanada gestürzt, trat bei den Winterspielen von Sotschi aber mit einer Spezialschiene am rechten Knie an. „Es war für mich nicht schlecht, hier verletzt und Außenseiter zu sein, mit Druck kann ich nicht umgehen“, erklärte der 26-Jährige, der jeden seiner vier Läufe auf klatschnasser Piste gewann. Er sei nicht bei hundert Prozent gewesen, kokettierte Vaultier, der vor dem Russen Nikolai Oljunin und Alex Deibold aus den USA gewann. Schad kannte jedoch eines seiner Erfolgsgeheimnisse: „Ich habe ihn gesehen die Tage, sie haben ihn fitgespritzt. Sie haben es aus ihm rausholen wollen.“

Im Viertelfinale hatte sich Vaultier unter anderem auch gegen Schad durchgesetzt. Der Medaillenkandidat war wie in der Runde zuvor rasant unterwegs, brachte sich durch einen Fahrfehler und die anschließende Kollision mit dem Australier Jarryd Hughes aber selbst aus dem Rennen. „Dann habe ich es etwas übertrieben“, analysierte der Bronze-Gewinner der X-Games, der sich nach Platz 33 von Vancouver 2010 sehr viel mehr ausgerechnet hatte. „Ich hätte sowas von dabei sein können, mein Brett ist so dermaßen gelaufen, ich war gut drauf.“

Im Ziel schüttelte der 26 Jahre alte Schad mit den Händen in den Hüften den Kopf: „Bei sechs Mann kommt halt immer irgendwer von irgendwoher. Du kannst nichts machen, ohne alles zu geben. Für meinen Kollegen Paul ist es fast noch bitterer.“

Sein vier Jahre jüngerer Teamkollege Paul Berg lag ebenfalls im Viertelfinale auch dank eines Spezialbelags für Regen voll auf Kurs, wurde aber von Christopher Robanske von der Piste geschossen. „Da kam plötzlich ein Kanadier von rechts und hat mich umgefahren“, sagte der 22-jährige Berg, klatsche sich aber mit dem Kontrahenten im Ziel ab und wollte sich nicht zu sehr grämen: „Mein großes Ziel war hierherzukommen und die Qualifikation zu schaffen, ich bin mit meiner Leistung zufrieden und war nicht so schlecht unterwegs.“

Damit bleiben die deutschen Snowboard-Herren vor den Race-Wettbewerben bei Olympia weiter ohne Medaille. „Wir hätten uns mehr ausgemalt und erhofft. Aber es zeigt, wie schnell es gehen kann“, erklärte Sportdirektor Stefan Knirsch. „Es ist das Bittere an diesem Sport, aber auch das was es für den Zuschauer unheimlich spektakulär und attraktiv macht.“

Am Vortag hatte dichter Nebel den Kampf von jeweils sechs Mann auf der 1200 Meter langen Strecke über Sprünge, Steilkurven und Wellen unmöglich gemacht. Trotz trist-grauen Himmels und mäßig besetzter Ränge zeigten die Boardercrosser aber die Faszination ihres Sports - und auch die stets vorhandene Gefahr. Der Italiener Omar Visintin wurde nach einem Sturz mit dem Akja ins Ziel gebracht, eine Diagnose lag zunächst nicht vor. „Es gibt nachts einfach keine Minusgrade, die Strecke ist komplett weich und matschig. Dann gibt es böse Stürze. Aber das kann bei uns immer passieren“, sagte Schad zu den schwierigen Bedingungen.

Der Bayer aus Fischbachau konnte bei dem Gedanken an mögliche dritte Spiele in Pyeongchang zunächst nur gequält lächeln, Mannschaftskamerad Berg wollte dieses Olympia weiter mit seinen Eltern beim Eisschnelllauf-Besuch genießen. Für den angeschlagenen Olympiasieger Vaultier steht bald hingegen ein ganz anderer Termin an: „Ich muss erstmal mit meinem Chirurg sprechen.“

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