Olympia:Russische Angst vor Eishockey-Schmach

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Sotschi (dpa) - Keine Ausreden mehr: Nach ihrem Stotterstart wollen sich Russlands Eishockey-Stars in der Triumph-oder-Tränen-Phase von nichts und niemandem mehr aufhalten lassen.

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Sotschi (dpa) - Keine Ausreden mehr: Nach ihrem Stotterstart wollen sich Russlands Eishockey-Stars in der Triumph-oder-Tränen-Phase von nichts und niemandem mehr aufhalten lassen.

Dabei geht im Land der erfolgshungrigen Olympia-Gastgeber schon vor dem ersten K.o.-Match der Puck-Millionäre um Alexander Owetschkin die Angst vor der Blamage um. „Wo ist die rote Maschine?“, fragte die Zeitung „Sport Express“ und meinte vor der Qualifikationspartie am Dienstag gegen Norwegen: „Mit den bisherigen Leistungen müssen wir gar um das Viertelfinale bangen.“ Eine Pleite wäre ein olympischer Totalschaden.

„Von nun an dürfen wir nicht mehr verlieren“, mahnte Stürmer Ilja Kowaltschuk. Mit seinen Fehlern im legendären Penalty-Krimi gegen die USA (2:3) hatte der Ausnahme-Profi seiner „Sbornaja“ das zusätzliche Playoff-Spiel in Sotschi überhaupt erst eingebrockt - und redet die unerwartete Extra-Schicht nun schön: „Spielen ist besser als trainieren.“

Ihre wichtigste Goldmedaille dieser Winterspiele hatten die Russen vor Beginn der Wettkämpfe fest eingeplant - entsprechend ernüchtert fielen nach dem erzitterten 1:0-Penalty-Erfolg über die Slowakei die Kommentare der großen Hoffnungsträger aus. Owetschkin haderte sogar mit übernatürlichen Kräften. „Natürlich haben wir Torchancen, waren oft nah dran, aber das Glück war nicht auf unserer Seite. Hoffentlich haben wir künftig mehr Glück“, sagte der 100-Millionen-Dollar-Star. Mit seinen NHL-Kollegen Jewgeni Malkin und Alexander Sjomin bildet er zwar auf dem Papier eine furchteinflößende Sturmreihe, die überfallartigen Angriffe der Drei verpufften aber bislang zumeist.

Gegen die Slowaken, die zuvor von den USA und den zweitklassigen Slowenen zehn Gegentore eingeschenkt bekommen hatten, klappte trotz des ohrenbetäubenden russischen Fan-Geschreis im „Bolschoi“-Dom wenig. Ehrengast Wladimir Putin rang sich auf der Tribüne gerade einmal zu einem höfliches Klatschen durch.

Der Präsident wünscht sich als abschließende Krönung seiner Spiele ein Finale zwischen Russland und Kanada. Diese Konstellation ist möglich, die erfolgreichsten Länder der Eishockey-Historie würden erst im Endspiel aufeinandertreffen. Kanadas Superstar Sidney Crosby sagte dazu am Sonntagabend mit einem gleichgültigen Schmunzeln: „Ach ja, ist das so?“ Kopfzerbrechen schienen die bisherigen Spiele der Russen auch dem Olympiasieger von 2010 nicht zu bereiten.

Auf ihrem Siegeszug zum Heimtriumph hatten die Kanadier vor vier Jahren sowohl die Russen im Viertelfinale (7:3) als auch die Slowaken (3:2) im Halbfinale ausgeschaltet. Letztere erwischten diesmal ein brisantes Los: Tschechien. „Das ist ein Duell wie ein Brudermord“, jammerte Stürmer Tomas Tatar. „Ein solches K.o.-Spiel kann sich niemand wünschen.“ Sein Trainer Vladimir Vujtek - ein Tscheche! - sieht das anders: „Das wird ein großes Spiel für die ganze Tschechoslowakei.“

Diese Euphorie teilt der tschechische Coach Alois Hadamczik nicht. „Ein solches Derby ist wohl das schwerste Spiel, das bei Olympia möglich ist“, fand er. 1994, 2006 und 2010 standen sich die beiden Länder bei Winterspielen bereits gegenüber, dreimal gewannen die Tschechen: 7:1, 3:1, 3:1. „Der Kampf um das Viertelfinalticket könnte nicht attraktiver sein“, meinte die tschechische Zeitung „Dnes“.

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