Olympia:Olympia-Verfechter gehen auf Distanz zum IOC

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München (dpa) - Selbst langjährige Olympia-Verfechter sorgen sich nach dem krachenden Aus der Münchner Winterspiel-Pläne um die olympische Bewegung.

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München (dpa) - Selbst langjährige Olympia-Verfechter sorgen sich nach dem krachenden Aus der Münchner Winterspiel-Pläne um die olympische Bewegung.

„Sie werden das IOC nicht von heute auf morgen revolutionieren können, aber es muss ein Prozess eingeleitet werden, dass der Sport die Menschen wieder abholt und sich nicht von ihnen entfremdet, so wie zuletzt“, sagte das frühere alpine Ski-Ass Christian Neureuther der „Abendzeitung“.

Der einstige Slalom-Spezialist forderte eine Rückbesinnung auf die „Werte des Sports“ und pocht wie der ehemalige Rodel-Alleinherrscher Georg Hackl auf rasche Reformen. „Es wird eine Konterbewegung vom IOC aus geben. Ich traue Präsident Thomas Bach sehr viel zu und habe Hoffnung, dass er das Kernprodukt Olympische Spiele wieder herausstellen wird“, sagte Dreifach-Olympiasieger Hackl der dpa.

Das eindeutige Bürgervotum der Bayern gegen eine Bewerbung für die Winterspiele 2022 lässt die Kritik am Internationalen Olympischen Komitee (IOC) jetzt auch in Deutschland wachsen. Neben den Münchner Plänen waren bereits im März auch die der Schweiz am Nein der Bürger gescheitert. Das Wahlvolk hatte einer anvisierten Kandidatur des Kantons Graubünden damals ebenfalls eine Absage erteilt.

„Wenn wir so eine flächendeckende Ablehnung erfahren, sind wir an einem kritischen Punkt angelangt, dann müssen wir uns selbst hinterfragen“, erklärte Neureuther. „Es wäre fatal, dies als Betriebsunfall zu deklarieren.“ Der Ringe-Organisation werden unter anderem ausuferndes Profitstreben und ein Hang zum Gigantismus ohne Rücksichtnahme auf Natur und Landschaft vorgeworfen.

„Wir sind an einem Punkt angelangt, wo es nicht immer größer, reicher, gigantischer weitergehen kann“, befand Neureuther und forderte ein Umdenken im IOC-Führungszirkel. „Olympia muss wieder herzlicher rüberkommen, das kann auch heißen: abspecken“, sagte er. Der frühere Skirennfahrer warnte zugleich davor, dass sich in Zukunft nur noch totalitäre Regime für die Großereignisse bewerben könnten. „Hoch entwickelte Staaten machen da nicht mehr mit - stattdessen haben wir Katar, Sotschi, Korea“, kommentierte Neureuther.

Georg Hackl, heute Co-Trainer des deutschen Rodel-Nationalteams, verglich raffgierige Spitzenfunktionäre im Ringe-Komitee mit egoistischen Bankmanagern. „Wie im Bankensystem auch gibt es wenige schwarze Schafe. Einzelne Mitglieder des IOC stellen ihre finanziellen Interessen über die Gesamtinteressen der Bewegung. Das führt zu gewissen Auswüchsen“, kritisierte der 47-Jährige.

Die Entscheidung der Bürger Oberbayerns wird international auch als Signal an den neuen IOC-Präsidenten Thomas Bach gewertet. Der 59 Jahre alte Deutsche wollte sich in einem Zeitungsinterview nicht zum Münchner Bewerbungsverzicht äußern. Dabei sei die Ansage der Menschen eindeutig, befand Neureuther: „Der Bürger hat nicht gesagt, wir wollen prinzipiell keine Olympischen Spiele. Sondern wir wollen sie nicht so, wie ihr sie betreibt.“

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