Olympia: Langlauf:Angerer holt Silber

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Nach 30 Kilometern fällt die Entscheidung im Schlussspurt: Tobias Angerer gewinnt in der Doppelverfolgung Silber - auch aufgrund eines sich opfernden Kollegen.

Jens Filbrich war der erste Gratulant: Als Tobias Angerer erschöpft im Ziel lag, da kam sein Kollege herangefahren und stürzte sich auf den Gewinner der Silbermedaille im 30-Kilometer-Jagdrennen von Whistler. Während des Rennens hatte Filbrich wiederholt auf Angerer gewartet und ihn an die Spitzengruppe herangeführt. "Dafür ist er mit dem sechsten Platz belohnt worden", sagte Bundestrainer Jochen Behle nach dem Rennen.

Entscheidung im Schlussspurt: Tobias Angerer (Starnummer 17) gewinnt Silber. (Foto: Foto: AFP)

Angerer kam 2,1 Sekunden hinter Marcus Hellner ins Ziel, der Gold für Schweden gewann. Vier Medaillen waren das Olympia-Ziel des deutschen Team - bei Halbzeit der Wettbewerbe in Whistler steht nun zumindest eine zu Buche.

"Das ist die größte Überraschung. Angerer hat Großes geleistet. Das zeigt, dass der deutsche Langlauf noch nicht tot ist", sagte Thomas Pfüller, Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV). Angerer gewann nach Silber und zweimal Bronze bereits seine vierte Olympia-Medaille, verpasste aber den ersten Olympiasieg für die Skilanglauf-Männer.

Bundestrainer Jochen Behle musste kurzfristig Axel Teichmann ersetzen. Der 30-km-Weltmeister von Sapporo 2007 laboriert an einer leichten Nasennebenhöhlen-Entzündung und wurde mit Blick auf die deutschen Chancen im Teamsprint am Montag geschont. Dafür kam der Oberwiesenthaler Tom Reichelt zu seinem zweiten Olympia-Einsatz.

Bei frühlingshaften Temperaturen um 10 Grad entwickelte sich schnell das von Behle prognostizierte "brutal schwere Rennen" auf immer weicher werdender Strecke. Finnlands Weltklasse-Läufer Sami Jauhojärvi und Matti Heikkinen quittierten ebenso früh den Dienst wie Sergej Dolidowitsch (Weißrussland) und der ehemalige Weltmeister Martin Koukal (Tschechien). Flbrich, Angerer und Sommerfeldt waren dagegen immer wieder in der zumeist vom 15-km-Dritten Lukas Bauer angeführten Spitze präsent.

Das Tempo auf dem klassischen Teilstück des Massenstartrennens war nicht hoch, so dass eine Spitzengruppe von knapp 30 Läufern nach 15 Kilometern zum Skiwechsel kam. Kurz suchte der Schwede Johann Olsson sein Heil in der Flucht nach vorn und arbeitete sich bis Kilometer 24,1 einen Vorsprung von 25 Sekunden auf die Verfolger heraus. Sommerfeldt konnte dem hohen Tempo nicht mehr folgen, dafür hielten sich Angerer und Filbrich in der immer kleiner werdenden Verfolgergruppe.

Dort bremsten die beiden anderen Schweden Marcus Hellner und Anders Södergren die Konkurrenten geschickt ein. Erst vier Kilometer vor dem Ziel startete der Russe Alexander Legkow die Jagd auf den Spitzenreiter und Angerer folgte. Ein Kilometer vor dem Ziel wurde der mutige Olsson von den Verfolgern eingeholt, Angerer zog vorbei und konnte nur Hellner nicht stoppen. Bronze gewann Olsson.

Besser hatte über 30 km zuletzt Johann Mühlegg abgeschnitten. Der Skandal-Läufer war 1994 in Lillehammer 9. über diese Distanz. Acht Jahre später siegte der Grainauer in Salt Lake City sogar, damals allerdings für Spanien. Gold behielt Mühlegg bekanntlich nur wenige Tage, ehe er als Dopingbetrüger überführt wurde.

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