Olympia kompakt (Tag 7):Norwegische Festspiele

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Der Norweger Aksel Lund Svindal gewinnt den Super G knapp vor Bode Miller, Svindals Landsfrau Marit Björgen holt zweites Langlauf-Gold, Streit um Ammanns "Wunder-Bindung" von Skiverband beendet.

Der Super-G bleibt bei Olympia die Domäne der "Super-Elche": Der Norweger Aksel Lund Svindal fuhr in Whistler in den Olymp und setzte sich auf dem heiligen Berg der Ski-Götter an die Seite seines legendären Landsmannes Kjetil Andre Aamodt, der 1992, 2002 und zuletzt auch 2006 in der zweitschnellsten alpinen Disziplin triumphiert hatte. Bei der siebten Olympia-Auflage des Super-G war es damit schon der vierte Sieg eines "Wikingers". Svindal verwehrte mit seinem Erfolg US-Star Bode Miller die Krönung einer schillernden Karriere: der exzentrische Amerikaner belegte 0,28 Sekunden hinter dem 27-jährigen Norweger Platz zwei. Dritter wurde völlig überraschend Millers Teamkollege Andrew Weibrecht (0,31). Der einzige deutsche Starter, Stephan Keppler aus Ebingen, schied nach einer schwachen Vorstellung aus. "Das war eine Scheißfahrt", sagte er zu seiner indiskutablen Vorstellung. _________________________________________________________________

Jubel auf Norwegisch: Aksel Lund Svindal stahl dem Favoriten Bode Miller die Show und siegte im Super G. (Foto: Foto: AFP)

Marit Björgen hat bei den olympischen Skilanglauf-Wettbewerben in Whistler bereits ihre zweite Goldmedaille gewonnen. Die Norwegerin setzte sich am Freitag auch in der Doppelverfolgung über 2 x 7,5 Kilometer im klassischen und freien Stil durch. Silber erkämpfte die Schwedin Anna Haag vor der Polin Justyna Kowalczyk. Als beste deutsche Langläuferin landete Evi Sachenbacher-Stehle aus Reit im Winkl auf dem elften Platz. _________________________________________________________________

Der Streit um die neue "Wunder-Skibindung" von Skisprung-Olympiasieger Simon Ammann aus der Schweiz ist vom Internationalen Ski-Verband FIS beendet worden. Die FIS erklärte am Rande der Qualifikation für das Springen auf der Großschanze, dass die Bindung regelkonform sei. "Es ist alles in Ordnung", hatte Ammann bereits vor der Qualifikation gesagt. Ob der Österreichische Ski-Verband (ÖSV) dennoch an seinem geplanten Protest festhält, war zunächst unklar. Nachdem der Schweizer Ammann im Probesprung mit 142 Metern erneut die mit Abstand größte Weite gesprungen war, hatte er seine Bindungs-Innovation im Materialcontainer zehn Minuten lang von der Jury begutachten lassen. Sandro Pertile (Italien), Donald Grady (Kanada) sowie Geir Steinar Löng (Norwegen) hatten daran offenbar ebensowenig etwas auszusetzen, wie der Chef der Materialkommission Sepp Gratzer (Österreich). Den Streit um Ammanns neues Bindungssystem hatten die Österreicher ausgelöst, nachdem sie im Springen von der Normalschanze von Ammann besiegt worden waren. _________________________________________________________________

Das deutsche Skisprung-Quartett um Martin Schmitt hat die Qualifikation auf der Großschanze ohne Probleme bewältigt. Andreas Wank kam am Freitag in Whistler mit 137,5 Metern sogar auf Rang zwei hinter dem Japaner Noriaki Kasai aus Japan (142,5). Michael Neumayer wurde mit 136 Metern Achter, Schmitt 14. (128). Michael Uhrmann war als einer der zehn Besten des Weltcups ebenso automatisch qualifiziert wie Simon Ammann. Der dreimalige Olympiasieger aus der Schweiz, der wegen seiner Skibindung heftig von der österreichischen Konkurrenz angegangen worden war, glänzte bei verkürztem Anlauf mit 140 Metern. _________________________________________________________________

Nach Beat Hefti wird auch dessen Schweizer Landsmann Daniel Schmid nach einem schweren Sturz in der Eisrinne von Whistler nicht am olympischen Zweierbob-Rennen teilnehmen. Im fünften von sechs Trainingsläufen stürzte der Bob Schweiz III am Freitag (Ortszeit) in der berüchtigten Passage um die Kurve "Fifty-Fifty". Dabei verletzte sich der Anschieber Juerg Egger. Er wurde von Rettungskräften an der Bahn versorgt und in ein Krankenhaus gebracht. Mitfavorit Hefti hatte sich bei seinem Trainingssturz am Mittwoch eine Gehirnerschütterung zugezogen. Damit fehlt bei den Rennen ein Hauptkonkurrent des Oberhofers André Lange im Kampf um Olympia-Gold. "Ich werde hier mit Sicherheit nicht mehr fahren", sagte Schmid in einer ersten Reaktion. __________________________________________________________

Ski-Rennläufer Patrik Järbyn ist bei seinem bösen Sturz beim Olympia-Super-G in Whistler offenbar glimpflich davongekommen. "Er hat kurzzeitig das Bewusstsein verloren, aber keine ernsten Kopf-, Nacken- oder Rückenschäden davongetragen", sagte der schwedische Verbandsarzt Per Liljeholm. Der 40 Jahre alte Schwede Järbyn bestritt in Whistler Creekside eines der letzten Rennen seiner langen Karriere. Auf dem selektiven "Dave Murrays Course" unterschätzte er eine Kurve, kam zu Fall - und schlug mit dem Hinterkopf auf die Piste. Järbyns größten Erfolge waren WM-Silber im Super-G 1993 im japanischen Morioka und WM-Bronze in der Abfahrt bei der Heim-WM 2007 in Are. _________________________________________________________________

Die deutschen Curling-Frauen haben beim Olympia-Turnier in Vancouver die zweite Niederlage hinnehmen müssen. Im vierten Vorrundenspiel verlor das Team um Skip Andrea Schöpp am Freitag gegen Großbritannien mit 4:7. In der Partie zuvor gegen Gastgeber Kanada hatte die Vereinsmannschaft des SC Riessersee mit 5:6 im Extra End nur knapp eine Überraschung verpasst. Das nächste Spiel bestreiten die deutschen Curling-Frauen am Samstag (23.00 Uhr/MEZ) gegen China. _________________________________________________________________

Zwei Tage nach dem mühsamen 2:0-Auftaktsieg gegen die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft hat sich Olympiasieger Schweden auch gegen den zweiten Außenseiter schwer getan. Das Team um die Lokalmatadoren Daniel und Henrik Sedin besiegte in seinem zweiten Vorrundenspiel beim olympischen Turnier in Vancouver Weißrussland mit 4:2 (2:0, 1:1, 1:1) und nahm nur mit viel Mühe Revanche für die peinliche Viertelfinalpleite vor acht Jahren in Salt Lake City. _________________________________________________________________

Angeführt von Olympiasieger André Lange haben die deutschen Zweierbobs das erneut von Stürzen überschattete Abschlusstraining dominiert. Der Oberhofer legte am Freitag im letzten Übungslauf auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Whistler eine deutliche Bestzeit vor. Lange verwies seine Teamkollegen Thomas Florschütz und Karl Angerer auf die Ränge zwei und drei. Allerdings hatten der starke Schweizer Ivo Rüegg und der Kanadier Lyndon Rush den letzten Trainingslauf ausgelassen. Am Samstag starten die Zweierbobs mit ihren ersten beiden Läufen in ihr Olympia-Rennen. _________________________________________________________________

Axel Teichmann kann bei der Olympia-Entscheidung der Langläufer in der Doppelverfolgung am Samstag (22.30 Uhr/MEZ) in Whistler nicht starten. Wie Bundestrainer Jochen Behle am Freitag bekannt gab, musste Teichmann drei Tage wegen einer Erkältung Antibiotika einnehmen. "Ein Start kommt da definitiv zu früh", sagte Behle der dpa. Für den Bad Lobensteiner wird der Oberwiesenthaler Tom Reichelt die Doppelverfolgung bestreiten. Teichmann hatte zum Auftakt der olympischen Wettbewerbe über 15 Kilometer im klassischen Stil den 44. Platz belegt. In der Doppelverfolgung galt der Thüringer als Medaillenkandidat. "Olympia und Axel bleibt also eine unendliche Geschichte", sagte der Oberhofer Stützpunkttrainer Cuno Schreyl. 2006 hatte Teichmann wegen einer entzündeten Haarwurzel die Winterspiele in Turin verpasst.

© sueddeutsche.de/dpa/sid/jbe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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