Olympia:«Irgendwie auch mein Werk»: Hackl hilft Gold-Rodlern

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Krasnaja Poljana (dpa) - Nach getaner Arbeit sitzt Georg Hackl gerne im Kufenstüberl und genießt bei einem Weißbier den nicht enden wollenden Siegeszug seiner Rodel-Asse.

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Krasnaja Poljana (dpa) - Nach getaner Arbeit sitzt Georg Hackl gerne im Kufenstüberl und genießt bei einem Weißbier den nicht enden wollenden Siegeszug seiner Rodel-Asse.

Vorne im Rampenlicht geben seine bayerischen Gold-Nachfolger Felix Loch, Natalie Geisenberger und die Doppelsitzer Tobias Wendl/Tobias Arlt ein Interview nach dem anderen. Der Hackl Schorsch verbucht derweil zufrieden sein nächstes erfolgreiches Olympia-Kapitel. „Das ist ja irgendwie auch mein Werk“, sagt der inzwischen 47-Jährige nicht ohne Stolz. Tatsächlich ist der dreimalige Olympiasieger ein Erfolgsgarant im deutschen Rodel-Team - aber auch die große Reizfigur.

Hackl weiß nur zu gut, dass sich die jüngst geäußerte Kritik von Tatjana Hüfner auch ganz speziell gegen seine Person richtet - ohne dass die Vancouver-Olympiasiegerin seinen Namen nannte. Hackl war und ist noch immer die Ausnahmefigur der kleinen Rodel-Szene. Noch heute wird der Bayer überall in der Welt erkannt, seine Nachfolger bleiben dagegen oft von Autogrammjägern verschont. Und der Ausnahme-Athlet brachte das Kunststück fertig, in der Randsportart Rodeln zu einem der populärsten Winter-Athleten aufzusteigen. Den Hackl Schorsch kennt man auch an der Waterkant.

Hackls immer noch unglaubliche Popularität mag dem einen oder anderen im deutschen Rodel-Lager ein Dorn im Auge sein, im Mittelpunkt der Kritik stehen aber vor allem seine - einseitig verteilten - Schlitten-Fähigkeiten. Seine Tüftler-Künste waren schon zu seiner aktiven Zeit berühmt-berüchtigt. Auch in der Gold-Grube von Sotschi scheint das „System Hackl“, wie es Italiens Altmeister Armin Zöggeler nennt, mit ein Grund zu sein, warum seine bayerischen Schützlinge so überlegen zu Gold rasen können.

„Ich war am Start die Schnellste und es war ein guter Lauf - und am Ende hat Natalie fast drei Zehntelsekunden Vorsprung. Das ist deprimierend“, brachte Hüfner das Problem auf den Punkt. Ihr geschasster Trainer André Florschütz, der mit Hackl wiederholt heftig aneinander gerasselt sein soll, erklärte: „Wenn solche Unterschiede bei den Zeiten entstehen, dann weiß man als Fachmann, dass das nicht normal sein kann.“

Natürlich müssen Loch und Co. beim Material einen uneinholbaren Vorteil haben. Und natürlich ist es fragwürdig, wenn dieses Material und das enorme Wissen, die ganz speziellen Fähigkeiten eines vom deutschen Verband bezahlten Trainers wie Hackl nur einem begrenzten Teil der deutschen Athleten zuteilwerden. Doch andererseits arbeitet im Hightech-Sport Rodeln jeder Stützpunkt, jeder Trainer, jeder Athlet für sich. Jeder versucht, für sich das Beste herauszuholen.

Und das tut Hackl auch für seine Schützlinge. Zum Dank trug das Gold-Quartett die Ikone nach dem krönenden Abschluss in der Teamstaffel auf Schultern. „Das Erfolgsgeheimnis ist, dass wir in jeder Disziplin derzeit einen Überflieger haben“, erklärte Hackl.

Doch in der Material-Politik stößt der Teamgedanke manchmal an Grenzen. „Wir haben eine Regel“, betont zwar Sportdirektor Thomas Schwab vom Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD). „Jeder Trainer darf bei uns zum anderen gehen und sich den Schlitten zeigen lassen.“ Stimmt - mehr aber auch nicht. Wer verfolgt hat, wie schnell Loch und Co. im Sanki Sliding Centre ihre Renngeräte gegen zu neugierige Blicke verhüllten, ahnt, dass da so manches Geheimnis schlummert.

Hackl, schon zu seinen aktiven Zeiten nicht nur ein Tüftler und ein herausragender Fahrer, sondern vor allem auch ein unglaubliches Pokerface, schweigt zu allem. „Ich glaube, dass es so, wie es jetzt läuft, für alle am besten ist“, sagte er der „Süddeutschen Zeitung“ - und fügte noch hinzu: „Mehr sag' ich nicht.“

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