Olympia:Deutsche Tischtennis-Männer holen Olympia-Bronze

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Rio de Janeiro (dpa) - Der angeschlagene Timo Boll blieb nach dem verwandelten Bronze-Matchball wie angewurzelt stehen und hatte Tränen in den Augen. Dann stürmten Team-Kollege Bastian Steger und Bundestrainer Jörg Roßkopf auf ihn zu und umarmten den Tischtennis-Helden freudestrahlend.

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Rio de Janeiro (dpa) - Der angeschlagene Timo Boll blieb nach dem verwandelten Bronze-Matchball wie angewurzelt stehen und hatte Tränen in den Augen. Dann stürmten Team-Kollege Bastian Steger und Bundestrainer Jörg Roßkopf auf ihn zu und umarmten den Tischtennis-Helden freudestrahlend.

Erst später stieß Dimitrij Ovtcharov zur Jubelfeier, den Augenblick der Entscheidung hatte er verpasst. „Danke an meine Jungs. Die haben mich mit durchgezogen“, sagte der 35 Jahre alte Boll später im ZDF und stellte fest: „Man weiß ja nicht, vielleicht war es das letzte Spiel bei den Olympischen Spielen für mich. Aber ich werde kämpfen, um in Tokio noch einmal dabeizusein.“

Bei seinen möglicherweise letzten Spielen führte Boll Deutschlands Tischtennis-Männer zu einem versöhnlichen Olympia-Abschluss. Das Trio um den Fahnenträger besiegte in Rio de Janeiro im Spiel um Platz drei Südkorea mit 3:1. „Es war eine Teamleistung, das Team war wieder stark“, sagte Boll.

Nach Bronze 2012 und Silber 2008 ist es für die Deutschen im Teamwettbewerb die dritte Olympia-Medaille in Serie und nach Silber für die Damen das zweite Tischtennis-Edelmetall in Rio de Janeiro.

Boll hatte sich zu Beginn der Partie gegen den Olympia-Zweiten von 2012 und WM-Dritten Südkorea eine Nacken-Verletzung zugezogen, spielte aber weiter und holte den entscheidenden Punkt. Zuvor musste er mehrere Minuten mit Spritzen und Tabletten behandelt werden. Zum Auftakt vergab Steger gegen Südkoreas Nummer eins Jeoung Youngsik drei Matchbälle und verlor unglücklich 2:3. Ovtcharov erkämpfte sich gegen Joo Saehyuk ein 3:2 und auch Boll und Steger siegten im Doppel.

Im Halbfinale hatten die an Position zwei gesetzten Deutschen gegen Japan mit 1:3 verloren und dadurch die Chance auf Silber oder Gold verspielt. Mit der ersehnten Medaille in Rio haben Boll und Ovtcharov auch ihr schwaches Abschneiden im Einzel-Wettbewerb vergessen gemacht. Der mit Medaillenhoffnungen gestartete Ovtcharov war im Viertelfinale ausgeschieden, Boll im Achtelfinale gescheitert.

Die Medaille war daher trotz der Enttäuschung in der Runde der letzten vier ein versöhnlicher Abschluss. „Die Konstanz macht einen natürlich stolz. Im Endeffekt sind wir die letzte nicht-asiatische Mannschaft“, hatte Bundestrainer Jörg Roßkopf gelobt. Der Sportdirektor des Deutschen Tischtennis-Bundes (DTTB), Richard Prause, lobte ein „gutes Turnier“ der Männer.

Für den 35 Jahre alten Boll waren es möglicherweise die letzten Olympischen Spiele. „Erstmal konzentriere ich mich jetzt auf das Spiel, ob es jetzt das letzte Mal ist oder nicht, das weiß ich noch nicht“, hatte der deutsche Fahnenträger nach dem 1:3 im Halbfinale gegen Japan gesagt. Der sechsmalige Europameister war einer der Publikumslieblinge in Rio, wurde stets mit langem Applaus gefeiert. Im Bronze-Match spielte er trotz Nackenproblemen tapfer weiter.

Die Bronze-Medaille für die Männer ist die zweite Medaille für den DTTB in Rio. Zuvor hatten die Frauen am Dienstagabend (Ortszeit) Silber gewonnen. Nach einem Sieg im Halbfinale gegen Japan unterlagen sie im Endspiel Favorit China letztlich klar mit 0:3. Immerhin gelang Petrissa Solja, Han Ying und Shan Xiaona ein Satzgewinn. „Silber ist super, mehr war auch nicht drin“, lobte Bundestrainerin Jie Schöpp.

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