So richtig unterscheiden konnte man das nicht mehr: Ist diese kunterbunte Grinsekatze oder Usain Bolt nun das offizielle Olympiamaskottchen? Die Existenz der Grinsekatze ist auf jeden Fall weit in den Hintergrund gerückt, seit dieser Bolt im Olympiastadion von Rio de Janeiro seine Runden gedreht hat. Er kam, er rannte, er grinste, er blitzte. Am Freitagabend zum letzten Mal.
Das Triple-Triple hat sich der Jamaikaner gewünscht, er meint damit unsterblich zu werden in den Sportbüchern und Erinnerungen der Sportfans. Drei Mal hintereinander die 100 Meter, 200 Meter und die Sprintstaffel bei Olympia zu gewinnen, das war vor ihm noch niemandem gelungen. Nun steht es tatsächlich so in den Ergebnislisten: In 37,27 Sekunden eroberte Jamaika die Goldmedaille vor Japan (37,60). Bronze feierten zunächst die USA (37,62), doch als die Amerikaner ihre Ehrenrunde schon beendet hatten und zum TV-Interview kamen, erreichte sie die Botschaft: Sie wurden wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert. Und dann jubelte Kanada (37,64).
Die Zuschauer jubeln, als wäre Jamaika das Heimteam
"Ich habe es vollbracht. Es ist unwirklich. Ich bin der Größte", sagte Bolt nach dem Rennen mit dem gewohnten Selbstbewusstsein. Als es später in der Pressekonferenz um seine Zukunft ging, zuckte er mit den Schultern und lachte: "Ich werde eine neue To-Do-Liste machen", sagte er, jetzt sei er aber erst einmal erleichtert über seine erfüllte Goldmedaillen-Mission.
Wobei das mit Bolts Triple-Triple ja so eine Sache ist: Nesta Carter, mit dem die Jamaikaner 2008 in Peking zu Gold liefen, ist nach Medienberichten in Nachtests positiv gestestet worden. Gut möglich, dass Bolt eine Medaille verliert. "Das hat keinen Einfluss auf meine Ergebnisse. Ich habe immer und immer wieder bewiesen, dass ich sauber bin", sagte er. Sein Andenken wäre wohl kaum kleiner, so ein Zwei-Drittel-Triple-Triple ist ja auch etwas wert.
Bevor es mit dem Finale losgehen konnte, gab es noch einen anderen Wettbewerb zu bestreiten: Das Einlaufen der Teams durch den Tunnel. Die Japaner zogen imaginäre Ninjasäbel aus dem Schaft. Die Jamaikaner zeigten mit dem Finger in die Kamera, das sollte irgendwie cool aussehen, erinnerte aber eher an amerikanische Kriegswerbung ("I want you!"). Die anderen liefen mehr oder weniger schnurstraks vorbei, ist halt nicht jeder für den Klamauk zu haben.
Als Jamaika um Startläufer Asafa Powell, Yohan Blake, Nick Ashmeade und Bolt dann schließlich auf der Tartanbahn erschien, jubelten die Zuschauer als käme hier die Heimmannschaft hereingetrabt. Usain Bolt hatte dafür auch eifrig gearbeitet und sich schon bei seiner Ehrenrunde nach dem 200-Meter-Rennen die Brasilien-Flagge umgehängt.
Nach dem Startschuss entwickelte sich zunächst ein Rennen, auf das man so in einer Zeit nach Bolt hoffen darf: Es war spannend. Die USA, Jamaika und Japan waren alle relativ gleichauf beim letzten Wechsel. Dann übernahm Bolt, rannte 50 Meter, schaute mal nach rechts zum eifrigen Japaner, dann nach oben auf die Leinwand. Und wäre er dort mit den Augen kleben geblieben, hätte er sich selber dabei zuschauen können, wie er davon zog. Der 29-Jährige fand den Turbogang, der ihm über die 200 Meter am Donnerstagabend noch gefehlt hatte.
Zu viert zogen sie nach dem Zieleinlauf schließlich von dannen, hängten sich erst die jamaikanische, dann die brasilianische Flagge um und ließen sich vom Publikum feiern, natürlich beschallten die Lautsprecher die Szene wieder mit Bob Marley. Dass zwischendurch die Siegerehrung für das 5000-Meter-Rennen vonstattenging, bemerkten sie erst, als die kenianische Hymne für die Siegerin Vivian Cheruiyot ertönte. Dann drehten sich Bolt, Blake, Ashmeade und Powell artig zu den aufgehissten Flaggen.
Als die Jamaikaner ihre Runde endlich beendet hatten, konnte sich Bolt bei seinen letzten Olympischen Spielen schließlich noch einmal auf die Bahn knien und sie küssen, dann kam der Sternendeuter, klar. Die Musik war da schon abgedreht, nur wenige Zuschauer schauten sich das noch an. Das Maskottchen Bolt hatte nun alle müde gemacht.