Olympia:Beckert Sechster beim Oranje-Fest - Bergsma siegt

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Sotschi (dpa) - Patrick Beckert riss beim erneuten Oranje-Festival den Zeigefinger in die Luft und zeigte auf die Anzeigetafel. Mit einem famosen Steigerungslauf übertraf der Erfurter im olympischen 10 000-Meter-Rennen von Sotschi mit Platz sechs selbst die kühnsten deutschen Erwartungen.

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Sotschi (dpa) - Patrick Beckert riss beim erneuten Oranje-Festival den Zeigefinger in die Luft und zeigte auf die Anzeigetafel. Mit einem famosen Steigerungslauf übertraf der Erfurter im olympischen 10 000-Meter-Rennen von Sotschi mit Platz sechs selbst die kühnsten deutschen Erwartungen.

Den vierten Dreifacherfolg der niederländischen Eisschnellläufer konnte der 23-Jährige aber nicht verhindern. Dabei gab es eine dicke Überraschung: Rekord-Weltmeister Sven Kramer (12:49,02) konnte die Schmach von Vancouver nicht tilgen und kam viereinhalb Sekunden hinter Jorrit Bergsma (12:44,45) nur auf Platz zwei. Moritz Geisreiter (Inzell) hielt sich als Achter respektabel.

Beckert freute sich zunächst nur verhalten - obwohl er in 13:14,26 Minuten das beste Flachland-Ergebnis seiner Laufbahn verbuchte und sogar zwölf Sekunden schneller war als bei seinem achten WM-Platz im Vorjahr. „So richtig zufrieden bin ich erst, wenn ich mal eine Medaille bei einem Top-Event wie Olympia gewinne“, sagte er.

Nach bedächtigem Beginn wurde der Thüringer von Runde zu Runde stärker und steigerte sich am Ende sogar in einen Rausch. Ausgerechnet die letzten 400 Meter des 25-Runden-Rennens absolvierte er in 29,72 Sekunden am schnellsten. Bundestrainer Stephan Gneupel ballte die Fäuste, Schwester Stephanie applaudierte ihrem Bruder gewohnt zurückhaltend. „Ein bisschen ärgere ich mich, dass ich mein Rennen allein gestalten musste und nicht mit Bob de Jong gepaart war. Vielleicht wäre Bob heute zu knacken gewesen“, analysierte Beckert.

Kramer war unterdessen restlos bedient. Vier Jahre nach seiner spektakulären Disqualifikation wegen falschen Bahnwechsels im Olympia-Rennen von Richmond reichte es für ihn wieder nicht zum Sieg. Trotz seiner sechsten Olympia-Medaille (2/2/2) verfehlte der Eis-Millionär aus Heerenveen sein Ziel, den berühmten Ard Schenk (3/1/0) als erfolgreichsten männlichen Olympia-Skater im Mutterland des Eisschnelllaufs abzulösen.

Nach dem Rennen klagte er über Rückenbeschwerden. „In den letzten vier, fünf Tagen hatte ich wieder Rückenprobleme. Ich bin zu oft verletzt, aber das ist keine Entschuldigung im Hochleistungssport“, sagte Kramer und gratulierte Bergsma zum verdienten Sieg: „Ich habe es vorher gewusst. Ein Tieflandweltrekord von Jorrit, das war eine Weltklassezeit.“

In der Teamverfolgung am Samstag will er trotzdem dabei sein. Der vom Eis-Marathon kommende Bergsma war einfach konstanter - und krönte den nächsten Durchmarsch der Niederländer. „Ich wusste, dass ein Sieg hier möglich war. Ich bin wie in Trance gelaufen“, erklärte Bergsma dem niederländischen Sender NOS. „Ich sah es kommen. Sven lief lange auf meine Zeit. Daran hat er sich die Zähne ausgebissen.“ Bronze ging an den 37 Jahre alten Bob de Jong (13:07,19). Die Oranje-Eisschnellläufer haben damit ihre eindrucksvolle Bilanz von Sotschi auf das Rekordergebnis von 19 Medaillen (6/6/7) in neun Rennen verbessert. Jeder der angereisten zehn Teammitglieder darf sich über mindestens eine Olympia-Medaille freuen.

Für Geisreiter kam diese erneute Oranje-Dominanz nicht überraschend. „Ich habe mich aber ganz auf mich konzentriert und bin eigentlich ganz zufrieden. Die letzten fünf Runden liefen aber technisch nicht mehr so gut“, sagte der WM-Vierte von 2012, für den Platz acht nun die A-Kader-Förderung bedeutet. „Nach meiner Sprunggelenk-Fraktur bin ich froh, dass ich diese Saison noch so gut hinbekommen habe.“ Alexej Baumgärtner musste die Höchststrafe mit einer Überrundung durch de Jong hinnehmen und kam nur auf Rang 13.

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